Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Conan-Saga 54 - Conan der Gnadenlose

Conan-Saga 54 - Conan der Gnadenlose

Titel: Conan-Saga 54 - Conan der Gnadenlose
Autoren: Roland Green
Vom Netzwerk:
auf dem Drachenkopf hatten weniger Glück. Wie Kriegstrompeten, welche die Reiterei zu einer Attacke auffordert, drangen die Pfeifentöne laut und deutlich an ihre Ohren.
    Der Fischer wusste, dass die Pfeifen allein nicht diese Laute hervorbringen konnten. Marr der Pfeifer verfügte über die gleichen Zauberkräfte wie die Magier der Pougoi.
    Das erstaunte den Fischer nicht. Er hatte gewusst, dass er viel riskierte, als er mit seinem Sohn über den Drei-Eichen-Berg hinaus in ein Land gewandert war, wo die Pougoi-Krieger auf Menschenjagd umherstreiften. Er hatte ferner gewusst, dass es in diesem Land Seen und Flüsse mit Fischen in Hülle und Fülle gab. Lachse, Forellen, Hechte und sogar Frischwasser-Austern.
    In diesem Leben gewann man nie etwas ohne Gefahr. So war der Wille der Götter. Je größer der Sieg, desto größer vorher die Gefahr, der sich ein Mann stellen musste, bevor er gewann. Der Fischer bedauerte nicht, dass ihm nur noch wenige Tage blieben, aber er hätte viel darum gegeben, wenn er die Bitte seines Sohnes, ihn zu begleiten, hätte abschlagen können.
    Jetzt stand der Junge in Ketten neben ihm, seine Tage würden enden, ehe er sein vierzehntes Jahr erlebte. Trotz der schweren Ketten und der schmerzenden Striemen auf dem Rücken stand er wie ein Mann da. Er hatte den Magiern offen seine Meinung gesagt, was diese keineswegs schätzten. Vielleicht glaubten sie auch, dem Vater Angst machen zu können, wenn sie den Sohn auspeitschten.
    Das spielte keine Rolle mehr. Diese und sämtliche anderen Fragen würden für immer unbeantwortet bleiben, sobald das, was jetzt zu ihnen heraufkroch, sie erreichte.
    Noch sahen sie es nicht deutlich. Das Zauberlicht der Magier hatte das Wasser in der Schlucht in blaues Feuer verwandelt, über dem blaue Nebelschwaden umherwirbelten. Das Ungeheuer war größer als jedes Flussboot, das der Fischer bisher gesehen hatte. Es hatte Fangarme, wo kein Mensch sie bemerkte, abgesehen vielleicht von Geisteskranken. Es hatte weder Beine noch Augen.
    Die Farbe glich der eines auf einer sonnigen Sandbank verwesenden Fisches. Bei den Geräuschen, die es von sich gab, hätte sich der Magen des Fischers entleert, wäre er nicht bereits leer gewesen.
    In diesem Augenblick verbündete sich die Magie des Pfeifens im Kampf mit dem Zauber der Sternen-Brüder. Die Ketten, welche Vater und Sohn banden, wanden sich wie Schlangen. Dann brachen sie in der Mitte entzwei und die Enden baumelten von Hand- und Fußgelenken.
    Das Pfeifen schien dem Ungeheuer der Magier eine Pause zu verschaffen. Es hielt auf halbem Weg auf dem Felshang inne und begann zu zischen, dabei zuckte es mit den Fangarmen.
    Der Fischer schaute umher. Kein Weg führte daran vorbei: Die Spalte, die seinen Standort vom nächsten Felsvorsprung trennte, war zu breit, zum Überspringen. Die Pougoi-Krieger hatten ihre Opfer über eine Brücke aus Ästen auf den Drachenkopf geführt. Jetzt hatten die Krieger die Brücke zurückgezogen und standen, mit Bogen und Speeren bewaffnet, neben der Spalte.
    Der einzige Weg führte nach unten, in das unentrinnbare Schicksal für Vater und Sohn: den Tod. Der Fischer nannte immer noch die Segnungen seines Volkes Götter und verehrte Marr den Pfeifer als Herrn über die Flussgeister. Sein Zauber hatte ihnen die Wahl eines sauberen Todes gewährt.
    »Mein Sohn, es wird bald bei uns sein. Möchtest du mit mir kommen?«
    Der Junge las sein Geschick in den Augen des Vaters. Und der Vater sah in denen des Sohns Wissen, Gehorsam und Liebe.
    »Ich folge dir, wohin immer du mich führst.«
    »Ich wusste, dass deine Mutter und ich einen richtigen Mann gezeugt haben.«
    Der Fischer nahm die Hand seines Sohns und wandte sich talwärts. Zwei kurze Schritte, ein langer dritter und dann der Sprung in die Luft.
    Der Fischer hörte den Wind in den Ohren. Der Ruf schien von den Flussgeistern zu kommen, die ihn und seinen Sohn in der Heimat willkommen hießen. Er hörte die Schreie der Magier. Offenbar schätzten sie es nicht, dass er ihr Lieblingstier um die Leckerbissen geprellt hatte.
    Dann sprang ihm der Fels des Tals entgegen und zerschmetterte ihn, und er hörte nichts mehr von dieser Welt.
     
    Aybas lag den Rest der Nacht wach und hörte viel. Er bemühte sich nicht einmal zu schlafen. In der Tat hätte der Lärm Säuglinge im fernen Iranistan wecken und Liebespaare stören müssen! Zwischen den widerlichen Lauten des Ungeheuers hörte er das Geschnatter der Sternen-Brüder, das Murmeln der Pougoi und das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher