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... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

... dann eben Irland (Das Kleeblatt)

Titel: ... dann eben Irland (Das Kleeblatt)
Autoren: Hansi Hartwig
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ihre Worte am liebsten zurückgenommen. Sein Gesichtsausdruck sprach Bände. Mit Mühe widerstand sie der Versuchung, ihm besänftigend die Hand auf den Arm zu legen, weil sie dann wahrscheinlich selbst in Tränen ausgebrochen wäre.
    Also murmelte sie etwas, das wie eine Entschuldigung klingen sollte , und erkundigte sich schnippisch: „Ich hoffe, sie sprechen nicht bloß Gälisch.“
    „ Wenngleich es die Amtssprache ist, gibt es nicht mehr als fünfundzwanzigtausend Iren, die ihre Muttersprache im täglichen Leben gebrauchen. Mit optimistischer Schätzung ist das nicht mal ein Prozent der Bevölkerung. Tendenz sinkend. Die Ó Briains hingegen sprechen das Irische genauso gut wie Englisch und Deutsch. Du brauchst also keine Angst haben, wir sind hier zwar in der Gaeltacht , dennoch wirst du keinerlei Verständigungsprobleme haben. Es sei denn, irgendein Witzbold möchte dich mit seinem Hibernian English verwirren.“ (Begriffserklärungen und Übersetzungen am Ende des Romans)
    „Mmmh, in der Gaeltacht “, äffte sie ihn nach. „Da wollte ich immer schon mal hin. Bin gespannt, was als Nächstes kommt.“
    Wenn Matthias Clausing das in diesem Augenblick auch nur geahnt hätte, wäre er unter Garantie schreiend davongelaufen. So senkte er lediglich den Kopf und mahnte sich zur Besonnenheit. Er hatte sich vorgenommen, ihre Provokationen zu ignorieren, trotzdem fiel es ihm von Mal zu Mal schwerer, die giftigen Kommentare zu überhören. Sie wollte ihn absichtlich verletzen. Und es gelang ihr immer und immer wieder.
    Zur Hölle! Welcher Teufel hatte ihn geritten, als er sie gebeten hatte , ihn nach Irland zu begleiten? Was hatte er eigentlich mit dieser Einladung bezweckt? Dass sich ihr frostiges Verhältnis irgendwann erwärmen würde?
    W eshalb sollte ihm das so wichtig sein?
    Oder dass sie sich gegenseitig über den Tod ihres gemeinsamen Freundes hinwegtrösten könnten, ganz nach dem Motto: Geteiltes Leid ist halbes Leid?
    Ha , welch ein perfektes Eigentor! Was für ein Narr er doch war, wenn es um Susanne Reichelt ging. Sie sorgte im Gegenteil mit konstanter Boshaftigkeit dafür, ihm den ultimativen Rest zu geben, bis er entweder dem Wahnsinn verfiel oder aber das Handtuch warf und sie endgültig aus seinem Leben verbannte. Warum tat er sich das an und ließ sie nicht einfach ihrer Wege ziehen? Er hatte es weiß Gott nicht nötig, sich mit einer Frau einzulassen, die dermaßen kompliziert war, unberechenbar und verdammt rechthaberisch wie diese.
    Wieder versuchte er sich mit der Tatsache zu trösten, die Auseinandersetzung mit Suse bald auf eigenem Grund und Boden ausfechten zu können und damit einen gewissen Vorteil auf seiner Seite zu haben. Im Land der keltischen Recken und allwissenden Druiden, der christlichen Heiligen und Gelehrten, auf der immergrünen Insel voll blühender Torfmoore, wo Riesen hilflose Jungfrauen raubten und in den schwarzen Seen die Sheerie hausten, waren Wunder an der Tagesordnung.
    Ein einziges würde ihm genügen.
    Hunderte von Megalithen zeugten von der Größe und Stärke, von der Genialität schon der frühen Bewohner Irlands. Wer es darauf anlegte, konnte die Überreste tausender von keltischen Ringforts und anglo-normannischen Burgen finden. Zahllose Legenden rankten sich um tapfere Krieger mit unaussprechlichen Namen wie Cú Chulainn oder Fionn MacCumhail und auch die tragische Liebesgeschichte von Diarmuid und Gráinne berührte seit ungezählten Generationen die Herzen der Menschen. Dem Zauber dieses Landes würde sich niemand entziehen können.
    Sicher heitshalber schickte Clausing ein Stoßgebet hinauf zu Judas Thaddäus, dem Schutzpatron aller hoffnungslosen Fälle, und flehte ihn an, nur dieses eine Mal Fürsprache bei seinem obersten Boss für ihn einzulegen.
    Er wusste, dass Susanne eine Zeitlang Ossi gedrängt hatte, mit ihm hierher zu kommen, in das Land, in dem er geboren wurde. Sein Freund hatte daraufhin immer dümmere Ausreden erfunden, um einer neuerlichen Begegnung mit Irland aus dem Weg zu gehen. Erst war es die Einrichtung ihrer Wohnung gewesen, die ihn mit Beschlag belegte – und das, obwohl sie vollständig möbliert war. Als Nächstes hatte er seine Arbeit vorgeschoben, die er an Land gefunden hatte und bei der er sooo unentbehrlich war. Und später machte er Suse in Orgelpfeifenabständen drei Kinder, denen sie unmöglich eine derart anstrengende Fahrt zumuten konnten.
    Er war so durchschaubar!
    Als Ossi dann ohne seine Frau zu einer Reise aufbrach,
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