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Darkover 12 - Der verbotene Turm

Titel: Darkover 12 - Der verbotene Turm
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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vergangene Zeit schien ausgelöscht. In einer gefrorenen, zeitlosen, widerhallenden Kammer seines Geistes stand ein jüngerer Damon zitternd vor der Bewahrerin von Arilinn und beugte den Kopf unter den Worten, die sein Leben zerstörten:
    »Es ist nicht so, dass du uns enttäuschst oder mein Missfallen erregt hättest. Aber du bist viel zu empfindsam für diese Arbeit, zu verletzlich. Wärst du als Mädchen geboren, könntest du Bewahrerin werden. Aber wie die Dinge liegen... Ich habe dich jahrelang beobachtet. Diese Arbeit wird deine Gesundheit, deinen Verstand zerstören. Du musst uns verlassen, Damon, zu deinem eigenen Besten.«
    Damon war ohne Widerspruch gegangen, denn er hatte ein Gefühl der Schuld. Er hatte Leonie geliebt, geliebt mit all der verzweifelten Leidenschaft eines einsamen Mannes, aber in Keuschheit, ohne ein Wort oder eine Berührung. Denn Leonie hatte wie alle Bewahrerinnen gelobt, Jungfrau zu bleiben. Kein Mann durfte sie mit einem sinnlichen Gedanken ansehen, kein Mann durfte sie je berühren. Hatte Leonie das irgendwie erkannt? Hatte sie gefürchtet, eines Tages werde er die Beherrschung verlieren und sich ihr – auch wenn es nur in Gedanken war – auf eine Weise nähern, die gegenüber einer Bewahrerin verboten war?
    Damon war geflohen, vernichtet. Jetzt, Jahre später, schien ein Lebensalter zwischen dem jungen Damon, der in eine unfreundliche Welt hinausgestoßen wurde, um sich ein neues Leben aufzubauen, und dem heutigen Damon zu liegen, der volle Kontrolle über sich selbst hatte und Veteran dieses erfolgreichen Feldzugs war.
    Die Erinnerung war noch lebendig in ihm – der Schmerz würde ihm bis zum Tod bleiben –, aber Damon wappnete sich, als Leonie näher kam, mit dem Gedanken an Ellemir Lanart, die ihn in Armida erwartete.
    Ich hätte sie heiraten sollen, bevor ich ins Feld zog. Er hatte es gewollt, aber Dom Esteban hielt eine so hastig geschlossene Ehe für unschicklich unter Adligen. Er wollte seine Tochter nicht in aller Eile ins Brautbett geleitet sehen, als sei sie eine schwangere Dienstmagd! Damon hatte dem Aufschub zugestimmt. Die Existenz Ellemirs, seiner versprochenen Braut, sollte jetzt auch die schmerzlichsten Erinnerungen bannen können. Indem er die in seinem ganzen Leben errungene Willenskraft zusammenraffte, ritt Damon schließlich vorwärts. Eduin hielt sich an seiner Seite.
    »Ihr erweist uns Gnade, Verwandte«, sagte er ernst und verbeugte sich im Sattel. »Es ist für eine Reise in den Bergen spät im Jahr. Wohin wollt ihr?«
    Leonie erwiderte die Verbeugung mit der steifen Förmlichkeit einer Comyn-Dame in Gegenwart von Außenseitern.
    »Ich grüße dich, Damon. Ich reite nach Armida – unter anderem, um an deiner Hochzeit teilzunehmen.«
    »Es ist mir eine Ehre.« Die Reise von Arilinn war lang und zu keiner Zeit des Jahres ohne Mühsal. »Aber sicher ist es nicht nur meiner Hochzeit wegen, Leonie?‹
    »Nicht nur. Doch die Wahrheit ist, dass ich dir alles Glück wünsche, Cousin.«
    Zum ersten Mal trafen sich – ganz kurz – ihre Augen, aber Da, mon blickte weg. Leonie Hastur, Lady von Arilinn, war eine hoch gewachsene Frau, schmal gebaut und mit dem flammend roten Haar der Comyn, das jetzt unter der Kapuze ihres Reitmantels einen Anflug von Grau zeigte. Sie war vielleicht einmal sehr schön gewesen; Damon würde nie im Stande sein, darüber ein Urteil abzugeben.
    ›Callista sandte mir die Nachricht, dass sie von ihrem Gelübde gegenüber dem Turm entbunden werden und heiraten möchte.« Leonie seufzte. »Ich bin nicht mehr jung; ich hatte mir gewünscht, mein Amt als Bewahrerin niederzulegen, wenn Callista ein wenig älter geworden sei und es hätte übernehmen können.«
    Damon verbeugte sich schweigend. Das war ausgemacht gewesen, seit Callista als Mädchen von dreizehn in den Arilinn-Turm gekommen war. In Callistas erstem Jahr dort war Damon Psi-Techniker gewesen, und als solcher hatte er sein Urteil abgeben müssen, ob man sie zur Bewahrerin ausbilden solle.
    »Doch jetzt möchte sie uns verlassen, um zu heiraten. Sie hat mir berichtet, dass ihr Liebhaber... « – Leonie benutzte die höfliche Endung, die dem Wort die Bedeutung »versprochener Gatte« gab –»... ein Außenweltler ist, einer der Terraner, die bei Thendara ihren Raumhafen gebaut haben. Was weißt du über die Sache, Damon? Mir kommt sie verstiegen, phantastisch vor wie eine alte Ballade. Wie hat sie diesen Terraner überhaupt kennen gelernt? Sie nannte mir seinen Namen, aber ich
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