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DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters

DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters

Titel: DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters
Autoren: R.L. LaFevers
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diesmal zeigt sie nach Westen. Gut. Sie hat den zweiten Teil der Falle gesehen. Jetzt kann ich nur hoffen, dass meine Warnung nicht zu spät gekommen ist.
    Sobald Marschall Rieux und seine Männer begreifen, was geschieht, wenden sie ihre Pferde und galoppieren zurück zur Stadt. Die Herzogin und ihre Truppe formieren sich zur Flucht, befinden sich aber immer noch auf dem Glacis der Burg.
    Flieh! Das Wort pulsiert hektisch in meiner Brust, aber ich wage nicht, es auszusprechen, voller Angst, dass irgendjemand in der Burg es hören könnte, obwohl ich hoch oben auf diesem Turm stehe. Ich beuge mich vor und umfasse den kalten, rauen Stein der Zinnen so fest, dass sich seine Kanten in meine nackten Finger drücken.
    Die erste Reihe von d’Albrets Truppen kommt in Sicht, mein Halbbruder Pierre voran. Dann, gerade als ich mir sicher bin, dass es zu spät ist, teilt sich die Gruppe der Herzogin, und ein armseliges Dutzend ihrer Männer wendet seine Pferde, um sich dem Ansturm entgegenzustellen. Zwölf gegen zweihundert. Ich breche angesichts der Nutzlosigkeit ihrer Tat in hohles Gelächter aus, aber der Wind reißt es fort, bevor irgendjemand es hören kann.
    Als die Herzogin und zwei andere davongaloppieren, zögert Ismae. Ich beiße mir auf die Lippe, um nicht laut zu schreien. Sie wird doch nicht glauben, dass sie den dem Untergang geweihten Rittern helfen kann? Ihr Unterfangen ist hoffnungslos, und nicht einmal unsere Fähigkeiten können den zwölf Männern helfen, die so tapfer in ihren Tod reiten.
    »Flieh.« Diesmal spreche ich das Wort doch laut aus, aber genau wie mein Gelächter wird es von dem kalten, unerbittlichen Wind davongetragen, hoch hinauf, wo niemand es hören kann. Weder diejenige, die es warnen soll, noch jene, die mich für den Verrat bestrafen würden.
    Aber vielleicht hat irgendetwas meine Warnung trotzdem zu Ismae getragen, denn auch sie wendet endlich ihr Pferd und galoppiert hinter der Herzogin her. Der eiserne Ring, der meine Lungen zerquetscht, löst sich ein wenig, denn obwohl es schwer genug ist zuzusehen, wie diese Männer den Tod finden, könnte ich es nicht ertragen, Ismae sterben zu sehen.
    Oder schlimmer noch, sie gefangen zu sehen.
    Wenn das geschähe, würde ich mich lieber selbst töten, als sie d’Albret zu überlassen, denn er würde ihr keine Gnade erweisen. Nicht, nachdem sie seine Pläne in Guérande durchkreuzt hat und ihn beinahe ausgenommen hätte wie einen Fisch. Er hat viele Tage Zeit gehabt, um seine Rachsucht zu nähren.
    Es ist töricht von mir zu verweilen. Ich sollte jetzt gehen, solange keine Gefahr einer Entdeckung besteht, aber ich kann mich nicht abwenden. Wie das rauschende Wasser eines angeschwollenen Flusses schließen d’Albrets Truppen die Garde der Herzogin ein. Das widerhallende Klirren dröhnt wie Donner, als Rüstung gegen Rüstung kracht, Piken durch Schilde brechen und Schwerter aufeinandertreffen.
    Mich erstaunt die Wildheit der Männer der Herzogin. Sie alle kämpfen, als seien sie vom Geist des heiligen Camulos höchstpersönlich besessen, und sie schlagen sich durch die Angreifer, wie Bauern mit der Sichel Getreidehalme mähen. Durch irgendein Wunder halten sie die heranstürmenden Truppen d’Albrets lange genug auf, dass die Gruppe der Herzogin die Sicherheit der Bäume erreichen kann. D’Albrets Vorteil aufgrund der größeren Zahl seiner Männer schwindet, wenn sie alle sich durch Zweige und Farne kämpfen müssen.
    Von Osten her erklingt eine Trompete. Ich runzele die Stirn und schaue in diese Richtung, voller Angst, dass d’Albret daran gedacht hat, eine dritte berittene Truppe aufzustellen. Aber nein, das schwarz-weiße Banner der Garnison von Rennes zeichnet sich scharf gegen den klaren, blauen Himmel ab, als ein zusätzliches Dutzend Männer ins Getümmel reitet. Als die Herzogin und die anderen endlich hinter dem Horizont verschwinden, gestatte ich mir zum ersten Mal, tief durchzuatmen.
    Aber trotz des Auftauchens neuer Truppen wird die Garde der Herzogin eine furchtbare Niederlage erleiden. Es juckt mich in den Fingern nach einer Waffe, aber die Messer, die ich bei mir trage, nützen aus dieser Entfernung nichts. Eine Armbrust würde funktionieren, aber es wäre fast unmöglich, sie zu verbergen, und so schaue ich hilflos zu.
    D’Albret hatte eine Falle geplant, die schnell zuschnappen sollte, um ihm seine Beute zu sichern. Sobald er begreift, dass diese entflohen ist und er das Element der Überraschung nicht länger auf seiner
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