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Da haben wir den Glueckssalat

Da haben wir den Glueckssalat

Titel: Da haben wir den Glueckssalat
Autoren: Gemma Burgess
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Madeleine hat Erfahrung als Babysitter, zählt das auch?«
    » Kommen Sie mir nicht mit schlauen Sprüchen.«
    » Man hat mich noch nie als schlau bezeichnet«, erwidere ich.
    Verlegen spiele ich mit einer Haarsträhne, um dem Mann ein Lächeln abzuringen. Niemand kann wütend bleiben, wenn er lachen muss, das ist eine Tatsache. Seine Gesichtszüge werden tatsächlich etwas freundlicher, fallen dann aber wieder zusammen, als wäre es ihm zu anstrengend, nett zu sein.
    » Holen Sie einfach Julia.«
    » Ja, Sir. Möchten Sie hereinkommen?«
    » Wenn Sie glauben, dass ich sehen will, in was für einem Zustand das Haus heute Morgen ist, dann sind Sie auf dem Holzweg.«
    » Auf dem Holzweg?«
    » Ja, auf dem Holzweg.«
    » Ich werde Julia holen.«
    Ich laufe, das Partychaos ignorierend, die Treppe wieder hoch und klopfe an Julias Schlafzimmertür.
    » Juju?« Ich werfe einen Blick in ihr Zimmer.
    Keine Julia, nur Angie und ein großer englischer Lord, den sie im Sommer beim Londoner Cartier Poloturnier kennengelernt hat (doch, ernsthaft). Das Letzte, was ich von den beiden gesehen habe, war, dass sie im Wäscheraum herumgeknutscht haben, nach dem Spiel » Wahrheit oder Pflicht«, das Angie in » Pflicht oder Peitsche« umgetauft hatte. O Mann, ich hoffe, sie haben es nicht auf der Waschmaschine getrieben. Julia würde ausflippen, wenn sie das mitbekäme.
    » Angie! Wach auf, verdammt!«
    Ich schüttle sie, aber sie dreht sich stöhnend von mir weg. Sie sieht aus wie ein gefallener Engel, der nicht mit Eyeliner umgehen kann.
    Julia und Angie sind noch nicht richtig warm miteinander geworden. Meine Schuld: Ich habe Julia überredet, Angie bei uns aufzunehmen. Angie hatte über ihre Eltern einen Job als Assistentin einer Lebensmittelfotografin in Chelsea bekommen und brauchte dringend eine Unterkunft. Außerdem ist sie praktisch von Geburt an meine beste Freundin. (In buchstäblichem Sinn. Unsere Mütter haben sich auf der Entbindungsstation kennengelernt.) Als ich sie Julia vorstellte, sagte Angie: » Das ist zwar eine alte Bruchbude, aber sie hat Stil. Damit kann ich mich arrangieren.« Dann zündete sie sich eine Zigarette an. Julia war nicht besonders begeistert.
    » Angie! Steh. Auf. Verdammt.«
    » Pia…« Sie blinzelt durch ihre langen weißblonden Haare zu mir hoch. » Ich musste mich hier ablegen. In meinem Bett fand ein Dreier statt.«
    » Iih…«, sage ich und schneide eine Grimasse, während ich Angie auf die Beine helfe. » Ich brauche dich. Große Katastrophe. Mach schon! Beeilung!«
    » Du bist so eine verdammte Dramaqueen. Hugh, Süßer, aufwachen.«
    Hugh klettert schwankend aus dem Bett. Er hat einen sehr vornehmen britischen Akzent. » Grandiose Party.« Hugh ist sehr attraktiv, wie der junge Prinz William, aber mit mehr Haaren.
    Kaum ist er verschwunden, leckt Angie über ihren Handrücken, riecht daran, um ihren Morgenatem zu checken, und verzieht das Gesicht.
    » Wo brennt’s denn, Süße?«, fragt sie gähnend.
    » Überall. Wir müssen dringend Julia finden.«
    » Roger.« Angie trägt noch ihr kurzes grünes Partykleid vom Abend zuvor und steigt nun in ein Paar Snowboots aus Julias Schrank. » Du hast übrigens einen Knutschfleck am Hals.«
    » Baah! Wer macht denn heute noch Knutschflecke?«
    Ich schnappe mir Julias Grundierungscreme, um die Verfärbung zu kaschieren. Dann gehen wir nach oben.
    Angie starrt auf ihre geschlossene Zimmertür. » Gott, ich finde Dreier zum Kotzen.«
    » Ich auch. Das ist pure Angeberei.«
    Angie grinst, dann kickt sie im Karatestil die Tür auf. » Die Show ist zu Ende, ihr Luder! Sofort raus aus meinem Zimmer!«
    Zwei Mädels, die mir völlig fremd sind, und ein großer dunkelhaariger Typ, den ich flüchtig vom College kenne, schlendern gemächlich aus Angies Zimmer.
    » Pia, Baby!«, sagt der Typ und knöpft sein Hemd zu. » Lass uns mal wieder zusammen Spaß haben. Weißt du noch damals, auf der Erstsemesterparty? Ein bisschen Vicodin, ein bisschen Tequila mit Zitronensaft…«
    Ich fröstle. Jetzt erinnere ich mich wieder. Der Typ ist widerlich.
    » Hau ab«, faucht Angie ihn an. » Sofort.«
    » Schlampe«, ruft er, während er die Treppe hinuntergeht.
    » Ich werde die Bettwäsche verbrennen«, murmelt Angie.
    Ich höre eine Tür quietschen. Es ist Madeleine, die in einem blütenweißen Morgenmantel aus dem Bad kommt, die Haare unter einem perfekt gewickelten Handtuchturban verstaut.
    » Morgen!«, sage ich und lächle so unschuldig wie möglich.
    Madeleine
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