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Damit Kindern kein Flügel bricht - Kindliche Verhaltensauffälligkeiten verstehen und ein gutes Familienklima fördern

Titel: Damit Kindern kein Flügel bricht - Kindliche Verhaltensauffälligkeiten verstehen und ein gutes Familienklima fördern
Autoren: Kösel
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sich vor allem Sorgen, habe ich den Eindruck, Ihr Mann hat ja keine Zeit, sich zu sorgen, er hat viel um die Ohren. Aber er braucht sich ja auch nicht zu sorgen, wenn Sie die Sorge um Maja für beide übernehmen. Fühlen Sie sich etwas alleingelassen von Ihrem Mann?«
    »Ja...«
    »Schon lange?«
    »Schon lange... Wissen Sie, Maja war nie ein einfaches Kind... sie war süß als Baby, aber sie hat sich nur von mir trösten lassen. Mein Mann hat damals, ich erinnere mich noch genau, mehr als einmal lachend gesagt, wenn man euch so sieht, kommt man auf die Idee, man sei als Mann hier überflüssig...«
    »Ihr Mann hat das zwar lachend gesagt. Aber könnte es sein, dass er Sie damals vermisst hat?«

    »Aber ich war doch da!«
    »Ja, für Maja - nicht für ihn.«
    (Frau M. mit plötzlichem Ärger in der Stimme, die Tränen versiegen): »Haben Sie auch Kinder?«
    »Ja.«
    »Dann müssten Sie doch wissen, wie anstrengend das ist, das erste Kind, man weiß noch nichts, will alles richtig machen, es schreit, Hunger kann es nicht sein... hat ja eben getrunken...«
    »Ich weiß es... ich fand es auch anstrengend... Trotzdem glaube ich, dass Ihr Mann Sie vermisst hat, weil aus seiner geliebten Frau fast über Nacht eine hingebungsvolle Mutter geworden ist. Da hat seine Einsamkeit angefangen... und inzwischen, so hört es sich an, besteht Ihre Familie aus drei Kindern und zwei einsamen Erwachsenen. Der eine Erwachsene nimmt alles auf sich, was mit den Kindern nicht läuft, der andere Erwachsene schiebt alles von sich... Übrig bleibt: Sie können nicht einmal mehr einen Termin gemeinsam wahrnehmen, weil Sie zu viel mit der Familie zu tun haben - und Ihr Mann zu wenig.«
    (Frau M. mit zögerlicher Stimme): »Eigentlich hat mir gefallen, dass Sie Paartherapie machen, doch angerufen hab ich wegen meiner Tochter... mein Mann hat auch gesagt, jetzt muss was vorangehen...«
    »Ihr Mann hat recht... Was meinen Sie, wenn wir das wörtlich nehmen - und Sie beide, Ihr Mann und Sie, Ihrer Tochter vorausgehen. Beides ist einen Versuch wert, Jugendlichentherapie oder Paartherapie. Sie wissen am besten, wozu Sie und Ihre Familie im Moment in der Lage sind. Beides ist in Ordnung.«
     
    Herr und Frau M. haben sich für eine Paartherapie entschlossen. Ich habe Maja nie kennengelernt. Nach einem halben Jahr hat sie ganz aufgehört zu ritzen. Sie hat wieder andere
Ausdrucksmittel entwickelt, eines davon ist das Filmen. Sie lässt sich zur Kamerafrau ausbilden.
     
    Am Anfang war das Paar. Ein Mann und eine Frau lernen sich kennen. So haben alle Geschichten angefangen, bevor eine Familie den Weg zum Therapeuten findet. Alle Paare hatten einmal eine Liebesgeschichte. Die einen eine heftigere, die anderen eine leise, unauffällige, die sich allmählich entwickelt hat. Zwei Menschen haben zueinander gefunden und beschlossen, ein gemeinsames Lebenshaus zu entwerfen. Ein großes Wagnis und ein herrliches dazu. Sich gemeinsam auf einen Paarweg machen, setzt Ströme unvorhersehbarer Sehnsüchte und Wünsche in Bewegung. Lieben ist wie das Öffnen einer Schleuse. Nur dass da nicht nur ein Lebensfluss in Bewegung gerät, sondern gleich zwei Flüsse das gemeinsame Strömen beginnen. Eine manchmal fast archaisch anmutende Kraft wirkt am Beginn einer Liebesbeziehung. Liebe belebt und erfasst auch bis jetzt ruhende Kräfte. Liebe ist der natürliche Sonderfall von Lebendigkeit. Liebe will und begehrt immer das Neue, das schon lange nicht mehr oder noch nie Dagewesene. Liebe ist in seinem Ursprung der vitalste und strahlendste Affekt, über den wir Menschen verfügen. Liebe verwandelt einen einfachen Sonnenaufgang in ein Naturereignis, die Berührung zweier Lippen in eine Ahnung von Zeitlosigkeit. Ewigkeit ist ein paar Sekunden lang kein religiöses Wort mehr, sondern eine Erfahrung, die sich nicht um Herkunft, soziale Schicht, materielle Gegebenheiten schert, sondern einfach für alle Menschen erreichbar ist.
    Am Anfang war der Kuss. Es gibt den berühmten ersten Kuss. Teenagerlippen. Manchmal ist er nicht so schön, wie bei mir damals, weil der Junge so nach Bier gerochen hat, spät in der Nacht, nach einem langen, aufregenden und ersten Jugendball auf der Zinne einer Festung. Manchmal ist er unvergesslich. Es gibt die berühmten Filmküsse, die wir uns
immer wieder gerne ansehen: Casablanca , Vom Winde verweht , Berüchtigt oder Verdammt in alle Ewigkeit mit einer hinreißenden Deborah Kerr und Burt Lancaster. Es gibt Rodins unvergleichlichen »Kuss«, um
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