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Damiano

Damiano

Titel: Damiano
Autoren: R. A. MacAcoy
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und wenn ich ihnen sage, daß ich kein Arzt bin, hören sie gar nicht hin. Wieso dachtest du, ich sei geflohen?«
    »Weil sie alle weg sind. Jeder Mann im Dorf, der nur ein bißchen Geld hat – «
    »Stadt, nicht Dorf«, murmelte Damiano gedämpft, da er die Herabwürdigung nicht einfach hinnehmen konnte, aber auch nicht wollte, daß Marco seinen Einwurf hörte.
    » – und jeder Bursche mit zwei Armen, um einen Speer zu halten, und sämtliche Frauen jeglichen Alters. Aber einige von diesen alten Glucken bilden sich was ein, sag ich dir – «
    »Warum sind sie geflohen? Und wohin?« fragte Damiano.
    »Warum?!« Marco plusterte sich auf. Damiano seufzte und senkte den Blick zur staubigen Straße. Wenn Marco sich so aufplusterte, war noch nie etwas Gutes dabei herausgekommen.
    »Warum? Du Mozzarellakopf! Um ihre kleinen hübschen Leben zu retten, natürlich. Bist du so besessen von deinen Büchern und deiner Teufelsmusik, daß du – «
    »Was heißt hier Teufelsmusik?« fuhr Damiano ihn an.
    Macchiata wimmerte ein neuerliches Gähnen und ließ sich auf den Bauch plumpsen.
    »Verrückter, Heide… Die Kirchenväter selbst sagen, daß sie verwünscht ist.«
    Damiano stampfte mit seinem Stab auf den Boden. Seine Schwingungen, leise und bedrohlich wie das Knurren eines Wolfes, brachten ihn wieder zur Vernunft.
    »Das ist nicht wahr. Sie sagten nur, kontrapunktische Musik sei nicht für die Messe geeignet. Aber das wird schon noch kommen«, fügte er mit ruhiger Zuversicht hinzu, während er an das Spiel der Hände Raphaels dachte.
    Marco lauschte Damianos Worte mit höhnischer Miene. Das tiefe Vibrieren des Stabes jedoch forderte ihm etwas mehr Respekt ab. Zerstreut zupfte der Alte an seinem Filzrock und hob seine Flasche an die Lippen.
    »Schon recht, Junge. Du solltest trotzdem verschwinden. Du hast zwei Arme und zwei Beine, mußt also damit rechnen, daß man dich in die Infanterie steckt. Und Pardo ist nicht aus Piedmont; er wird sich durch den Namen deines Vaters vielleicht nicht imponieren lassen.«
    »Ich danke dir für deine Anteilnahme, Marco. Aber ich bin als Alchimist viel mehr wert, denn als Soldat. Wenn Pardo ein feinsinniger Mann ist, wird er das einsehen.«
    Beinahe wäre Marco die Flasche aus der Hand gefallen. Mit aufgerissenem Mund, so daß die verfaulten Stummel seiner vorderen Zähne zu sehen waren, starrte er Damiano an.
    »Du willst zu dem Ungeheuer übergehen?«
    Damiano runzelte die Stirn.
    »Ungeheuer? So hast du vierzig Jahre lang Aymon genannt und dann seinen Sohn Amadeus. Er war Partestrada kein Freund. Er ignorierte unsere Stadt, außer wenn es wieder einmal Zeit war, die Steuern einzutreiben. Das hast du mir alles selbst erzählt, und mit größter Ausführlichkeit.«
    »Der alte Tyrann wurde milder, nachdem er den Rachen voll genug hatte, und sein Sohn ist wenigstens in den Bergen geboren«, gab Marco zurück.
    »Vielleicht ist Pardo anders. Vielleicht wird er erkennen, daß er mit der Stadt Partestrada gemeinsam zu Größe emporsteigen kann. Wenn er Verstand hat und Augen zu sehen, werde ich es ihm erklären.«
    Damiano hatte diese Worte für den General vorbereitet. Marco räusperte sich, spie aus und kehrte Damiano den Rücken, um zum sonnenwarmen Stein des Brunnens zurückzuschlurfen.
    »Warte, Marco!« rief Damiano und eilte ihm nach. Er packte einen der schmutzigen Jackenärmel. »Sag mir – sind sie alle fort? Auch Pater Antonio? Paolo Denezzi und seine Schwester? Wo ist Carla? Hast du sie gesehen?«
    Mit hochrotem Gesicht fuhr Marco herum.
    »Ich dir was sagen? Damit du General Pardo noch ein bißchen mehr erklären kannst, was?«
    Ohne Warnung schlug er mit der Tonflasche nach Damiano. Der Stab fing den Hieb ab, und die Flasche fiel in rotgefleckten Scherben zu Boden. Es war nur noch ein Schluck in ihr gewesen.
    »Dein Vater«, schrie Marco, während er in der Richtung davonstapfte, aus der Damiano gekommen war, »war ein ehrlicher Hexer. Auch wenn er in der Hölle brät, er war ein ehrlicher Hexer.«
    Damiano stand da und starrte auf die Weintropfen, die wie Perlen im Staub glänzten, bis Macchiata ihren dreieckigen Kopf an sein Bein drückte.
    »Das über deinen Vater hätte er nicht sagen sollen«, knurrte sie.
    Damiano räusperte sich. »Er wollte nicht meinen Vater beleidigen. Er wollte mich beleidigen.
    Aber ich kann mir nicht vorstellen, daß Marco glaubt, ich würde meine Freunde und meine Vaterstadt verraten. Er ist einfach alt und verbiestert.«
    Damiano schüttelte den
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