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Daddy Uncool

Titel: Daddy Uncool
Autoren: Greg Williams
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Lager.
    »Warum willst du das tun?«, fragte er ruhig.
    »Da gibt es viele Gründe«, sagte ich. »Eine Menge Gründe. Aber der Hauptgrund ist, dass ich sechsunddreißig bin. Weißt du, das könnte die letzte Chance für einen zweiten Versuch sein.«
    Mike nahm einen Bierdeckel und ließ ihn auf der Kante drehen.
    »Was passt dir nicht an deiner Situation?«, fragte Mike. »Schönes Haus, deine Frau ist fit … wie ist der Sex?«
    »Der war die ganze Zeit gut«, sagte ich. »Amanda war immer sehr offen für alles.«
    »Dann hör mit deinem Gejammer auf«, sagte Mike
wegwerfend. »Weißt du überhaupt, mit welchen Schwierigkeiten du bei drei Kindern rechnen musst, um in Ruhe einen geblasen zu kriegen? Das hat mich schon mindestens einen Riesen gekostet.«
    Ich holte tief Luft. Es war nicht so, dass ich den Sex nicht zu schätzen wusste, aber ich war gelangweilt. Endlos gelangweilt. Ich langweilte mich mit Amanda, und ich denke, sie langweilte sich mit mir. Mein Job, mein Umfeld, mein Tagesablauf, alles langweilte mich. Alex Taylor zu sein, langweilte mich. Selbst mein Name - Taylor - war der Inbegriff der trostlosen englischen Mittelschicht.
    »Ich spüre, wenn ich jetzt nichts verändere, ist der Zug abgefahren.«
    »Du hast eine Midlife-Crisis, Alter«, sagte Mike, wie ein Arzt, der eine Diagnose verkündete.
    »Das ist wirklich hilfreich«, sagte ich. »Ein weiteres dummes Klischee für die Liste.«
    Ein junges Paar, aufgedonnert für eine Nacht in der Stadt, kam herein. Sie sahen gut aus; hoffnungsvoll und aufgeregt. Ich holte mehrmals tief Luft. Allein der Gedanke, aus dem Alltag auszubrechen, aus der Routine, beschleunigte meinen Puls.
    »Wo wir gerade über Amanda sprechen«, sagte Mike, »ich habe sie in der Stadt vorbeifahren sehen, und ich könnte schwören, dass Nick Belagio neben ihr saß.«
    Nick Belagio. Schon wenn ich seinen Namen nur hörte, musste ich die Fäuste zusammenballen. Nick Belagio, der Erfolgsmensch, Lokalkanone und jedermanns Arschabwischer. Nick Belagio, der es liebt, im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen, so sehr, dass
er bei der Wohltätigkeitsveranstaltung für die örtliche Kinder-Dialyse in einem Gestapo-Offizierskostüm erschienen war.
    »Kann schon sein«, sagte ich. »Ich glaube aber nicht, dass sie den Spinner leiden kann.«
    »Da ist sie nicht die Einzige«, sagte Mike. »Vielleicht hat sie ihm ein Haus gezeigt oder so.«
    »Mag sein«, sagte ich und stand auf. »Willst du noch was trinken?«
    »Dreh mir den Arm um«, sagte Mike.

2
    Ein paar Stunden später torkelte ich aus dem Royal Oak. Ich fühlte mich aufgebläht und etwas reizbar. Mike hatte beschlossen, die Sitzung noch weiterzuführen. Dem Telefongespräch nach, das er vor fünf Minuten mit seiner Frau geführt hatte, musste er offiziell gerade länger arbeiten. Ich hatte ihm meinen Standard gegeben, damit er nicht mit Geoff reden musste. Mike hoffte, das Eis zwischen sich und einer Gruppe Verkaufsassistentinnen aus der Parfümabteilung von Boots brechen zu können.
    Nun war ich zu Hause. Einmal mehr. Ich saß an dem Tisch, wo ich heute Morgen meine pochierten Eier verzehrt hatte, nur, dass ich jetzt Fish and Chips aus der Papiertüte aß. Die kalte Tasse Tee vom Morgen stand daneben. Das Haus war ruhig, mit Ausnahme der tickenden Küchenuhr, einem relativ neuen Geschenk von Freunden: Zwei Plastikfliegen waren am Minuten- und Stundenzeiger befestigt, und auf dem Zifferblatt standen die Worte »Die Zeit fliegt dahin«.
    Echte Qualität.
    Amanda mochte sie. Auf der Untertasse auf dem Frühstückstisch waren inzwischen zwei Zigarettenkippen. Entweder war sie zurückgekommen, um sich frisch zu machen, oder sie war mittags kurz da gewesen
und hatte sich ein Sandwich gemacht. Ihr Büro war nicht weit entfernt.
    Ein Leben voller angenehmer Konventionen hatte ich nie richtig kultiviert. Es hatte sich irgendwie von selbst ergeben. Vor nicht allzu langer Zeit, kurz bevor ich Amanda kennenlernte, stand ich auf freundschaftlichem Fuß mit den Türstehern einiger bekannter Londoner Nightclubs. In meinen glorreichen Tagen nickte mir sogar der Furcht einflößende Winston vor The Wag zustimmend zu, und ich hatte Zutritt zu City of Angels, RAW, The Mud Club, The Café de Paris, Quiet Storm. Ich fand, jung und hip zu sein, war total locker. Ich schaffte es sogar in die Hacienda in Manchester. Und ich fand auch immer jemanden, der mich für die Nacht unter seine Fittiche nahm - in den meisten Fällen Frauen. Damals merkte ich nicht
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