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Dark Road

Titel: Dark Road
Autoren: Charlotte Haptie
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Scarsprings.«
    »Hör auf, Zack, bitte hör mir jetzt zu ...« Mariettes Stimme zitterte.
    »Jetzt bieten wir ihnen die Stirn, genau wie er es getan hat. Clovis hat schon alles sorgfältig ausgetüftelt.Wir bringen den Wagen wieder in Fahrt, Mum, Clovis kann das. Und wir werden großartige Eiscreme machen, und den Leuten, die es sich nicht leisten können, bringen wir Wasser. Genau wie Dad.«
    »Aber Zacharias, hör mir zu!« Sie kämpfte mit den Tränen, wollte aber auf keinen Fall, dass er sah, wie sehr sie sich fürchtete. »Zacharias, sie sind gefährlich. Steward Golightly ist gefährlich. Er ist ein gefährlicher, skrupelloser Mann.Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat, ist er wie besessen davon. Er will irgendwann das ganze, das gesamte Scarsprings-Imperium unter seiner Kontrolle haben. Schon immer hatten sie es auf unsere Quelle abgesehen. Sie konnten sie aber nie finden. Und es gibt noch andere Gründe, sehr wichtige Gründe, warum du nie in seine Nähe kommen solltest. Niemals.«
    »Willst du damit sagen, dass sie Dad verschwinden haben lassen?«
    Mariette sagte nichts und blieb nur reglos stehen.
    Zack drehte sich um und ging langsam den Pfad hinunter. Schon sehr bald konnte sie ihn im kalten trüben Zwielicht nicht mehr zwischen den Felsen und dürren Bäumen ausmachen. Trotzdem wusste sie es, als er anhielt. Sie wusste es, ohne zu sehen, dass er in ihre Richtung sah, sie suchte und auf sie wartete. Dann rief er:
    »Ich will nicht irgendwo in die Lehre gehen, Mum. Das halte ich nicht aus. Und du willst doch nicht etwa, dass ich zur See gehe, oder?«
    Sie sagte nichts. Ihr Vater war Seemann gewesen. Dem Meer traute sie nicht.
    »Oder willst du das?«
    Sie hörte das Knirschen seiner Stiefel auf dem Weg, als er mit leeren Händen wieder zu ihr kam. Er hatte den Engel abgestellt.
    »Versuch nicht, mir eine Falle zu stellen, Zack. Wenn du denkst, du kannst mich austricksen und mich vor eine Entscheidung zwischen dem Eis-Engel und der See stellen ... Es gibt noch jede Menge andere Arbeit, mit der man seinen Lebensunterhalt verdienen kann.«
    »Aber ich muss das tun«, sagte er sanft. »Und Clovis geht es genauso.Wir tun es für Dad. Es ist unser ...«, er suchte nach dem richtigen Wort, »... unser Geburtsrecht. Unsere vorbestimmte Aufgabe.«

 
KAPITEL 3
    Weit unter ihnen, in den sich windenden, steilen Straßen von Rockscar City, stieg der Nebel auf. Ein dichter Novembernebel, ein Gemisch aus trägem, frostigem Meeresnebel, braunem Kaminqualm und Dunkelheit. Wagen, Laster, Busse und große, schwerfällige Automobile mit flacher Front bahnten sich ihren Weg, Scheinwerfer leuchteten, Scheibenwischer wischten langsam von links nach rechts. Mit dem Wasser der Pfützen spritzten die Autos Rollerfahrer nass und schickten einen kalten Sprühnebel über die Gehsteige und die eilig dahingehenden, fröstelnden Fußgänger.
    Jeder Wagen hatte eine Art Schutzengel am Kühler angebracht, wie die Galionsfiguren an alten Segelschiffen, die der erbarmungslosen See die Stirn bieten sollten: Tiere, Vögel, Drachen und Monster, majestätische Frauen und Krieger. Manche von ihnen waren wunderschön bemalte Schnitzereien, andere aus Alteisen grob zusammengeschweißt.
    Die weinroten Wagen der Scarspring-Familie trugen allesamt Kühlerfiguren in Form eines silbernen Berglöwen. Diese Figuren sollten vor Gefahr schützen, vor streunenden, jagenden Tieren aus der Wildnis, die nachts in die Stadt kamen, Bären,Wölfe und Berglöwen; und vor etwas anderem.
    Die Lieder und Sagen über Trolle in Rockscar waren so alt wie die Geschichte ihrer Bewohner selbst. Noch immer sprachen einige flüsternd und hinter vorgehaltener Hand von ihnen. Und jeder, selbst die Klügsten, die diese Legende am meisten verhöhnten, selbst jene, die laut lachten, wenn von Trollen die Rede war ... jeder hatte einen Schutzengel auf dem Wagen.
    Rockscar war eine Hafenstadt direkt an der stürmischen See. Aber die Menschen fürchteten die Wildnis viel mehr. Die Wildnis lag hinter der Stadt, erstreckte sich aber an beiden Seiten bis ans Meer — sie umgab die Stadt. Wenn es Trolle gab, dann war dort ihr Refugium.
    Die Legende besagte, dass sie ein uraltes, schreckliches Volk waren, das seit Anbeginn der Zeit in den Bergen lebte. Sie hassten die Menschen und ihre Welt, schlichen sich nachts unbemerkt in die Stadt und verursachten Unfälle und Katastrophen. In Wahrheit verrammelte ein jeder nachts seine Tür, vor allem wenn der Wind aus den Bergen herab wehte
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