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Da haben wir den Glueckssalat

Da haben wir den Glueckssalat

Titel: Da haben wir den Glueckssalat
Autoren: Gemma Burgess
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tausendsechshundert auf dem Konto. Er kann alles haben.« Das ist wirklich der letzte Rest Geld von meinen Eltern, mehr habe ich nicht, aber im Moment muss ich Julia davon überzeugen, mich nicht rauszuschmeißen. » Es tut mir wahnsinnig leid, Julia. Ich hatte keine Ahnung, dass die Feier so ausartet.«
    » Was dachtest du denn? Du weißt doch, dass nie was Gutes dabei herauskommt, wenn du Hochprozentigen ausgibst.«
    » Ja… Ich dachte nur… Ich hielt es für eine lustige Idee… Alle sollten ihren Spaß haben.« Ich kann ihr nicht sagen, dass ich mich betrunken habe, weil gestern der 26. August war. Ich rede nie über Eddie. Nur Angie kennt die Geschichte. » Ernsthaft, Juju, es war nicht meine Absicht, dass jemand zu Schaden kommt… beziehungsweise die Decke von diesem alten Knaben… Ich meine, Vic.«
    » Vic und Marie wohnen hier schon seit einer Ewigkeit. Lange bevor ich auf der Welt war oder meine Mom«, entgegnet Julia. » Sie sind für mich wie Familie, okay?«
    Plötzlich verstehe ich. Julias Mutter ist in diesem Haus aufgewachsen. Sie starb vor ungefähr acht Jahren an Brustkrebs. Julias Vater hat sich seitdem in stummer Trauer vergraben, und dann starb ihre Tante Jo. Darum nehme ich an, dass Vic und Marie– und das Nest– eine Art Verbindung zu ihrer Mutter sind. Kein Wunder, dass sich Julias Beschützerinstinkt meldet.
    » Ich werde den Schaden an der Decke reparieren lassen«, sage ich und greife nach Julias Hand. Sie zieht sie nicht zurück, was ich als ein gutes Zeichen auffasse. » Und ich werde einen Blumenstrauß besorgen und mich bei Vic und Marie entschuldigen. Heute noch. Und ich werde in Zukunft darauf achtgeben, dass dieses Haus nie wieder Schaden nimmt. Ehrenwort.«
    Julia holt tief Luft und lehnt sich gegen die Wand, mit geschlossenen Augen. Sie bricht jeden Morgen um sechs zu ihrer Arbeit auf und kommt abends nicht vor sieben Uhr nach Hause. Sie arbeitet als Trainee in einer Investmentbank in Manhattan. Es ist Schritt eins ihres Plans, die Welt zu erobern. Julia wirkt so erschöpft, sie sieht richtig grau aus. Und dabei ist sie nicht einmal verkatert.
    » Ich hatte übrigens gestern richtig Spaß.«
    » Was?«, sage ich.
    Sie öffnet ein Auge, den Hauch eines Grinsens auf den Lippen. » Die Party war super. Ich habe mich köstlich amüsiert. Bis zu dem Moment, in dem Coco anfing zu strippen– in der Küche.«
    Ich schlage die Hand vor den Mund. » Nee, oder?«
    » Ich habe sie nach oben gebracht. Egal, sag ihr nichts davon. Sie hat einen Filmriss. Ich denke, das ist besser so.«
    » Oh, schon klar«, erwidere ich. » Du hast schließlich auf der Semesterparty letztens nicht mal ansatzweise deine Unterwäsche gezeigt.«
    » Richtig. Mist, ich wünschte, ich hätte an dem Abend einen String getragen.«
    Wir grinsen uns kurz an bei der Erinnerung. Das ist die Julia, die ich kenne und liebe. Die Frau, die hart arbeitet, aber auch hart feiert. Und die Frau, die immer alles in Ordnung bringen möchte. Aber ich kann ihr noch nicht sagen, was mit meinem Job und mit meinen Eltern ist. Ich muss das erst verarbeiten (sprich: so tun, als wäre nichts gewesen).
    » Augenblick mal.« Julia mustert mich mit schmalen Augen. » Bettfrisur, Pandaaugen, gerötetes Kinn. Piepie, du hattest wohl eine heiße Nacht!«, ruft sie.
    » Hatte ich nicht! Und nenn mich nicht Piepie!«
    » Na, vertragen wir uns wieder?«, sagt Angie, die den Kopf aus Cocos Zimmer streckt. Sie schlingt das abgesehen von dem Moonboot nackte Bein um die Tür und bewegt es lasziv auf und ab wie eine Wetterfee beim Tabledance. » Sind wir jetzt alle wieder Freunde?«
    » Das sind meine Stiefel«, kreischt Julia. » Warum hast du meine Stiefel an?«
    » Hast du vielleicht vor, demnächst in Skiurlaub zu fahren? Wohl kaum.« Angie tänzelt an uns vorbei und stellt sich auf eine Treppenstufe. » Schließlich haben wir August. Du bekommst deine Boots in einwandfreiem Zustand zurück, sobald der Partymüll im Haus beseitigt ist, okay, Mami?«
    Julia rollt mit den Augen und geht nach unten. » Fangt an zu putzen.«
    Angie zeigt Julias Rücken den Mittelfinger.
    » Sehr erwachsen, Angie.«
    » Ach, lass mich doch in Ruhe!«
    » Ich habe Hunger.«
    » Du hast immer Hunger. Lass uns aufräumen.«
    Irgendwie heitert mich das Herumalbern mit Angie in meinem verkaterten Zustand auf und lenkt mich prima von meinen » Verdammt, was mache ich jetzt nur?«-Gedanken ab. Angie stöhnt entsetzt bei jeder leeren Flasche und jeder Kippe, die sie entdeckt,
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