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Cowboy Jim - Alle Geschichten in einem Band

Cowboy Jim - Alle Geschichten in einem Band

Titel: Cowboy Jim - Alle Geschichten in einem Band
Autoren: Sigrid Heuck
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Schatten, und nachdem er festgestellt hatte, dass es langsam Abend wurde, wendete er Mister Tramp so lange hin und her, bis er den Schatten an seiner linken Seite sah. Dann ritt er los. Immer dem Süden zu.

Das Kartenspiel
    Zwei Tageritte südlich des Punktes, an dem er den alten Pelzhändler getroffen hatte, erreichte Jim eine kleine Siedlung. Sie bestand aus sechs Häusern, einer Kirche und einem Wirtshaus.
    Das Wirtshaus hieß »Zur wilden Kuh«, und weil ihm dieser Name gefiel, beschloss er, dort einzukehren.
    Hätte er ein wenig aufgepasst, dann wäre ihm sicher aufgefallen, dass es Mister Tramp hier nicht gefiel. Seine Ohren standen steil nach hinten und das war eine deutliche Warnung. Jim legte dem kleinen Pferd die Zügel über den Hals und betrat die Wirtsstube.
    An der Theke saßen drei wild aussehende Männer.
    Dem ersten lief eine breite Narbe quer über die linke Backe.
    Der zweite versteckte die Hälfte seines
Gesichtes hinter einem dichten schwarzen Bart und der dritte hatte eine schiefe Nase. »Wer bist du und wo willst du hin?«, fragten die Männer.
    »Ich bin Jim, der Cowboy«, antwortete Jim, »ich will nach Süden, dorthin, wo die Leute Hüte tragen, die so groß wie ein Wagenrad sind. Wo mit süßer Milch gefüllte Kakteen in der Wüste wachsen und wo es für einen braven Cowboy wie mich immer Arbeit und guten Lohn geben soll.«
    Die Männer lachten.
    »Komm, Jim, trink mit uns!«
    Der Mann mit der Narbe war Jonny, der Wirt. Der Bärtige hieß Pistolen-Bill. Und den Dritten nannten sie Tom Schiefnase. Alle drei waren berüchtigte Halunken und kein guter Umgang für anständige Cowboys. Aber das wusste Jim natürlich nicht.
    »Prost!«
    Jim hatte noch nie in seinem Leben Whisky getrunken. Sein Lieblingsgetränk war Milch. Die schmeckte gut und kostete nichts. Als Cowboy durfte er überall, sooft er durstig
war, eine Kuh melken. Da er also nichts anderes kannte, hob er sein Glas und leerte es in einem Zug. Wer schon einmal beobachtet hat, wie ein Wassertropfen auf einer glühenden Herdplatte hüpft, der kann sich ungefähr vorstellen, was Jim fühlte. Zuerst meinte er, es zerreiße ihn, dann, dass er gleich sterben müsse, und am Ende dachte er gar nichts mehr.
    »Jippidiho«, schrie er und sprang auf den Tisch, »kennt ihr mich überhaupt? Ich bin Jim, der berühmte Lassowerfer. Ich bin einmal über dreißig nebeneinander gestellte Rinder gesprungen und kann mit meinem Lasso Blumen pflücken! Hoho - wer nimmt es mit mir auf?«
    »Wir glauben dir gern«, grinste Pistolen-Bill, »dass du besser mit dem Lasso umgehen kannst als wir. Aber wie wäre es denn mit einem Spielchen?«
    Nun, Jim kannte sich mit Kartenspielen so wenig aus wie mit Whisky. Das Einzige, was er spielen konnte, war seine Gitarre. Aber der Alkohol hatte seinen Verstand umnebelt.
    »Wetten«, brüllte er, »wetten, dass ich euch alle drei besiege!«
    Die Männer schauten sich an.
    »Angenommen. Was bietest du?«
    »Alles, was ich habe. Und ihr?«
    »Mir gehört die ›Wilde Kuh‹«, sagte Jonny, »ich setze das Wirtshaus.«
    »Und mir gehört das Land ringsumher«, erklärte Pistolen-Bill, »ich setze das Land.« »Und mir«, lachte Tom Schiefnase, »gehören tausend Rinder. Ich setze die ganze Herde.«
    »Gut. Es gilt. Das ist ein Wort!«, rief Jim, und er freute sich schon auf die tausend Rinder. Und so begann das Spiel.
    Jonny teilte aus. Da Jim keine Ahnung hatte, was eine Karte bedeutete, ordnete er sie einfach nach Farben.
    »Sieben!«, schrie Tom Schiefnase und schlug eine Karte auf den Tisch.
    »Neun!«, brüllte Pistolen-Bill.
    »… und Dame!«, lachte Jonny. »Du bist dran, Jim!«
    Auch wenn Jim die Spielregeln gekannt hätte, hätte es ihm nicht viel geholfen, denn Jonny,

Tom und Bill spielten natürlich falsch. Es waren ja Halunken.

    Er überlegte.
    »Herz«, sagte er dann und legte eine Karte auf den Tisch.
    Herz wird schon richtig sein, dachte er. Es war so schön rot.
    »Gut, Jim.« Bill kritzelte etwas auf ein Stück Holz.
    »Diese Runde gehört dir.«
    Und wieder ging es los. Tom gab die Karten. »Zweimal der schwarze König!«, rief Jonny, der Wirt. »Wer hat mehr?«
    »Dreimal die Neun!«, brüllte Pistolen-Bill. »Fünf Damen!«
    Leider wusste Jim auch nicht, dass in jedem Kartenspiel nur vier Karten mit Damenbildern sein dürfen. Er verlor.
    »Hahaha!«, grölten die drei Bösewichter.
    In Jims Kopf schwirrten die Gedanken durcheinander wie ein Heuhaufen, in den der Wind fährt. Er verlor die nächste
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