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Dämonen zum Frühstück

Dämonen zum Frühstück

Titel: Dämonen zum Frühstück
Autoren: Julie Kenner
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Einkaufswagen. Wir fanden Allie vor einer Wand mit den CD-Neuerscheinungen. Sie kam auch mehr oder weniger willig sogleich mit zur Kasse, die neueste Natalie-Imbruglia-CD triumphierend in der Hand.
Weitere zehn Minuten und siebenundachtzig Dollar später schnallte ich Timmy in seinem Kindersitz im Wagen fest, während Allie die Einkaufstüten hinten in unserem Minivan verstaute. Dann manövrierte ich uns an den vielen geparkten Wagen vorbei in Richtung Straße. Dabei entdeckte ich erneut den alten Mann, der mir schon vorher aufgefallen war. Diesmal stand er vor dem Geschäft zwischen einem Getränkeautomaten und einem Plastik-Elefanten, auf dem ein Kind fröhlich ritt, und starrte in unsere Richtung. Ich hielt an, um auszusteigen und kurz ein paar Worte mit ihm zu wechseln, denn nun wollte ich doch herausfinden, wonach sein Atem eigentlich roch.
Ich hatte meine Tür schon halb geöffnet, als ein ohrenbetäubender Lärm aus allen sechs Lautsprechern des Minivans ertönte. Es mussten fast hundert Dezibel sein. Erschrocken riss ich den Kopf herum und starrte Allie an, die bereits an dem Knopf herumdrehte, um die Lautstärke zu drosseln. »Sorry.«
Ich schaltete den Motor ab, sodass die Surround-SoundSerenade von Natalie Imbruglia ein abruptes Ende nahm. Leider konnte ich dasselbe nicht mit Timmy machen, der nun seinerseits auf höchster Lautstärke sein Bestes gab. Wahrscheinlich wollte er damit kundtun, dass es um seine Trommelfelle fast geschehen gewesen wäre. Ich warf Allie einen wütenden Blick zu, löste den Sicherheitsgurt und kletterte auf die Rückbank, um mein Kind mit fröhlichen Geräuschen, die ich wie auf Knopfdruck von mir geben konnte, zu beruhigen.
»Es tut mir leid, Mami«, sagte Allie. Zugegebenermaßen klang es ganz so, als ob sie es ernst meinte. »Ich wusste nicht, dass es so laut eingestellt war.« Sie kletterte ebenfalls auf die Rückbank und setzte sich auf die andere Seite von Timmy, um mit Boo Bear, einem ziemlich mitgenommen aussehenden Bären, der Timmys ständiger Begleiter war, Verstecken zu spielen. Zuerst ignorierte Timmy seine Schwester, doch nach einer Weile ging er auf ihre Bemühungen ein, und ich verspürte einen kurzen Anflug von Stolz auf meine Tochter.
»Gut gemacht«, murmelte ich.
Sie zuckte mit den Achseln und küsste ihren Bruder auf die Stirn.
Da fiel mir der alte Mann wieder ein, und ich fasste nach dem Türgriff, um auszusteigen. Doch als ich zu der Stelle hinsah, wo er vor Kurzem gestanden hatte, war er verschwunden.
»Was ist los?«, wollte Allie wissen.
Ohne es zu merken, hatte ich anscheinend die Stirn gerunzelt. Rasch zwang ich mich zu einem Lächeln und bemühte mich darum, nicht besorgt zu wirken. »Nichts«, sagte ich. Und dann wiederholte ich noch einmal: »Gar nichts.« Schließlich entsprach das sogar der Wahrheit.
Die nächsten drei Stunden verbrachten wir damit, von Geschäft zu Geschäft zu fahren und die Liste abzuarbeiten, die ich mir für diesen Tag gemacht hatte: große, Platz einnehmende Einkäufe bei WalMart – abgehakt; Schuhe für meinen Sohn bei Payless – abgehakt; ein Happy Meal für Timmy, um seine schlechte Laune zu bekämpfen – abgehakt; neue Schuhe für Allie von DSW – abgehakt; neue Krawatten für Stuart von T. J. Maxx – abgehakt. Als wir schließlich den Supermarkt für die Lebensmittel erreichten, war das Happy Meal schon lange vergessen, und sowohl Timmy als auch Allie befanden sich zur Abwechslung einmal in schlechtester Laune. Auch ich war nahe daran, die Nerven zu verlieren. Allerdings fehlte mir dazu die Zeit.
Immer wieder musste ich an den alten Mann denken, was mich ärgerte. Warum konnte ich das Ganze nicht einfach vergessen? Aber irgendetwas an ihm gefiel mir nicht. Während ich den Einkaufswagen am Kühlregal entlangschob, sagte ich mir, ich müsse wohl paranoid sein. Zum einen befielen Dämonen normalerweise weder Alte noch Schwache. (Durchaus verständlich, wenn man einmal genauer darüber nachdenkt. Falls Sie die Wahl zwischen verschiedenen Körpern hätten, würden Sie doch auch bestimmt einen jungen, kräftigen und fitten bevorzugen.) Zum anderen war ich mir ziemlich sicher, dass es sich nicht um Dämonengestank, sondern einfach nur um eine besonders ätzende Kinderwindel gehandelt hatte. Das schloss natürlich nicht automatisch die Anwesenheit eines Dämons aus. Alle Dämonen, denen ich je begegnet bin, warfen sich Pfefferminzbonbons ein, als ob es sich um eine besondere Delikatesse handelte; einem gehörte sogar der
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