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Cowboy Jim - Alle Geschichten in einem Band

Cowboy Jim - Alle Geschichten in einem Band

Titel: Cowboy Jim - Alle Geschichten in einem Band
Autoren: Sigrid Heuck
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Runde und die übernächste. Zum Schluss hatte er das ganze Spiel verloren.

    »Ich nehme das Pferd!«, grölte Jonny, der Wirt.
    »Ich seine Pistole und alles, was er sonst noch in den Taschen hat.« Das war natürlich Pistolen-Bill.
    »Und ich brauche einen Cowboy ohne Lohn für meine tausend Rinder«, rief Schiefnase. Jonny rannte hinaus, um das Pferd in den Stall zu führen. Aber als er vor der Tür Mister Tramp stehen sah, rührte ihn fast der Schlag. Da stand ein kleines, struppiges Pferd mit hängender Unterlippe und viel zu großen Ohren. Es war zu hässlich, um es verkaufen zu können, und zu klein, um es selbst zu reiten. Jonny war, wie es sich für einen richtigen Gastwirt gehört, ziemlich dick. Als er aber den Sattel und das Zaumzeug genauer untersuchen wollte, bleckte Mister Tramp die Zähne und schnappte nach ihm.
    Das war zu viel.
    »Nein, nein, geh weg, du Teufelsbestie! Du Missgeburt eines Pferdes. Ich will dich nicht!« Er kochte vor Wut. Und weil er ja selbst der Wirt war und nichts zu bezahlen brauchte,
beschloss er, seinen Zorn mit Schnaps hinunterzuspülen. Und das tat er dann auch. Damit war diese Gefahr für Jim und Mister Tramp beseitigt.
    Inzwischen hatte Pistolen-Bill seinen Anteil gefordert.
    Aber das war für Jim eine klare Sache: Was man nicht besitzt, kann einem nicht weggenommen werden, man kann es nicht verlieren, und kaputtmachen kann man es auch nicht.
    Er zeigte Bill seinen leeren Pistolengurt. Außer einigen verwelkten Blumen war nichts darin.
    »Was, du mieser Schafboy hast noch nicht einmal eine Pistole? Du - du …!«
    Pistolen-Bill zitterte vor Zorn und Enttäuschung.
    Einen Cowboy »Schafboy« zu nennen, war natürlich eine schwere Beleidigung. Das wusste Jim, aber er dachte sich, dass es fast wie ein Lob in den Ohren eines ehrenwerten Mannes klingt, wenn ihn ein Strolch zu beleidigen versucht. Jetzt musste er seine
Hosentaschen umstülpen und Bill untersuchte den Inhalt. Da kam zuerst einmal ein großes rot kariertes Taschentuch zum Vorschein. Auch Cowboys müssen sich ab und zu die Nase putzen. Dann fand Bill einen rostigen Nagel, der dazu diente, Mister
Tramps Hufe auszukratzen. Das Taschenmesser hatte eine abgebrochene Klinge und in der Streichholzschachtel waren nur noch drei Streichhölzer, zwei verkohlte und ein ungebrauchtes. Den Kaugummi hatte Jim schon mindestens einmal benutzt und mit
einem Stück Bindfaden konnte Bill erst recht nichts anfangen. Er hatte sicher gehofft, ein paar Goldkörner zu finden, zumindest aber einen Silberdollar. Jim freute sich, aber er freute sich leider zu früh.

    Er hatte nämlich das Lasso und die Gitarre vergessen. Aber Bill hatte sie längst entdeckt. Zuerst betrachtete er die Gitarre von allen Seiten, zupfte an ihr, verdrehte die Schrauben und klopfte auf das Holz.
    »Na ja«, sagte er schließlich murrend, »dann nehme ich eben dieses Ding da. Vielleicht kann man es einmal günstig verkaufen. Und das Lasso nehme ich auch.«
    »Das musst du ihm lassen!«, befahl Schiefnase. »Das braucht er, um meine tausend Rinder zu hüten.«
    Hier half nun alles nichts. Jim hatte das Spiel verloren. Er musste sich von seiner geliebten Gitarre trennen und für Tom arbeiten, ob er wollte oder nicht, und natürlich ohne Bezahlung. Nichts war es mit der Reise in den Süden, wo die Leute Hüte trugen, die so groß wie ein Wagenrad waren.
    Wo mit süßer Milch gefüllte Kakteen in der Wüste wuchsen und wo ein braver Cowboy immer eine gut bezahlte Arbeit finden würde. Jim schlang sich sein Lasso um den Bauch, bestieg Mister Tramp und ritt mit Tom davon. Auf ihn warteten neunhundertneunundneunzig Kühe und der größte schwärzeste und wildeste Stier, der zu jener Zeit im Wilden Westen zu finden war.

Toms schwarzer Stier
    Damals war eine Rinderherde fast einen Sack Gold wert. Das Gold unterschied sich von der Herde hauptsächlich dadurch, dass ein Räuber es leichter verschwinden lassen konnte. Eine große Anzahl Kühe kann man nämlich schlecht in den Satteltaschen verstauen. Man kann sie nicht unter dem Bett verstecken, und wenn man sie vergräbt, sind sie nichts mehr wert. Gerade das muss aber ein Dieb mit seiner Beute tun können, damit er nicht entdeckt wird.
    Deshalb war es im Wilden Westen sicherer, Rinder zu züchten, als Gold zu suchen. Zu jeder Herde gehörte ein Leitstier und jeder gute Stier war wild. Tom Schiefnase ritt mit Jim über eine Hochebene, einen Berg hinauf und drüben wieder hinunter, durch einen Fluss, mitten in ein weites
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