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Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl

Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl

Titel: Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl
Autoren: Lilith Saintcrow
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konnte, um mit dem Gott seiner Wahl zu sprechen, und spirituelle Erfahrungen etwas Alltägliches wurden – ganz abgesehen davon, dass Nekromanten den Beweis für ein Leben nach dem Tod lieferten und Magi eindeutig die Existenz von Dämonen nachwiesen –, hatte die meisten organisierten Religionen ein rascher, harter Tod ereilt. Ersetzt worden waren sie durch die individuelle Verehrung von Schutzgöttern und Geistern, was in Anbetracht der Realität auch das einzig Logische war.
    Hier in Ägypten waren die alten Götter mit ganzer Macht zurückgekehrt, und die Pyramiden-Zeremonialen betrachteten sich allmählich wieder als Priesterschaft. Das hatte zu einer der größten Diskussionen unter Psionen geführt, von denen die meisten nur insoweit religiös waren, als die Wissenschaft des Glaubens dazu beitrug, die Psinergie in Schach zu halten. Nekromanten waren in der Regel hingebungsvoller; immerhin nahmen unsere Seelengeleiter die Gestalt antiker Götter an und verhielten sich ein wenig anders als die Götter der Durchschnittsbürger.
    Teilweise lag es vermutlich auch an der Abschlussprüfung, der sich jeder Nekromant für seine Zulassung unterziehen musste. Es ist schwierig, keine religiösen Gefühle einem Gott gegenüber zu entwickeln, der einen aus dem psychischen Tod des Einführungsrituals wiedererweckt und danach bei einem bleibt und einen, wenn die Zeit gekommen ist, in die Arme des Todes geleitet.
    Trotzdem blieb die Frage bestehen: Konnte ein Zeremonialer Priester oder Priesterin werden, und wie hätten die Götter es eigentlich gern gehabt? Allerdings brachten sich die Leute heutzutage kaum mehr deswegen um. Zumindest nicht sehr häufig. Zurzeit gab es eine Fehde zwischen den Priesterinnen von Aslan und dem Albion-Literary-Kollegium der Hegemonie, das behauptete, der Prophet Lewis sei ein Vertreter des Neo-Christentums. Bisher wurde in dem Gefecht allerdings nur Tinte verspritzt, kein Blut.
    Ich wandte mich nach rechts. Sekhmet mit ihrem Löwenkopf saß seltsam ernst auf Ihrem Thron. Hitze stieg von dein ewigen Feuer auf, das in einer schwarzen Schale auf Ihrem Altar brannte. Der berauschende Geruch von Wein umgab Sie -jemand hatte Ihr Opfer dargebracht. Hinter Ihr stand Seth, dessen Schakalkopf mit den viereckigen Ohren so tiefrot war wie getrocknetes Blut. Die Kraft der Zerstörung harte ihren Platz linker Hand der Schöpfung. Das war notwendig, und außerdem wurde sie verehrt – aber sicher war es nicht.
    Japhrimels letztes Geschenk, bevor er mir eröffnet hatte, dass Luzifer mich wieder zu sich bestellt hatte, war eine glänzende Obsidianstatue von Sekhmet gewesen. Genau jene Statue der Leidenschaftlichen stand nun, restauriert und zu mattem Glanz poliert, neben dem Bett in der Pension, die Leander aufgetan hatte. Bitte sag mir, dass sie nicht Katz und Maus mit mir spielen wird. Mehr Ärger, als ich jetzt schon habe, kann ich nicht verkraften.
    Ein Schauder durchlief mich. Ich wandte mich nach links. Dort, hinter Thoths Kopf mit der großen Nase, war das schmale Hundegesicht meines Gottes, der in einer separaten Nische stand.
    Ich sog den Geruch der Kyphii tief in die Lungen. Eine letzte respektvolle Verbeugung vor Isis und Ihrem Sohn, dann wandte ich mich nach links.
    Thoths Statue schien eine schnelle Bewegung zu machen, als ich an ihr vorbeiging. Ich blieb stehen und verbeugte mich. Dann sah ich zur Decke hinauf, auf die mit Laser die Gestalt von Nuit gemalt war, die sich über den Himmel ausbreitete.
    Viele Psione verehren die hellenischen Götter, und Kollegien von Asatru und Tentonica gibt es genauso wie die Feen-Tradition im europäischen Teil der Hegemonie. Die Schamanen haben ihre Loa, und dann gibt es einige, die dem Weg der Linken Hand folgen und das Unaussprechliche verehren. Die Tantriker haben ihre Devas, die Hindus ihre großen, komplizierten Versammlungen, eingeborene Merikaner und Isländer ihre eigenen Magikzweige. Schamanisches Können wird durch Blut und Rituale weitervermittelt. Buddhisten und Zenmos pflegen ihre eigenen, nicht unbedingt religiösen Traditionen. Es gibt so viele Religionen, wie es auf der Welt Menschen gibt, behaupten die Magi. Selbst den Dämonen hatte man vor langer Zeit einmal gehuldigt, weil man sie fälschlicherweise für Götter hielt.
    Aber mir war eigentlich keine Wahl geblieben. Ich hatte schon während meiner ganzen Kindheit von einem hundegesichtigen Mann geträumt und in Rigger Hall die erforderlichen Kurse in Religiösen Studien belegt. Eine der ersten
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