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Dark Road

Titel: Dark Road
Autoren: Charlotte Haptie
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hörbares Geräusch. Das Heulen von Wölfen.
    »Lass uns wieder umkehren, Zack«, sagte sie bestimmt, so wie früher, als er klein war. Sie versuchte zu klingen, als ob nichts Wichtiges geschehen wäre und alles so weitergehen könnte wie zuvor. »Clovis wird vor uns zu Hause sein und sich fragen, wo wir stecken.«
    Aber Zack dachte immer noch nach. Als er den Engel gefunden hatte und nach Hause geeilt war, um Mariette zu holen, hatte er geahnt, dass seine Mutter traurig oder unsicher reagieren könnte; aber insgeheim hatte er gehofft, dass sie sich freuen würde. Stattdessen hatte sie ihm nur ein weiteres Puzzlestück gegeben. Ein weiteres Puzzlestück zu dem schrecklichen Rätsel um seinen Vater.
    Balthasar Jump hatte als Mechaniker in Rockscar City gearbeitet. Zumindest am Tag. Nachts wurde er zu einem Gesetzlosen. Er hatte die geheime Quelle der Familie Jump geerbt, eine Trinkwasserquelle, die vom Gletscher kam und in die Höhlen unter ihrem Haus drang. Nachts fuhr er in die Stadt und verkaufte köstliche Eiscreme und schenkte denen, die es brauchten, Flaschen mit Wasser.
    Es war damals wie heute illegal, Wasser oder Eiscreme ohne Lizenz zu verkaufen. Und nur die unglaublich mächtige Scarspring Wassergesellschaft besaß so eine Lizenz.
    Trotz allem hatte Balthasar jahrelang, wie es in seiner Familie Tradition war, seine Eiscreme verkauft. Doch dann, eines Nachts, war er verschwunden.
    Wie viel Zack und Clovis darüber auch herausgefunden hatten, es blieben immer Fragen offen. Selbst jetzt, selbst während seine Mutter so seltsam aussah - voller Angst und gleichzeitig verwirrt, wie sie zitternd ihren Mantel enger um sich zog -, selbst jetzt wusste er, dass sie ihm und Clovis geschickt etwas vorenthielt. Sie wusste mehr. Sie verriet ihnen immer nur so wenig wie möglich. »Brotkrümel für die Verhungernden« hatte es Clovis einmal genannt. »Gerade genug, um uns am Leben zu erhalten.«
    »Na ja, wir leben doch ganz gut«, flüsterte Zack und sagte laut: »Warte, ich nehme ihn mit hinunter.«
    »Zack!«
    »Er gehört zu uns.«
    Mariette hätte Zack am liebsten mit sich aus der Höhle gezogen und nach unten verfrachtet ...
    »Der Engel gehört seit vielen Generationen der Jump-Familie. Er ist sehr, sehr kostbar und alt, Zack. Dein Vater sagte immer, dass er wie der Geist des Wassers ist. Er sagte, dass er ihn beschützt hat ... Die Scarsprings wollen ihn schon lange in die Finger bekommen.«
    »Sie werden ihn nicht in ihre Finger kriegen«, sagte Zack und kroch bereits zurück in die Höhle.
    »Zack! Nein! Bitte, bitte TU ES NICHT!«
    Keine Antwort. Und natürlich war er mittlerweile zu erwachsen, als dass sie ihn jemals wieder irgendwohin hätte schicken können.
    Jetzt kam er, den Engel vor sich her tragend, wieder aus der Höhle. Er hatte seine Jacke ausgezogen und sie um den Engel geschlungen. Sein blasses Gesicht und seine Hände waren schon jetzt leicht bläulich vor Kälte.
    »Will ihn auf keinen Fall beschädigen«, murmelte er über die Schulter.
    »Aber wenn die Scarsprings ihn finden ...« Mariette bemerkte erst jetzt, dass ihre Stimme zu einem Schrei angeschwollen war. Sie krampfte nervös die Hände ineinander. »All die Jahre habe ich dafür gesorgt, dass ihr sicher seid. Ich habe die Vergangenheit vor euch versteckt, weil ich dir und Clovis die Chance auf ein normales Leben geben wollte. Aber wenn sie IHN in unserem Haus finden ...«
    »Sie werden unser Haus nicht finden«, sagte Zack jetzt sehr entschieden. »Sie haben es in Hunderten von Jahren nicht gefunden. Und abgesehen davon: Er wird nicht im Haus sein, sondern vorne auf dem Eis-Wagen. Wo er hingehört ...«
    Mariette rang nach Luft, als ob er sie geschlagen hätte. Zack sprach zu schnell, um sich zügeln zu können. »Anselm Scarspring und dieser Steward Golightly haben in Rockscar schon viel zu lange das Sagen, Mum, nur weil es Scarspring gelungen ist, sich zum Bürgermeister wählen zu lassen. Und natürlich weil alle Quellen und Brunnen den Scarsprings gehören. Frisches Wasser ist wie Gold auf dieser Insel. Das hast du selbst gesagt. Er kann tun und lassen, was er will. Ihm ist es egal ...«
    »Zack ...«
    »Du hast gesagt, Dad war der Einzige, der ihnen jemals die Stirn geboten hat. Er hat Eis in unseren Höhlen gelagert und fuhr mit seinem Wagen nachts durch die Stadt, hat Eiscreme verkauft und Flaschen mit frischem Wasser verschenkt. Genau wie es die Jumps schon immer getan haben, und zwar direkt vor den Augen der
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