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Dark Village 02 - Dreht euch nicht um

Dark Village 02 - Dreht euch nicht um

Titel: Dark Village 02 - Dreht euch nicht um
Autoren: Kjetil Johnsen
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Stelle, wo die Gasse in die hell erleuchtete Hauptstraße mündete. „Da ist Benedicte!“, flüs terte sie. „Da!“
    Nick drehte sich um und sah gerade noch einen blonden Kopf in der Menschenmenge verschwinden. Er packte Noras Hand und zog sie in den Schatten der Hauswand. Dort blieben sie dicht beieinander stehen.
    „Bist du sicher?“, flüsterte er.
    „Ja!“
    „Hat sie uns gesehen?“
    „Nein. Ich glaube nicht.“
    Beide hielten den Atem an und starrten noch ein paar Sekun den Richtung Hauptstraße. Nicks Schenkel presste sich gegen Noras, seine Hand lag in ihrem Kreuz.
    Plötzlich begriff Nora: Jetzt passiert es!
    Nicks Blick ruhte auf ihr, sie fühlte es, aber sie wagte es nicht, ihn anzuschauen. Dann spürte sie seinen Atem, wie er warm und leicht über ihre Wange strich. Und da drehte sie sich zu ihm um, zu seinen Lippen. Sie war so aufgeregt, dass die Mus keln in ihrem Gesicht unkontrolliert zuckten.
    Ihr Mund war leicht geöffnet. Ihre Unterlippe bebte.
    Unglaublich langsam beugte er sich zu ihr und küsste sie so vorsichtig und so sanft und so fantastisch, dass sie glaubte, sie müsste in seinen Armen dahinschmelzen und vergehen, für immer.

5
    Oh ja.
    Er roch so gut, so warm, wie ein Tag voll Sonnenschein. Und er schmeckte toll, intensiv und frisch zugleich. Wie ein Bonbon vielleicht, ein Erdbeerbonbon mit geheimnisvoller Füllung.
    Er hatte seine Arme um sie gelegt und zog sie an sich.
    Er war stark und größer als sie, aber wenn sie sich auf die Zehenspitzen stellte und er ein bisschen in die Knie ging, waren ihre Hüften auf gleicher Höhe.
    Ja!
    Es war ein Wahnsinnsgefühl, sie hatte solche Lust, dass sie an nichts anderes denken konnte. Es war so intensiv, dass sie fast Angst bekam. Sie, die sich nie etwas traute! Sie, die immer als Letzte in der Reihe stand! Nora Mittelmaß!
    Nick löste sich aus dem Kuss. Zuerst folgte sie ihm mit ge schlossenen Augen. Sie wollte mehr und ihr Mund suchte nach seinem.
    Dann schlug sie die Augen auf. Er hatte sich aufgerichtet und wollte nicht mehr küssen. Die Enttäuschung brannte ihr im Ge sicht und im Körper. Sie wurde wütend: Was ist los? Warum hörst du auf?!?
    „Sollen wir gehen?“, fragte er. „Benedicte ist jetzt sicher weg.“
    Nora war verwirrt. Warum sagte er das? Hatte er sie nur ge küsst, um die Zeit totzuschlagen, bis Benedicte verschwunden war?
    Nick nahm ihre Hand und drückte sie fest.
    „Komm“, sagte er. „Wir suchen uns einen besseren Platz.“
    Nora blickte sich um. Vor wenigen Sekunden hatte sie sich wie im Himmel gefühlt, jetzt merkte sie, dass es kalt geworden war.
    „Es ist schöner auf dem Weg zu dir nach Hause“, sagte Nick.
    „Ja“, flüsterte Nora.
    Ihre Stimmung stieg. Nick hatte recht. Außerdem würde es in der Gasse wieder von Menschen wimmeln, sobald der nächste Film zu Ende war, und das konnte jeden Moment so weit sein. Deshalb hatte er aufgehört, sie zu küssen! Sie lachte erleichtert.
    Er sah sie an und lächelte, dann lachte er. „Gut?“
    „Ja.“ Nora nickte. „Super Idee!“
    Hand in Hand gingen sie die Gasse hinunter. Sie hielten Aus schau nach Benedicte, doch von ihr fehlte jede Spur. Trotzdem schlichen sie die Hauptstraße entlang. Das war aufregend und unglaublich romantisch zugleich. Nora schwebte wie auf Wol ken.
    Sie hätte nie gedacht, dass irgendetwas so fantastisch und überwältigend sein könnte, dass ein Gefühl sie – total – ausfül len würde, von den Zehennägeln bis in die Haarspitzen!
    Ich glaube, ich liebe dich!
    Es war absolut unfassbar; dass es möglich war, so glücklich zu sein, sich so wunderbar zu fühlen.
    Es konnte nicht sein und es sollte nicht sein. Das Glück würde sich schneller von ihnen abwenden, als die beiden es sich hät ten träumen lassen. Denn zwei Leben neigten sich rasch ihrem Ende zu. In elf Tagen und wenigen Stunden würde eine der vier Freundinnen sterben: Nora, Vilde, Benedicte oder Trine.
    Aber vorher würde noch jemand sterben, einen plötzlichen und blutigen Tod. Und es würde Nick sein, der sich mit Blut an den Händen über die Leiche beugte …

11 Tage vor dem Mord
    Don’t leave me this way
I can’t survive, I can’t stay alive
Without your love, no baby
Don’t leave me this way.
    Don’t Leave Me This Way,  The Communards

1
    Freitag.
    Nora wachte im Morgengrauen auf, eine Stunde vor dem Weckerklingeln. Sie musste nicht überlegen, sie musste nicht in sich hineinhorchen. Vom ersten wachen Moment an wusste sie, dass sie glücklich
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