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Cotton Reloaded - Folge 1 - Der Beginn

Cotton Reloaded - Folge 1 - Der Beginn

Titel: Cotton Reloaded - Folge 1 - Der Beginn
Autoren: Mario Giordano
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sämtliche Coffeeshops im Umkreis von einer halben Meile noch geschlossen hatten. Woran Cotton im Dunkeln erkannt habe, dass die Frau eine Waffe trug. Wo genau das aufgebrochene Vorhängeschloss lag. Warum er keine Meldung gemacht hatte, als er aus dem Wagen gestiegen war.
    Cotton schluckte den aufsteigenden Zorn herunter und versuchte, sich an weitere Details zu erinnern. Aber je öfter er seinen Bericht wiederholte, desto mehr verschwammen seine Erinnerungen. Er brauchte Ruhe, um sich konzentrieren zu können.
    Doch mit jeder neuen Runde erkannte er, dass Philippa Decker trotz ihrer äußerlichen Coolness unter großem Druck stand. Er sah es an ihren Schultern, an der Art und Weise, wie sie zwischendurch ihre Hände knetete. Offenbar war dies kein gewöhnlicher Mordfall, und er, Cotton, war zurzeit ihre einzige Spur. Das machte ihn wieder wach.
    »Wollten Sie gerade noch etwas hinzufügen, Officer Cotton?«
    »Nein.«
    »Zu blöd, dass Sie sich nicht an den Mann erinnern können, der Sie angeblich niedergeschlagen hat, nicht wahr?«
    »Ja. Zu blöd.«
    »Eine behaarte Faust, ein Aufblitzen, vielleicht von einem Ring … Woher haben sie das? Aus einem Schundroman?«
    Cotton setzte zu einem gereizten Hinweis auf seine Platzwunde am Kopf an, als ihm etwas einfiel.
    »Wie viele Wagen standen noch auf dem Parkplatz neben dem Haus, als Sie kamen?«
    »Vier, wieso? Wir haben die Halter bereits überprüft.«
    »Als ich das Haus betrat, waren es fünf. Der Parkplatz war voll. Der fehlende Wagen gehört wahrscheinlich dem Täter.«
    Decker verließ kommentarlos den Raum und kam kurz darauf mit einer kleinen Liste der vier Wagen und ihrer Kennzeichen zurück. Ein Nissan Almera, ein Lincoln Navigator, ein Hyundai Sonata und ein älterer Volkswagen Jetta. Cotton konzentrierte sich und stellte sich die Wagen vor, so wie er sie gesehen hatte.
    »Ein weißer Toyota Avalon«, sagte er schließlich. »Er stand zwischen dem Nissan und dem Volkswagen.«
    »Kennzeichen?«
    Cotton schüttelte den Kopf. »Tut mir leid. Es war dunkel, und mein Fokus war bei der Frau.«
    Philippa Decker verzog spöttisch das Gesicht. »Ihr Fokus, natürlich.« Sie wirkte plötzlich müde. »Sie können gehen, Officer. Verziehen Sie sich.«
    Das ließ Cotton sich nicht zweimal sagen. Aber sein Blick blieb noch einmal auf der Aktenmappe hängen.
    »Was steht eigentlich in meiner Akte?«
    »Gehen Sie nach Hause, Officer.«
*
    Vor der Zentrale wartete Brandenburg in seinem alten Mercury Sable auf ihn.
    »Du siehst beschissen aus, Partner.«
    Cotton ließ sich kommentarlos auf den Beifahrersitz fallen.
    »Hast du … Ich meine, hast du ihnen was gesagt über …«
    »Tu mir einen Gefallen, Joe, nur dieses eine Mal, ja? Halt einfach die Klappe und bring mich nach Hause.«
    Nach einer heißen Dusche fühlte er sich etwas besser. Bis auf das Bild der toten Maggie, das ihm nicht aus dem Kopf ging.
    Er legte ihr Mobiltelefon und ihre Firmenkarte auf den kleinen Küchentisch und begann mit der Untersuchung. Das Handy war ein brandneues Modell ohne erkennbare Spuren von Benutzung. Eine Verizon-SIM-Karte. Das Gerät ließ sich zwar einschalten, aber da Cotton ohne PIN-Code nicht weiterkam, schaltete er es sofort wieder aus, um nicht geortet zu werden. Inzwischen bereute er, das Handy an sich genommen zu haben. Sämtliche verwertbaren Fingerabdrücke und möglicherweise auch DNA-Spuren hatten sich mit hoher Wahrscheinlichkeit in seiner Hosentasche aufgelöst. Aber das war nicht mehr zu ändern. Er würde sich etwas einfallen lassen müssen.
    Cyberedge war laut Handelsregister in der Thomas Street eingetragen und hatte für eine Softwarefirma eine ungewöhnlich nichtssagende Webseite, die keinerlei Aufschluss über die Produkte des Unternehmens lieferte. Seltsamerweise überraschte Cotton das nicht. Er nahm an, dass Cyberedge speziell angepasste Sicherheitssoftware verkaufte. Aber warum Maggie Huang deswegen bewaffnet sein musste, erklärte das auch nicht.
    Er legte sich eine Zeit lang aufs Bett und versuchte, sich auf das Gesicht der Frau, den Augenblick des Faustschlags und den weißen Toyota zu konzentrieren. Und auf die Frage, warum das FBI den Fall so schnell an sich gezogen hatte.
    Maggie Huang. Cotton sprach ihren Namen leise aus. Er hatte sie nur ganz kurz gesehen, dafür aber in den letzten Augenblicken ihres Lebens. Er war zu spät gekommen. Er fand, dass er Maggie etwas schuldig war.
    Das Telefon riss ihn aus seinen Gedanken.
    »Ich wollte mich nur bedanken,
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