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Coraline

Coraline

Titel: Coraline
Autoren: Neil Gaiman
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sagte Coralines Mutter, »führte die Tür irgendwohin. Dann wurde das Haus in Wohnungen unterteilt und da hat man sie einfach zugemauert. Dahinter liegt die leere Wohnung auf der anderen Hausseite. Die Wohnung, die noch zu verkaufen ist.«
    Sie machte die Tür wieder zu und legte den Schlüsselbund oben auf den Rahmen der Küchentür zurück.
    »Du hast nicht abgeschlossen«, sagte Coraline.
    Ihre Mutter zuckte mit den Schultern. »Wozu auch?«, fragte sie. »Sie führt ja nirgends hin.«
    Coraline sagte nichts dazu.
    Draußen war es jetzt schon fast dunkel und es regnete immer noch. Der Regen prasselte an die Fensterscheiben und ließ das Scheinwerferlicht der Autos draußen auf der Straße verschwimmen.
    Coralines Vater hörte auf zu arbeiten und bereitete für sie alle das Abendessen zu.
    »Daddy«, sagte Coraline voller Abscheu, »du hast ja schon wieder ein Rezept gemacht.«
    »Es ist ein Lauch-und-Kartoffel-Auflauf, garniert mit Estragon und geschmolzenem Gruyèrekäse«, gab er zu.
    Coraline seufzte. Dann ging sie zur Tiefkühltruhe und holte Pommes frites für die Mikrowelle und eine Mikrowellen-Minipizza heraus.
    »Du weißt doch, dass ich keine Rezepte mag«, sagte sie zu ihrem Vater, während ihr Abendessen sich immer rundum drehte und die kleinen roten Zahlen an der Mikrowelle ihren Countdown bis zur Null machten.
    »Vielleicht würde es dir schmecken, wenn du’s mal probieren würdest«, sagte Coralines Vater, aber sie schüttelte den Kopf.
    Später am Abend lag Coraline wach im Bett. Es hatte aufgehört zu regnen und sie war schon fast eingeschlafen, als etwas t-t-t-t-t-t machte. Sie setzte sich im Bett auf.
    Etwas machte krieeeeee. . .
    . . .kraaaax .
    Coraline stieg aus dem Bett und schaute den Flur hinunter, konnte aber nichts Ungewöhnliches entdecken. Sie ging den Flur entlang. Aus dem Elternschlafzimmer drang leises Schnarchen – das war ihr Vater – und gelegentlich ein Gebrummel im Schlaf – das war ihre Mutter.
    Coraline fragte sich schon, ob sie das alles nur geträumt hatte, was immer es auch gewesen sein mochte.
    Etwas bewegte sich.
    Es war kaum mehr als ein Schatten und es huschte schnell durch den abgedunkelten Flur, wie ein kleines Fleckchen Nacht.
    Sie konnte nur hoffen, dass es keine Spinne war. Spinnen lösten bei Coraline äußerstes Unbehagen aus.
    Das schwarze Ding verschwand in der guten Stube. Etwas nervös ging Coraline ihm nach.
    Der Raum lag im Dunkeln. Das einzige Licht kam vom Flur und als Coraline in der Tür stand, warf sie einen gewaltigen, verzerrten Schatten auf den Teppich in der guten Stube – sie sah aus wie eine dürre Riesenfrau.
    Während Coraline noch überlegte, ob sie Licht machen sollte oder nicht, sah sie das schwarze Ding langsam unter dem Sofa hervorkriechen. Es hielt inne und sauste dann lautlos über den Teppich in die hinterste Zimmerecke.
    In dieser Ecke standen keine Möbel.
    Coraline machte das Licht an.
    In der Ecke war nichts. Nur die alte Tür, die zu der Backsteinmauer führte.
    Coraline war sich ganz sicher, dass ihre Mutter die Tür zugemacht hatte, aber jetzt stand sie ein klein wenig offen. Nur einen Spalt. Sie ging hin und schaute hindurch. Es war nichts da – nur die Mauer aus roten Backsteinen.
    Sie machte die alte Holztür zu, knipste das Licht aus und ging wieder ins Bett.
    Coraline träumte von schwarzen Gestalten, die das Licht scheuten und hierhin und dorthin huschten, bis sie alle zusammen unter dem Mond versammelt waren. Kleine schwarze Gestalten mit kleinen roten Augen und spitzen gelben Zähnen.
    Sie fingen an zu singen.
    »Wir sind klein, doch sind wir viele . Wir sind viele, wir sind klein . Wir waren schon da, bevor du dich erhobst , Und werden nach deinem Sturz noch hier sein. «
    Ihre Stimmen waren hoch und raunend und ein leichtes Jaulen lag in ihnen. Sie lösten ein unbehagliches Gefühl in Coraline aus.
    Dann träumte Coraline ein paar Werbespots und danach träumte sie überhaupt nichts mehr.

2 .
    A m nächsten Tag regnete es nicht mehr, aber ein dicker, weißer Nebel hatte sich über das Haus herabgesenkt.
    »Ich mach einen Spaziergang«, sagte Coraline.
    »Geh nicht zu weit«, sagte ihre Mutter. »Und pack dich warm ein.«
    Coraline zog ihren blauen Mantel mit Kapuze an und ihre gelben Gummistiefel und sie band sich ihren roten Schal um.
    Sie ging hinaus.
    Miss Spink führte ihre Hunde aus. »Hallo, Caroline«, sagte Miss Spink. »So ein Mistwetter.«
    »Ja«, sagte Coraline.
    »Einmal habe ich die Portia
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