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Conan-Saga 47 - Conan das Schlitzohr

Conan-Saga 47 - Conan das Schlitzohr

Titel: Conan-Saga 47 - Conan das Schlitzohr
Autoren: John Maddox Roberts
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hervorragenden Fähigkeiten als Krieger immer wieder einen Weg zu finden, sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Solange er diese Fähigkeiten besaß, konnte er alles andere ersetzen.
    Conan stellte den halbleeren Becher ab und musterte seine Umgebung, als suche er dort nach einer Eingebung, wie er schnellstens seine Situation verbessern könnte. Es sah nicht vielversprechend aus. Es war schon spät. Auf den Kochstellen glimmte nur noch die Glut. Die wenigen Gäste im Schwert und Zepter tranken oder spielten lustlos. Die Veteranen aus dem letzten Kriegszug waren bereits vor Tagen ausgeplündert worden. An einem Tisch saß ein einzelner Mann mit Jacke, Hosen und Turban aus violetter Seide. Er schien den Cimmerier aufmerksam zu beobachten, doch dieser beachtete ihn nicht. Mit einem Mann, der Kleidung in dieser Farbe trug, wollte er nichts zu tun haben.
    Die Herberge war ein echter Soldatenschuppen. An den Wänden hingen alte Waffen und bemalte Holzbüsten berühmter nemedischer Generäle aus vergangenen Jahrhunderten. Viele Skulpturen wiesen Spuren auf, daß sie als Ziele beim Dolch- oder Messerwerfen gedient hatten. Die Schankmädchen waren auch nicht hübscher als die holzgeschnitzten Generäle. Conan trank das Ale aus und stand auf. Er hakte das Schwert in die Halteringe am Gürtel.
    »Leb wohl, Ingolf. Vielleicht sehen wir uns wieder, und dann habe ich hoffentlich zur Abwechslung soviel Glück im Spiel wie sonst im Krieg.«
    Der Rothaarige nickte. »Es gibt viele Kriege, aber nur wenige gute Krieger. Wir werden uns wiedersehen.« Die Männer packten sich zum Abschied kräftig an den Handgelenken, wie es unter Soldaten üblich war. Möglicherweise würden sie sich bei ihrer nächsten Begegnung als Feinde gegenüberstehen. Für Berufssoldaten machte das keinen Unterschied.
    Der Cimmerier ging zwischen den Tischen zu den paar Stufen, die auf die Straße hinaufführten. Wie immer, wenn er aus einem Raum ins Dunkle trat, blieb er gleich neben der Tür an der Wand stehen, bis die Augen sich an die neuen Lichtverhältnisse gewöhnt hatten. Dafür brauchten die meisten Menschen Minuten, Conan hingegen nur Sekunden. Ihm war bewußt, daß ein Mann innerhalb von Sekunden getötet werden konnte – und oft geschah das in den Sekunden, in denen man blind losmarschierte. Auf der Straße herrschte Stille, abgesehen vom Knarren des Herbergsschilds über dem Eingang. In der Ferne sah Conan ein Licht. Es war eine der Fackeln in der Stadt, die an jeder Ecke leuchteten und von Nachtwächtern gewartet werden sollten. Tatsächlich hatte man Glück, wenn nach Mitternacht noch eine von vier Fackeln brannte.
    Jetzt kam noch ein Gast aus der Schenke und blieb unter dem Wirtsschild stehen. Der Cimmerier spannte jeden Muskel an. Der Mann spähte nach rechts und nach links, als suchte er jemanden. Mit zwei unsicheren Schritten ging er auf die Straße und blickte wiederum umher. Dann seufzte er enttäuscht und marschierte in Richtung der Fackel los. Lautlos folgte ihm der Cimmerier. Der Mann trippelte mit abgehackten Schritten dahin. Unter der Fackel blieb er stehen und spähte in alle Richtungen. Wieder seufzte er tief. Conans Schwert zischte aus der Scheide.
    »Suchst du mich?«
    Der Mann fuhr herum. Ihm quollen die Augen aus dem Kopf, als er plötzlich die blanke Klinge auf seine Kehle gerichtet sah. Wie Conan richtig vermutet hatte, war es der Kerl in der auffälligen violetten Seidenkleidung.
    »Friede! Friede!« sagte der Mann rasch und streckte dem Cimmerier die offenen Handflächen entgegen. »Ich habe dich in der Tat gesucht, doch nicht um dich zu berauben, sondern um mit dir zu sprechen«, stieß der Mann mit gepreßter Stimme hervor. Conan hätte beinahe laut gelacht, wenn er sich vorstellte, daß dieser weibische Winzling, der ihm kaum bis an die Brust reichte, ihn hätte berauben wollen.
    »In dem Fall ist mir ja ein schreckliches Schicksal erspart geblieben«, meinte Conan zynisch. Doch dann wurde er ernst und fuhr den Mann an: »So, und nun heraus mit der Sprache! Was willst du von mir?«
    »Rein zufällig habe ich in der Schenke dein Gespräch mit dem beim Spiel so glücklichen Söldner gehört. Gehe ich recht in der Annahme, daß du im Augenblick ohne Arbeit und ohne Mittel bist?«
    »Stimmt genau«, sagte Conan. »Aber so pleite bin ich nicht, daß ich einen wie dich um Hilfe bitten müßte.«
    Der Mann senkte die Lider. Er schien zu erröten. »Du hast mich völlig falsch verstanden. Ich möchte dich für eine Mission
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