Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

Titel: ... dann eben Irland (Das Kleeblatt)
Autoren: Hansi Hartwig
Vom Netzwerk:
sein, um anderes zu vermuten. Ich verspreche dir, alle auf Sean Garraí werden ausschließlich das sehen, was ich sie sehen lassen will.“
    Anmaßend, wie er war, schien er ernsthaft zu glauben, die Meinung anderer beeinflussen zu können. Dagegen überhörte sie geflissentlich den unterschwelligen Vorwurf in seinem Ton und starrte stattdessen gebannt auf die kleine Luke, durch die sich inzwischen das Gepäck der Passagiere aus Deutschland schob.
    Clausing deutete mit dem Kinn auf das Förderband und murmelte zerknirscht: „Unsere Koffer. Na endlich.“
    Während er sich mit dem Gepäck abmühte, trottete Susanne betont gelangweilt hinter ihm her zum Ausgang. Vielleicht geschah wider alle Vernunft ein Wunder und die Erde tat sich unter dem beeindruckenden Mann vor ihr auf. Oder sie wurde zurück in ihre Wohnung an der Ostsee gebeamt, wenn sie es sich nur fest genug wünschte.
    Himmelherrgott, würde sie es denn nie kapieren?! Es war seine Wohnung, die er ihr so großzügig in seinem Haus vermietet hatte. Und darin standen nicht bloß von ihm, einem Menschen mit absolut stilsicherem Geschmack, ausgesuchte exquisite Möbel, sondern ebenfalls ein gehöriger Vorrat an „Green Spot“ und „Jameson Gold“, Whiskey, den er gerne trank! Und zwar aus Waterford-Kristallgläsern, die er eigens aus Irland hatte einfliegen lassen.
    „Da vorne. Siehst du sie? Sie erwarten uns bereits.“
    Susanne machte sich nicht die Mühe, ihren Kopf in die Richtung zu drehen, in die seine ausgestreckte Hand wies. „Was denn nun schon wieder?“, jammerte sie mit deutlichem Begeisterungsverlust.
    „Máire und Pádraig und ihr ältester Sohn Fearghais.“
    „Naaa … und?!“, gab sie gedehnt zurück. Als würde sie ein überdimensionales Opfer erbringen, hob sie mit einem abgrundtiefen Seufzer ihr Gesicht und zuckte zusammen. „Hej! Wieso starren die mich so an?“
    „Nein, Wireless , das machen sie bestimmt nicht.“
    „Hast du Tomaten auf den Augen? Sieh sie dir an , sie gaffen wie Kühe auf der Weide.“
    „Sie sind vermutlich … na ja, etwas neugierig. Es sind Iren“, bemerkte er leichthin, als würde das alles erklären. „Sie brennen darauf, dich kennenzulernen. Ich wette, sie haben noch nie eine Frau wie dich gesehen.“
    „Na toll! Wenn das ein Kompliment gewesen sein soll, hast du wirklich arg nachgelassen, Clausing. Bisschen aus der Übung, wie?“
    Noch ehe er die Taschen vor der kleinen Abordnung aus Killenymore abstellen konnte, schlangen sich zwei Arme um seine Taille. Eine Frau um die sechzig, kaum größer als Suse, presste den Kapitän fest an sich, als wollte sie mit ihm verschmelzen. Sie tätschelte ihm zärtlich die Wange, zupfte mit einem missbilligenden Stirnrunzeln an dem goldenen Ohrring und hielt ihn schließlich auf Armlänge von sich, wie um sich zu vergewissern, dass er sich gesund ernährte, sich den Hals gewaschen hatte und saubere Kleidung trug.
    „Mein kleiner Matty“, stieß sie atemlos hervor und wischte sich verstohlen eine Träne der Rührung von der Wange. „Dass du Herumtreiber endlich wieder da bist. Es wurde auch höchste Zeit! Ich bin ja so glücklich.“
    Susanne riss die Augen ei n Stück weiter auf und starrte Clausing an, als sei ihr etwas Entscheidendes entgangen. Sie taxierte ihn von oben bis unten. Also, bei aller Liebe, es war wohl reichlich übertrieben, den zwei Köpfe größeren Mann „Kleiner“ zu nennen.
    Und dann geschah etwas mit ihr, das sie für gänzlich ausgeschlossen gehalten hätte. Sie beobachtete das ungleiche Paar und ihr Herz schmerzte fast vor Sehnsucht. Plötzlich wünschte sie sich jemanden, der sie mit einer ebensolchen Herzlichkeit in die Arme s chloss und ihre Hand hielt, weil sie sich alleine fühlte wie in gerade diesem Moment. Sie wünschte sich einen Menschen, der ihr ein bisschen Wärme entgegenbrachte und dem sie vertrauen konnte. Sie brauchte jemanden, der mit ihr redete, lachte und stritt. So wie ihre beste Freundin Beate.
    Und der sie ungeachtet ihrer Fehler und Macken liebte. So wie Adrian.
    Vor Schreck hielt Suse die Luft an, weil sie merkte, wie gefährlich nahe sie den Tränen war. Sie blinzelte hektisch und verfluchte die Fliege, die ausgerechnet ihr empfindsames Auge als Landeplatz ausgesucht hatte. Was sie sich genauso gut hätte schenken können, da es ohnehin niemanden gab, der sie beachtete und auf ihr Theaterspiel eingegangen wäre.
    Sie wandte sich den beiden Männern zu, Pádraig und Fearghais, wenn sie nicht irrte, und lächelte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher