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Conan-Saga 26 - Conan der Siegreiche

Conan-Saga 26 - Conan der Siegreiche

Titel: Conan-Saga 26 - Conan der Siegreiche
Autoren: Robert Jordan
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aus dem lediglich
zwei hohe Holzpfosten aufragten, auf denen der übliche viergehörnte Kopf
thronte. Nichts war jener, die vor undenkbarer Zeit dieses Gewölbe in den Berg
gegraben hatten, ferner gelegen als Zierwerk. Sie hatten es als Gefängnis für
die wuchtige Figur gedacht, die, die Augen aller auf sich ziehend – wie sie es
auch an jedem anderen, selbst dem größten Ort tun würde –, in der Farbe alten
Blutes hier stand. Eine Statue schien sie zu sein, doch das war sie nicht.
    Der
schwere Körper war der eines Mannes, doch noch einhalbmal so groß wie der
größte Mensch, nur wies er statt fünf Fingern sechs mit gefährlichen Krallen
bewehrte an jeder Prankenhand auf. Drei lidlose Augen funkelten in düsterem
Glühen, das das Licht aufsog, in dem grausamen gehörnten Kopf, und sein Mund
war ein breiter, lippenloser Spalt mit Reihen von nadelscharfen Zähnen. Die
dicken Arme der Figur waren mit Bändern und Reifen geschmückt, die alle sein
Abbild wiedergaben. Um die Mitte hatte sie einen lendentuchhaltenden Gürtel aus
kunstvoller Goldschmiedearbeit geschlungen. Eine geflochtene schwarze Peitsche
glänzte metallisch an einer Hüfte, und an der anderen hing ein großer Dolch mit
gehörnter Parierstange.
    Synelle
stockte der Atem wie beim erstenmal, als sie ihren Gott gesehen hatte, und wie
es jedesmal aufs neue bei seinem Anblick geschah.
    »Macht
Al’Kiirs Braut bereit!« befahl sie.
    Ein würgender
Schrei entrang sich der Kehle der Frau im Brautgewand, als sie von zwei
Wächtern zu den beiden Pfosten gezerrt wurde. Sie banden sie auf gespreizten
Knien mit hoch über den Kopf gebreiteten Armen so grausam an diese Pfosten, daß
die Stricke tief ins Fleisch schnitten. Ihre blauen Augen drohten ihr aus den
Höhlen zu quellen, als sie die riesige Figur betrachtete, von der sie den Blick
nicht nehmen konnte. Ihr Mund stand stumm offen, als hätte das Grauen ihr die
Stimme geraubt.
    »Taramenon!«
rief Synelle.
    Bei
diesem Namen zuckte die Gefesselte zusammen. »Auch er?« keuchte sie. »Was geht
hier vor, Synelle? Sag es mir. Bitte!«
    Synelle
achtete nicht auf sie.
    Einer
der Gerüsteten trat mit einer kleinen messingbeschlagenen Truhe herbei und
kniete sich steif vor die Frau, die sowohl Prinzessin von Ophir als auch
Hohepriesterin des finsteren Al’Kiirs war.
    Schutzworte
murmelnd öffnete Synelle die Truhe und holte alles heraus, was sie brauchte.
    Als
Kind hatte Synelle zum erstenmal von ihrer Amme von Al’Kiir gehört, einem
uralten, außer von einigen wenigen längst vergessenen Gott. Die Amme war sofort
vom Hof verbannt worden, als der König erfuhr, welch furchtbare Geschichten sie
erzählte. Es war wahrhaftig nur wenig gewesen, was die Alte Synelle erzählt
hatte, doch das Kind war betört gewesen von der Macht, die Al’Kiir seinen
Priesterinnen geben sollte – jenen Frauen, die sich diesem Gott der Lust, des
Schmerzes und Todes mit Leib und Seele verschrieben und jene grauenhaften Riten
durchführten, die er verlangte. Schon damals hatte sie von Macht geträumt.
    Mit
einem kleinen Fläschchen in der Hand ging Synelle zu der Gefangenen. Sie zog
den Kristallstöpsel heraus und schrieb mit seiner feuchten Rundung das Zeichen
der Hörner auf die Stirn der Frau.
    »Das
wird dir zur richtigen Stimmung verhelfen, wie es sich für eine Braut gehört,
Telima«, sagte Synelle weich und spöttisch zugleich.
    »Ich
verstehe nicht, Synelle.« Telimas Stimme klang nun heiser. Keuchend warf sie
den Kopf hin und her, und ihr Haar fiel ihr, einer mitternachtschwarzen Wolke
gleich, ins Gesicht. »Was geht hier vor?« wimmerte sie.
    Synelle
stellte das Fläschchen in die Truhe zurück. Mit Pulver aus Blut und Knochen
stäubte sie das Hörnerzeichen auf den Boden, so daß die Hörner dort endeten, wo
Telima stand. Mit einem Pinsel aus Jungfrauenhaar bestrich sie Al’Kiirs breiten
Mund und die gewaltigen Lenden mit Jungfrauenblut. Nun konnte das Ritual
beginnen.
    Doch
Synelle zauderte. Diesen Teil des Rituals haßte sie so sehr wie die eisernen
Armbänder. Zwar würde niemand Zeuge sein als ihre Krieger, die für sie sterben
würden, und Telima, die auf die eine oder andere Weise ohnehin von keiner
Bedeutung für diese Welt mehr sein würde. Aber sie selbst würde es wissen. Doch
wie auch immer, es mußte getan werden. Es mußte!
    Zögernd
kniete sie sich vor die riesige Figur, holte tief Luft und warf sich mit
ausgebreiteten Armen ganz auf den Boden.
    »O
mächtiger Al’Kiir«, betete sie, »Herr des Blutes und
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