Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Daddy Uncool

Titel: Daddy Uncool
Autoren: Greg Williams
Vom Netzwerk:
einmal, wie langweilig mein Job war, die acht Stunden Arbeit waren nur die Unterbrechung meines Privatlebens, und ich wusste nie, was als Nächstes passieren würde. Ich frage mich, was wohl aus all den Leuten geworden ist, mit denen ich auf Ibiza den Sonnenaufgang betrachtete, nachdem wir den größten Teil der Nacht in dem Schaum, der in den Club gepumpt worden war, versunken waren. Ich traf in dieser Nacht ein Mädchen aus Bolton, und wir verbrachten den Großteil der Nacht damit, uns wie im Rausch ständig neue Tanzschritte auszudenken und uns gegenseitig zu applaudieren. Ich habe nie Interesse an Drogen gehabt, aber ich vermisse Ecstasy. Falsch, vergessen Sie das, ich vermisse Glück.
    Ich überprüfte die Kühlschranktür, die unser bevorzugter
Platz für die Kommunikation war. Da Amanda schon den größten Teil ihrer Arbeitszeit am Handy verbrachte, rief sie mich nur selten an. Ich rief sie ab und zu an, um ihr Bescheid zu sagen, wenn mein Zug mal ausfiel, ansonsten kommunizierten wir kaum per Telefon. Es war nicht so, dass ich eine Menge Freunde oder eine große Familie hatte, die meine Aufmerksamkeit brauchten. In einer Zeit, in der die meisten Menschen nur noch elektronisch miteinander verkehrten, griffen wir ironischerweise zu Papier und Stift und einem Kühlschrankmagneten, den Freunde aus Florida mitgebracht hatten. Auf dem Magneten stand: »Willkommen in Amerika - sprich jetzt Englisch.« Unsere Freunde Mark und Tiggy hielten das für spaßig, und statt ihn im Müll zu versenken, behielten wir ihn höflicherweise und nahmen ihn gar nicht mehr richtig wahr. Er existierte nur noch, um unsere Mitteilungen am Kühlschrank zu halten.
    Da war eine Nachricht von Amanda. »Gurmeet Singh. Anwalt. Dringend.« Und eine Londoner Telefonnummer. Ich hatte keine Ahnung, was das bedeuten sollte, und war fasziniert und beunruhigt zugleich.
    Hatte ich etwas Schlimmes getan, an das ich mich nicht mehr erinnern konnte?
    Entschlossen nahm ich das Telefon und wählte Amandas Nummer.
    »Hallo?«, krächzte sie. Im Hintergrund hörte ich deutlich Schreie, Gelächter, Musik und Geräusche von Frauen, die am nächsten Morgen dringend einen Wellnesstag in einem exklusiven Spa brauchen würden.
    »Hallo, Liebste«, sagte ich.

    »Hallo?«, hörte ich ihre gedämpfte Stimme. Sie hörte sich an, als würde sie sich mit jemand anderem unterhalten.
    »Amanda, ich bin’s.« Der Geruch nach Essig, der von meinen Chips aufstieg, zerrte an meinen Nerven.
    »Wer ist da?«, schrie sie ins Telefon.
    Ich zuckte zusammen. Ich hätte sie nicht anrufen dürfen. Ich hatte gehofft, dass es ein nettes, flirtendes Gespräch zwischen Eheleuten werden würde (»Wann kommst du nach Hause, Liebste, ich warte auf dich!«), aber sie benahm sich wie eine Banshee, die sich nicht mal an meinen Namen erinnerte.
    »Ich bin es, Alex«, schrie ich. »Dein verdammter Ehemann. Was bedeutet die Notiz am Kühlschrank?«
    »Alex?!«, sagte sie. Ich konnte hören, wie sie jemandem erzählte, dass ich am Telefon sei. Es hörte sich an, als säße sie an einem Tisch, und alle wollten wissen, mit wem sie sprach.
    »Was ist los?«
    »Nichts ist los«, erklärte ich, bemüht, ruhig zu bleiben. »Ich wollte nur hören, wie es dir geht. Und ich wundere mich über die Notiz am Kühlschrank.«
    »Ich habe keine Ahnung - irgendein Kerl hat die Nachricht hinterlassen. Ich habe sie nur aufgeschrieben.«
    »Oh.«
    »Hör zu, Alex, mir geht es gut«, sagte sie. Es klang leicht verwirrt. »Es ist Freitag. Ich bin mit den Mädels unterwegs. Was hast du gedacht?«
    »Ich weiß nicht, was ich dachte«, sagte ich. »Ich bin gerade nach Hause gekommen.«

    »Okay, ich plane, mich abzumelden«, kicherte Amanda. Ein paar ihrer Freunde lachten darüber, aber ich bezweifle, dass sie den Witz verstanden hatten.
    »Gut, ich nehme an, wir sehen uns später«, sagte ich.
    »Bis später«, sagte sie.
    »Pass auf dich auf«, erwiderte ich in der Hoffnung, eine Note von Verbindlichkeit und Normalität in dieses Gespräch zu bringen. Aber ich hatte das Gefühl, dass sie ihr Handy bereits zugeklappt hatte. Sie war bestimmt schon wieder an der Bar.
    Ich schmiss den Rest meines Abendessens in die Mülltonne und nahm mir eine Flasche Lager aus dem Kühlschrank. Ich zappte durch das Fernsehprogramm. Es gab nur alten Mist. Ich öffnete die Terrassentür und folgte dem Weg ums Haus zur Rückseite der Garage. Ich holte meine Schlüssel heraus - Sicherheit wird in den Vororten großgeschrieben; letztes Jahr
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher