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Conan-Saga 38 - Conan der Wagemutige

Conan-Saga 38 - Conan der Wagemutige

Titel: Conan-Saga 38 - Conan der Wagemutige
Autoren: Roland Green
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in der Hand.
    Bora holte die Schleuder unter dem Hemd hervor. Der Posten mußte sterben. Wenn er nicht taub war, mußte er Bora hinter sich herabklettern hören. Und selbst wenn Bora unbemerkt an ihm vorbeikäme, würde er ihm den Rückzug abschneiden.
    Er nahm einen Stein, legte ihn in die Schleuder und zielte. Das Geschoß sauste so schnell durch die Luft, daß kein menschliches Auge ihm zu folgen vermochte. Es hätte auch niemand, der weiter als fünfzig Schritte entfernt war, gehört, wie es dahinzischte.
    Der Wachtposten war dreimal so weit entfernt. Er starb zwischen zwei Herzschlägen, ohne je zu erfahren, was ihm aus der dunklen Nacht heraus den Schädel zertrümmert hatte. Klirrend rollte der Säbel den Abhang hinab.
    Atemlos wartete Bora auf ein Zeichen, daß Kameraden des Wachtpostens den Lärm gehört hatten. Aber nichts rührte sich im Nebel und dem smaragdgrünen Licht. Mit der geladenen Schleuder kroch Bora vorsichtig auf der Felskante weiter.
    Der Aasgestank wurde stärker und drang in Nase und Lunge. Er atmete nur ganz flach, das half etwas. Jedoch kam dieser Gestank nicht allein von einem Kadaver. Kein Berglöwe hatte sich hier eingenistet. Dieser beißende Geruch ließ wieder den Gedanken an Zauberei aufkommen. Diesmal konnte Bora ihn nicht vertreiben.
    Vielleicht rettete ihm dieser Gedanke das Leben, weil er die Ohren besonders spitzte. Er hörte das Scharren der Klauen auf dem felsigen Grund der Höhle, während die Wesen, zu denen die Klauen gehörten, noch drin waren. Als sie herausstürzten, hatte Bora sich schon zurückgezogen.
    Diese Gestalten waren keineswegs nur undeutliche Schemen. Sie strahlten aus sich heraus. Es war dasselbe smaragdgrüne dämonische Licht, das Bora ins Tal gelockt hatte. Jetzt sah er deutlich diese entsetzlich entstellten Karikaturen einstiger Menschen: größer, breiter, mit Schuppenhaut und Klauen, die Augen glühend, in den offenen Mäulern riesige Fangzähne.
    Stumm und geräuschlos liefen sie auf Bora zu. Sie waren ungemein gefährlich, da sie in seine Gedanken eindrangen.
    Bleib ein Weilchen, junge! Bleib doch bei uns! Nimm den ehrenvollen Dienst an, uns zu dienen, wie wir dem Meister dienen. Bleib! Bleib!
    Bora wußte, daß er den Willen zum Fortlaufen verlöre, wenn er auch nur einen Augenblick lang gehorchte. Dann würde er in der Tat diesen Dienern des Meisters hilflos ausgeliefert sein – wie das Lamm dem Wolf.
    Wie aus eigenem Antrieb heraus bewegte sich der Arm mit der Schleuder. Die Schädel dieser Ungeheuer waren dicker als die eines normalen Menschen; aber dafür war die Entfernung sehr gering. Der Stein drang über dem rechten Auge tief in die Stirn des ersten Angreifers, so daß dieser nach hinten taumelte und dem Kameraden in die Arme fiel. Beide stürzten zu Boden.
    Schnell sprangen die nächsten über die am Boden liegenden Gefährten. Wieder spürte Bora, wie sein Wille aufs heftigste angegriffen wurde:
    Gehorche mir, denn andernfalls bringst du dich um den Genuß von Freuden und Schätzen, wie du sie nicht einmal erträumen kannst. Alles dies wird nur denen zuteil, welche dem Meister dienen.
    In Wahrheit konnte Bora sich sehr viel Verlockenderes vorstellen, als bei lebendigem Leib gefressen zu werden. Auch jetzt hatte er seine Meinung nicht geändert. Er hetzte zur Felswand hinauf, als seien Hände und Füße plötzlich zu Flügeln geworden.
    Die Ungeheuer zischten wie Schlangen. Panik ergriff Boras Verstand. Beinahe hätte er den nächsten sicheren Felsvorsprung losgelassen.
    Eins der Scheusale sprang hoch in die Luft. Seine Klauen griffen nach Boras Fußgelenken. Doch dabei verlor es den Halt und stürzte rücklings über die Felskante. Sein Zischen endete mit einem dumpfen Schlag. Dann hörte Bora, wie die Schuppenhaut über die Felsen glitt.
    Bora verlor keine Sekunde Zeit. Erst auf ebenem Gelände wagte er wieder richtig zu atmen. Doch auch jetzt gönnte er sich nur lange genug Rast, um die Schleuder wieder zu laden. In alten Geschichten hatte er die Redeweise gehört: »Wie von Dämonen gehetzt«. Jetzt spürte er die Bedeutung dieser Worte nur allzugut am eigenen Leib.
    Falls er nach Haus zurückkehrte und jemand ihm diese Geschichte glaubte, hätte er damit das Geheimnis der Bergdämonen gelöst.
    Hinter ihm erlosch ganz plötzlich der smaragdgrüne Lichtstrahl, doch Bora sah es gar nicht.
     
    Als Eremius am Altar stand, verschloß er die Ohren. Er war taub gegen das Geräusch des herabfallenden Säbels. Ihn erreichte nur der Ruf der
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