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Cotton Reloaded - 13: Die Informantin (German Edition)

Cotton Reloaded - 13: Die Informantin (German Edition)

Titel: Cotton Reloaded - 13: Die Informantin (German Edition)
Autoren: Jürgen Benvenuti
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Erfolges.
    Mr High gratulierte seinen Agents zu ihrer Arbeit und fügte hinzu: »Und vergessen Sie Ihre Berichte nicht. Ich will sie spätestens heute Abend auf meinem Schreibtisch sehen.«
    Dilaggio verschwand mit einem bühnenreifen Seufzer, dicht gefolgt von Decker, die etwas davon murmelte, dass sie eigentlich vorgehabt habe, ihren sündhaft teuren Mantel in eine Reinigung zu bringen. Als auch Cotton gehen wollte, hielt John D. High ihn zurück.
    »Für Sie habe ich noch eine besondere Aufgabe, Agent Cotton«, sagte der Chef des G-Teams.
    »Und was für eine?«, fragte Cotton alarmiert.
    Mr High zuckte kaum merklich mit den Schultern und sagte: »Nun, eigentlich ist es eine Bitte.«
    »Jetzt machen Sie mir Angst, Sir«, entgegnete Cotton und trat einen Schritt zurück.
    Mr High zog einen Karton unter seinem Schreibtisch hervor und drückte ihn Cotton in die Hand. Der Karton war nicht sonderlich groß und nicht allzu schwer und beinhaltete, soweit Cotton es nach einem raschen Blick beurteilen konnte, hauptsächlich Notizbücher, vollgekritzelte Zettel und mit handschriftlichen Markierungen versehene Ausdrucke.
    »Das sind Sandra Overmeyers Unterlagen«, erklärte Mr High, »die ihr Boss, Atticus Verhagen, vor ein paar Tagen vorbeigebracht hat. Dr. Hunter ist mit der Analyse dieser Papiere fertig und braucht sie nicht mehr.«
    »Ich verstehe nicht ganz«, sagte Cotton unsicher und schob den Karton unbehaglich in seinen Händen hin und her.
    »Sandra Overmeyers Eltern wollen die persönlichen Gegenstände ihrer Tochter mit nach Utah nehmen«, führte Mr High seine Ausführungen fort. »Dazu gehören auch diese Unterlagen.«
    »Aber was hat das mit mir zu tun, Sir?«, fragte Cotton ein wenig genervt.
    »Overmeyers Eltern kommen hierher, um die Unterlagen abzuholen. Sie werden sie ihnen aushändigen und sich ein wenig mit ihnen unterhalten, falls sie es wünschen.«
    »Worüber denn, Sir? Ich kannte Sandy Overmeyer doch gar nicht.«
    »Ich bin sicher, Ihnen werden die richtigen Worte einfallen, Agent Cotton.«
    »Aber …«, begann Cotton, als ihn das Läuten des Telefons auf Mr Highs Schreibtisch unterbrach.
    Mr High hörte ein paar Sekunden lang zu, dann sagte er: »Schicken Sie sie runter«, und legte auf. An Cotton gewandt meinte er: »Sie sind hier. Setzen Sie sich unten an einen freien Schreibtisch, falls es länger dauern sollte.«
    Cotton ging zur Tür, fummelte sie umständlich auf und trat hinaus in den Flur.
    »Noch etwas, Agent Cotton«, rief Mr High ihm nach. »Denken Sie bitte daran, diese Leute haben vor Kurzem ihre Tochter verloren.«
    »Ich hab schon verstanden, Sir«, erwiderte Cotton und machte sich mit dem Karton auf den Weg. Als er bei den schier endlosen Schreibtischreihen angelangt war, kam ihm ein Paar Anfang fünfzig entgegen. Sie war klein und zierlich und trug einen dicken, altmodischen Mantel in der Farbe von Flussschlamm, er war groß und stämmig und versuchte, die Trauer in seinem Gesicht dadurch unter Kontrolle zu halten, dass er die Kiefer aufeinanderpresste. Einfache, hart arbeitende Menschen. So, wie Cottons Eltern es gewesen waren.
    Cotton klemmte sich den Karton unter den Arm, gab den beiden etwas linkisch die Hand und stellte sich vor. Dann führte er sie zu einem freien Schreibtisch, organisierte noch rasch zwei Stühle und setzte sich den beiden gegenüber.
    »Das mit Ihrer Tochter tut mir sehr leid, Mrs Overmeyer«, sagte er mit gepresster Stimme.
    »Danke, Agent Cotton. Und bitte, nennen Sie mich Dottie. Niemand nennt mich Mrs Overmeyer.«
    »In Ordnung, Dottie.« Cotton schob den Karton über den Schreibtisch und sagte: »Das sind die journalistischen Unterlagen Ihrer Tochter. Wir benötigen sie nicht mehr, Sie können sie also gerne mitnehmen.«
    Dottie Overmeyer betrachtete den Karton ein paar Sekunden lang mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Abscheu. Dann nahm sie, ganz langsam und vorsichtig, einen Zettel heraus, dann ein Notizbuch, dann einen der Ausdrucke, und fuhr mit ihrer schmalen Hand beinahe zärtlich darüber.
    »War es das Wert?«, fragte ihr Mann währenddessen mit unverhohlener Aggressivität und starrte Cotton an. »Sagen Sie mir das.« Er deutete mit seiner wettergegerbten Hand auf den Karton. »Waren diese Wörter, diese Sätze, diese Artikel «, er spie das letzte Wort beinahe aus, »es wert, dass meine kleine Tochter dafür sterben musste?«
    Cotton sah den Schmerz in den Augen des Mannes und wusste nichts zu sagen. Er schwieg und schüttelte den
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