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Corum 04 - Das kalte Reich

Corum 04 - Das kalte Reich

Titel: Corum 04 - Das kalte Reich
Autoren: Michael Moorcock
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Corum zog mit seiner sterblichen Braut in sein altes Schloß, das seine Väter einst über einer weiten Bucht auf steilem Felsen erbaut hatten. Auch die wenigen anderen überlebenden Vadhagh und Nhadragh kehrten nach und nach auf ihre alten Besitzungen zurück und das goldene Land Lywm-an-Esh blühte auf und wurde zum Zentrum der Kultur de s Mabden-Geschlechts berühmt für seine Scholaren, seine Barden, seine Künstler, seine Baumeister und seine Krieger. Und Corum war glücklich, daß das Volk seiner Gattin eine neue Blüte erlebte. Eine große Zeit für das Mabden-Volk war angebrochen. Bei den seltenen Gelegenheiten, an denen sich Reisende aus Mabden-Völkern in die Nähe von Burg Erorn verirrten, gab Corum ihnen sein Geleit und bewirtete sie als seine Gäste, und es erfüllt sein Herz mit großer Freude durch sie vom Glanz Halwygnan-Vakes, der Hauptstadt von Lywm-an-Esh, zu erfahren, auf deren Mauern die Blumen durch das ganze Jahr blühten. Und die Gäste berichteten Corum und Rhalina von den neuen Schiffen, die dem Land großen Reichtum brachten, so daß niemand mehr den Hunger kannte in Lywm-an-Esh. Und sie erzählten von den neuen Gesetzen, die jedem das Recht gaben, in den Angelegenheiten des Staates mitzubestimmen. Und Corum hörte ihnen zu und war stolz auf Rhalinas Volk.
    Einmal sprach Corum zu einem seiner Mabden-Gäste: »Wenn einst die letzten Vadhagh und die letzten Nhadragh von dieser Welt verschwunden sind, werden sich die Mabden zu einer Rasse entwickeln, viel größer als wir es jemals gewesen sind.«
    »Aber wir werden niemals eure Zauberkräfte besitzen«, erwiderte der Wanderer und blickte verwundert, als Corum darauf herzlich lachte.
    »Wir haben doch überhaupt keine Zauberkräfte! Wir haben nicht einmal eine Vorstellung von Magie in unserem Wissen! Unsere ›Zauberei‹ ist nichts anderes, als unsere Erkenntnis und Beherrschung bestimmter Naturgesetze. Auch unsere Fähigkeit andere Ebenen unseres Multiversums wahrzunehmen, die wir jetzt fast ganz verloren haben, ist aus nichts anderem entstanden. Erst aus der Vorstellungskraft der Mabden sind solche Dinge wie Zauberei erwachsen ihr habt immer lieber an ein Wunder glauben wollen, als die Wirklichkeit zu erforschen gesucht (um das Wunderbare in der Realität selbst zu erkennen). Solche Vorstellungskraft macht deine Rasse einzigartig vor allen anderen, die je auf dieser Erde existiert haben, aber diese Vorstellungskraft kann euch auch vernichten!«
    »Haben wir dann auch die Schwertherrscher, die Ihr so heldenhaft bekämpft habt, nur erfunden?«
    »Aye«, antwortete Corum, »ich nehme an, ihr habt sie erfunden. Und ich nehme auch an, ihr könnt bald neue Götter erfinden.«
    »Phantome erfinden? Phantastische Ungeheuer? Mächtige Götter? Ganze Kosmologien?« wunderte sich der verwirrte Gast. »So sind am Ende all diese Dinge nicht wirklich?«
    »Sie sind wirklich genug«, erwiderte Corum. »Nichts ist doch letztlich einfacher in dieser Welt zu erschaffen als eine neue Wirklichkeit. Es ist zum Teil eine Frage der Notwendigkeit, teils der Zeit und teils der Umstände .«
    Corum entschuldigte sich, seinen Gast so verwirrt zu haben, lachte noch einmal und wandte sich anderen Gesprächsthemen zu.
    Und so gingen die Jahre ins Land, und Rhalina begann die ersten Zeichen von Alter zu zeigen, während Corum, der ja fast unsterblich war, sich nicht veränderte. Doch sie liebten einander noch immer ja, im Angesicht des Todes, der sie für immer von ihm nehmen würde, wuchs ihre Liebe sogar noch.
    Ihr Leben war schön, ihre Liebe stark. Sie verlangten wenig mehr, als den anderen bei sich zu wissen.
    Und dann starb Rhalina.
    Und Corum trauerte um sie. Er trauerte ohne jenes Leidgefühl, das Sterbliche beim Verlust eines geliebten Angehörigen empfinden, und das zum Teil nur Trauer um sich selbst und die Furcht vor dem eigenen Tod ist.
    Gut siebzig Jahre waren seit dem Fall der Schwertherrscher vergangen, und die Reisenden, die Burg Erorn besuchten, wurden weniger und weniger, denn Corum, der scharlachrote Prinz der Vadhagh, wurde mit den Jahren in Lwym-an-Esh zu einer Legende; man sprach von ihm nicht mehr, wie von einem Wesen aus Fleisch und Blut. Es amüsierte ihn, als er davon hörte, daß es in einigen Teilen des Landes nun Altäre für ihn und primitive Standbilder von ihm gab, vor denen das Volk betete, wie es einst zu seinen Göttern gebetet hatte. Sie hatten also nicht lange gebraucht, um neue Götter zu finden, und ironischerweise machten sie
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