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Cotton Reloaded - 13: Die Informantin (German Edition)

Cotton Reloaded - 13: Die Informantin (German Edition)

Titel: Cotton Reloaded - 13: Die Informantin (German Edition)
Autoren: Jürgen Benvenuti
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nicht Bobby Gold«, sagte Cotton. »Das ist Esteban, sein kleiner Bruder.«
    »Es kommt noch besser«, fügte Decker mit gedämpfter Stimme hinzu. Sie hielt den Studentenausweis ins Licht, den sie in einem Seitenfach der Brieftasche gefunden hatte. »Ich glaube nicht, dass Esteban González ein Dealer war. Er studierte Politikwissenschaften an der NYU.«
    Der Einsatzleiter verschränkte die Arme vor der Brust, reckte angriffslustig das Kinn vor und sagte: »Wir haben den Mann aufgefordert, auf die Knie zu gehen und die Hände über den Kopf zu heben. Das hat er nicht getan.«
    »Und da haben Sie ihn erschossen.«
    »Er hat eine verdächtige Bewegung gemacht«, entgegnete der Einsatzleiter mit eisiger Stimme, »und da habe ich geschossen, ganz recht.«
    Das andere Mitglied des SWAT-Teams verfolgte den Streit mit ausdruckslosem Gesicht.
    Dillagio drängte sich zwischen Decker und den Einsatzleiter und sagte: »Die wichtigere Frage lautet doch, wo ist Bobby Gold?«
    Mit einem metallischen Scheppern flog die Hintertür auf. Ein Mann in dunkler Kampfuniform – der dritte Mann des SWAT-Teams – taumelte in die Lagerhalle. Seine Rechte umklammerte seinen Hals, doch er konnte nicht verhindern, dass dunkles, schimmerndes Blut zwischen seinen Finger hervorquoll.
    Der Einsatzleiter rannte ihm entgegen, packte ihn und ließ ihn vorsichtig auf den Boden gleiten. Der andere SWAT-Mann holte ohne Hektik einen Verband aus der Oberschenkeltasche seiner Kampfhose und wickelte ihn dem Blutenden mit geschickten Handgriffen um den Hals.
    »Rufen Sie einen Rettungswagen, Ma’am«, sagte der Einsatzleiter über die Schulter zu Decker.
    »Schon dabei«, antwortete sie und zückte ihr Mobiltelefon.
    Cotton beugte sich zu dem Verletzten hinunter. »Wie geht es Ihnen?«
    »Ist bloß ein Kratzer«, antwortete der Mann mit brüchiger Stimme. Sein Gesicht war schmerzverzerrt, dennoch setzte er ein trotziges Lächeln auf.
    Dillagio drängte sich nach vorne. »War das Bobby Gold?«, fragte er.
    Der Verletzte nickte langsam.
    »Haben Sie ihn ebenfalls erwischt?«
    »Nein«, sagte der Verletzte, »leider nicht. Er ist mir entkommen und in die Bucht gesprungen.«
    »Schluss mit diesem Kreuzverhör!«, blaffte der Einsatzleiter. »Wenn Sie weitere Details wissen wollen, lesen Sie meinen Bericht. Er liegt morgen früh auf dem Schreibtisch von Mr High.«
    Dillagio kramte einen Zahnstocher aus seiner Lederjacke, steckte ihn sich in den Mund und kaute darauf herum. Dann seufzte er frustriert und brachte die Stimmung aller Anwesenden auf den Punkt, indem er nur ein Wort murmelte: »Fuck.«
*
    Der Novembersturm über New York hatte sich während der Nachtstunden Richtung Delaware verzogen, doch im Büro von John D. High ballten sich am nächsten Morgen noch immer die Gewitterwolken.
    »Das war schlechte Arbeit«, stellte der Chef des G-Teams nüchtern fest und schüttelte enttäuscht den Kopf. »Ganz schlechte Arbeit.«
    Cotton, Decker und Dillagio, die im Halbkreis vor Mr Highs Schreibtisch Aufstellung genommen hatten, schwiegen. Sie standen nur da, mit hängenden Schultern und roten Gesichtern.
    Mr High glättete die ohnehin schon tadellos sitzende Weste seines klassisch geschnittenen Anzugs, nahm den Bericht des Einsatzleiters des SWAT-Teams von seinem aufgeräumten Schreibtisch und ließ sich viel Zeit, jede der eng beschriebenen Seiten genau zu lesen.
    Cotton war sicher, dass Mr High jede Zeile des Berichts auswendig kannte, und zwar seit heute früh.
    »Nun denn«, sagte High schließlich und legte den Bericht sorgfältig auf die Schreibtischplatte. »Wir haben einen toten Studenten, gegen den übrigens absolut nichts vorliegt, und einen flüchtigen Killer und Dealer. Zum Glück hat die Presse noch nichts von diesem Fiasko mitbekommen.«
    Cotton räusperte sich, straffte die Schultern und sagte: »Bei allem Respekt, Sir, aber das haben die Jungs vom SWAT-Team vergeigt, nicht wir.«
    »Stimmt«, pflichtete Dillagio ihm bei, der mit seinen ungekämmten Haaren und dem Dreitagebart aussah, als hätte er im Auto geschlafen. Was durchaus manchmal vorkam, schließlich arbeitete er meist undercover. »Wir wollten Boote auf dem Fluss und einen Heli mit Wärmebildkamera. Damit hätten wir Gold erwischt.«
    John D. High hob die Hand und schüttelte den Kopf. »Es war zu stürmisch für Boote oder Helikopter. Und das wussten Sie.«
    »Mehr Männer hätten wahrscheinlich auch nicht geschadet«, wandte Philippa Decker ein. »Ich meine, rückwirkend betrachtet,
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