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Darkover 03 - Herrin der Falken

Titel: Darkover 03 - Herrin der Falken
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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das Pferd kam zum Zaum, senkte seinen großen Kopf und rieb ihn an der Brust des MacAran… sicher gelänge es ihm ebenso, diesen Vogel zu retten. Romilly war müde und fror, sie sehnte sich nach der Zeit, als sie auf ihres Vaters Schoß klettern und ihm alle ihre Sorgen erzählen konnte…
    Die Stimme ging ihr durch Mark und Bein, zornig und kalt – aber es lag auch Zärtlichkeit darin. Das war die Stimme Mikhails, Lords von Falkenhof, des MacAran.
    »Romilly!« sagte er, schockiert, aber mitfühlend. »Tochter, was machst du denn da? Das ist keine Arbeit für ein Mädchen, einen Verrin-Falken zu zähmen! Ich habe diesem elenden Davin Befehle gegeben, und er liegt faul im Bett, während der eine Falke von einem Kind mißhandelt wird und der andere, da bin ich sicher, auf seinem Block verhungert ist…«
    Romilly konnte kaum sprechen, so wehrte sie sich dagegen, in Tränen auszubrechen und die Beherrschung zu verlieren.
    »Das andere Falkenweibchen fliegt frei, um weitere von ihrer Art auszubrüten«, antwortete sie. »Ich selbst habe sie bei Sonnenaufgang freigelassen. Und diese hier ist nicht mißhandelt worden, Vater –« 
    Worte und Bewegungen ließen den Falken heftiger als zuvor flattern. Romilly keuchte. Es war schwer, das Bewußtsein ihrer selbst aufrechtzuerhalten gegen die Wut der klatschenden Flügel, den Hunger, die Blutlust, das Verlangen, sich loszureißen, zu fliegen, sich an den dunklen, einengenden Balken zu zerschmettern… aber es ging vorüber. Romilly, die besänftigend auf den Vogel einsprach, spürte, daß ein anderer Verstand den ihren berührte und Wellen der Ruhe aussandte… also so macht Vater das, dachte sie in einem Winkel ihres Gehirns. Sie strich sich eine schweißtriefende Locke aus den Augen und tat wieder einen Schritt zu dem Falken hin.
    Hier ist Essen, komm und nimm es… Der Magen drehte sich ihr um, als sie das tote Fleisch auf dem Handschuh sah und roch. Ja, Falken kröpfen frische Beute, sie werden gezähmt, indem man sie hungern läßt, bis sie Aas annehmen…
    Plötzlich zerbrach die Gedankenverbindung zwischen Mädchen, Mann und Falken. Mikhail von MacAran fragte barsch: »Romilly, was soll ich mit dir bloß anfangen? Du hast hier im Falkenhaus nichts zu suchen; das ist keine Arbeit für eine Lady.« Seine Stimme wurde sanfter. »Zweifellos hat Davin dich dazu angestiftet. Mit ihm befasse ich mich noch. Leg das Fleisch hin und geh, Romilly. Manchmal kröpft ein Falke von einem leeren Block, wenn er hungrig genug ist. Wenn dieser es tut, werden wir ihn behalten, wenn nicht, kann Davin ihm morgen die Freiheit geben. Oder sein Junge soll etwas tun, um sich den Brei zu verdienen! Heute ist es zu spät, den Falken aufzulassen. Er wird nicht sterben, und falls doch, ist es nicht der erste, den wir verlieren. Geh ins Haus, Romilly, nimm ein Bad und leg dich ins Bett. Überlasse die Falken dem Falkenmeister und seinem Jungen. Dazu sind sie da, Liebes. Mein kleines Mädchen braucht das nicht zu tun. Geh ins Haus, Romy, Kind.«
    Sie schluckte schwer und spürte die Tränen hervorquellen. »Vater, bitte«, flehte sie, »ich bin sicher, daß ich sie zähmen kann. Laß mich bleiben, ich bitte dich.«
    »Zandrus Höllen!« fluchte der MacAran. »Wenn nur einer deiner Brüder deine Kraft und Geschicklichkeit hätte, Mädchen! Aber ich will nicht, daß man sagt, meine Töchter müßten in Falkenhaus und Stall arbeiten! Hinein mit dir, Romilly, ich will kein Wort mehr hören!«
    Sein Gesicht war streng und unerbittlich. Der Falke flatterte von neuem, und Romilly spürte die Explosion von Wut, Frustration, Panik in ihrem eigenen Innern. Sie ließ den Handschuh fallen und lief schluchzend vor Zorn davon. Ihr Vater verließ hinter ihr das Falkenhaus und schloß die Tür ab. Romilly ging auf ihr Zimmer, wo sie ihre schmerzende Blase leerte. Eine der Dienerinnen hatte ihr ein Tablett hingestellt, und sie aß ein Stück Brot mit Honig und trank eine Tasse Milch. Aber ihre Gedanken waren immer noch bei dem gefesselten, leidenden, verhungernden Falken im Stall. Er wollte nicht kröpfen, und bald würde er sterben. Er hatte gerade begonnen, Romilly ein bißchen zu vertrauen… Die letzten zwei oder drei Male, bevor ihr Vater sie störte, hatte das Flügelschlagen schneller aufgehört, hatte der Vogel ihre besänftigenden Gedanken gespürt. Doch jetzt würde er bestimmt sterben. Romilly machte sich daran, ihre Schuhe auszuziehen. Dem MacAran war niemand unghorsam, vor allem seine
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