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Dark Road

Titel: Dark Road
Autoren: Charlotte Haptie
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und den Geruch der grünen, wild wuchernden Wälder mit sich trug, des großen Waldes und der weiten, unbekannten Dunkelheit.
    Alle Schutzengel hatten eine bestimmte Kraft, denn die Menschen glaubten an sie und fühlten sich sicherer. Aber keiner der Schutzengel war so schön und so mächtig wie der Engel, der in einer Höhle in den Bergen verborgen gewesen war. Und den Zacharias Jump jetzt entdeckt und mitgenommen hatte, sein rechtmäßiger Gefährte.

 
KAPITEL 4
    Es war ein langer und arbeitsamer Winter gewesen. Zack und Clovis hatten am Eis-Engel-Van gearbeitet, in der Scheune neben dem Haus beim Eingang zu den Höhlen.
    Clovis war ein geduldiger, kluger Geist voll Erfindungskraft. Zack dagegen stürmte herum, stolperte in Farbeimer und stieß Dinge um, voller Ungeduld, dass endlich alles fertig werde, er den Wagen ausprobieren und damit die dunkle, schwarze Wolf Road hinunterfahren könnte, die wegen ihrer düsteren Geschichte und der Legenden, die sich um sie rankten, oft auch Dark Road genannt wurde. (Die Kleinigkeit, das Fahren zu lernen, musste er noch erledigen. Aber er hatte vor, das hinter dem Steuer zu tun.)
    Der Wagen war aus silbrigem Metall. Mit seinen langen Linien, weichen Kurven, der großen LKW-Motorhaube und dem hohen, glänzenden Kühler war er von einer etwas klobigen Eleganz. Und er war robust: gebaut, um die Polizei und die Scarsprings zu überlisten, sich durch Seitenstraßen zu quetschen und in schwarzer Nacht den Weg nach Hause über die felsige Wolf Road zu finden.
    Sie entdeckten versteckte Stellen, an denen der Rost nagte, und besserten alles aus. Sie schrubbten und wachsten ihn stundenlang. Zweimal nahm Clovis den gesamten Motor auseinander und baute ihn wieder zusammen. Zack klapperte Autowerkstätten am Rand der Stadt ab, in denen man nicht nach den Wagenpapieren gefragt wurde, und erstand dort neue Bremskabel und Scheinwerfer. Das größte Problem waren die Räder — bis Mariette ihnen zeigte, dass Balthasar in der Wasserhöhle vier neue versteckt hatte.
    »Vorausgeplant hat er allemal«, sagte Clovis, während sie sich abmühten, den letzten Reifen durch den Höhleneingang ins Freie zu rollen.
    Zack schnaubte. Er hatte sich die Schulter verrenkt und das Rad war ihm gerade über den Fuß gefahren. Außerdem stieg in ihm die düstere Vermutung auf, dass Clovis mehr Kraft hatte als er selbst, obwohl er jünger, kleiner und rundlicher war als er.
    »Was ist da schon dabei«, keuchte er. Er hielt an, um wieder ein bisschen zu Atem zu kommen.
    »Naja, also, wenn er vorgehabt hätte zu verschwinden, warum hätte er dann neue Reifen besorgen und sie verstecken sollen?«, beharrte Clovis, der noch nicht einmal außer Atem war. Zack tröstete sich mit dem Gedanken, dass er weiter laufen konnte, ohne müde zu werden.
    »Ich finde, das ist nur ein weiterer Beweis dafür, dass er gar nicht vorhatte zu verschwinden«, fügte Clovis hinzu. »Was ist mit deiner Schulter?«
    »Alte Jagdverletzung«, sagte Zack. »Vom Kampf mit einem Bären. Vielleicht hat er die Räder besorgt und erst danach beschlossen zu verschwinden. Ganz einfach.«
    Keiner der beiden Brüder verwendete jemals den Begriff »abgehauen«. Und auch das Wort »ermordet« sprach keiner je laut aus. Immer betteten sie die Abwesenheit ihres Vaters, unter der sie so litten, in sanftere Worte. Verschwunden. Verschollen. Vermisst.
    »Gestern Abend habe ich einen Drehknopf gefunden, der etwas mit Musik zu tun haben könnte«, sagte Clovis und schob den Reifen alleine weiter. »Ich habe ihn aber nicht ausprobiert ... Dachte, vielleicht wärst du gern dabei. Und Mum.«
    »Lass es uns doch jetzt ausprobieren«, schlug Zack vor. »Ich meine, ich würde gern noch diese Räder und Reifen hier rausschaffen und so weiter, aber du wirst müde sein ... es wird schon dunkel ...«
    »War das Mums alter Teddybär, mit dem du gekämpft hast?«, fragte Clovis, als sie den kurzen Pfad zu ihrem Haus hinaufstiegen und dabei immer wieder vom Weg abwichen, um nicht den Alarm auszulösen. »Du solltest dich immer mit Rückenwind anschleichen, weißt: du, sodass er deinen Geruch nicht in die Nase kriegt.«

 
KAPITEL 5
    Nur die Wolf Road führte bis zu ihrem Haus hinauf. Sie war tückisch, dunkel und voller Schlaglöcher. Niemand benutzte sie — außer den Wölfen. Niemand jagte hier. Die Angst vor wilden Tieren und Trollen war zu groß in der Stadt.
    Das Haus stand hinter den Bäumen in einer großen Felsspalte und passte sich unauffällig in den Felsen
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