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Conan-Saga 18 - Conan der Rächer

Conan-Saga 18 - Conan der Rächer

Titel: Conan-Saga 18 - Conan der Rächer
Autoren: Robert E. Howard
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und noch vieles Unvorstellbare mehr. Seine kräftigen Hände hatten das im Westen übliche Breitschwert geschwungen, den Krummsäbel der Turaner, den Tulwar der Zuagir und den langen Zhaibardolch, genauso wie die Streitaxt der nördlichen Länder und das Beil des Waldläufers. Die Tünche der Zivilisation war nur dünn über seine barbarische Seele aufgetragen.
    Der Ball begann. König Conan eröffnete ihn mit seiner Königin. Es machte Freude, ihnen bei den komplizierten Schritten des aquilonischen Menuetts zuzusehen. Zwar war Conan nicht allzu gewandt bei den ungewöhnlichen Figuren dieses Tanzes, doch die Urinstinkte des Barbaren bewirkten, daß seine Füße sich dem Rhythmus der Musik leicht und vollkommen anpaßten. Sah man ihn so, hätte wohl keiner gedacht, daß ihn der schwitzenden Zeremonienmeister erst vor einer Woche in einem Blitz-Unterricht in das Geheimnis dieses Tanzes eingeweiht hatte. Fast alle der vornehmen Gäste folgten dem Beispiel des Königspaars. Bald drehten sich die Tanzenden in bunter Pracht auf dem Mosaikboden.
    Dicke Kerzen warfen einen warmen, sanften Schein über den großen Saal. Niemand bemerkte den lautlosen Luftzug, der durch ihn strich und die Flammen eines Kandelabers erzittern ließ. Auch bemerkte niemand die brennenden Augen in einer Fensternische, die suchend über die Menge schweiften. Ihr Blick blieb auf der schlanken, silbergewandeten Gestalt in den Armen des Königs haften. Nur die glühenden Augen hätten gesehen werden können, als ein leises hämisches Kichern erklang. Dann verschwanden die Augen, und das Fenster wurde geschlossen.
    Der große Bronzegong am Ende der Halle verkündete eine Tanzpause. Die vom Tanz erhitzten Gäste ruhten sich aus und erfrischten sich mit gekühltem Wein und turanischem Sorbet.
    »Conan, ich brauche unbedingt ein bißchen frische Luft, mir ist vom Tanzen sehr warm geworden«, sagte Zenobia über die Schulter, als sie auf die jetzt offene Flügeltür zu dem breiten Balkon zuging.
    Der König wollte ihr folgen, wurde jedoch von einem ganzen Schwarm Damen aufgehalten, die ihn anflehten, ihnen von seinem früheren Leben zu erzählen. Stimmte es, daß er einmal Häuptling der wilden Horden Ghulistans in den Himelians gewesen war? War tatsächlich er es gewesen, der durch einen tollkühnen Streich das Königreich Khauran vor den shemitischen Plünderern des Söldnerführers Constantius gerettet hatte? War er wirklich einmal Pirat gewesen?
    Mit Fragen wie diesen wurde er nur so bombardiert. Conan beantwortete sie kurz oder ausweichend. Seine barbarischen Instinkte quälten ihn. Sie wollten, daß er Zenobia auf den Balkon folgte, um sie zu beschützen, obgleich ihr hier in seiner Hauptstadt, in seinem Palast umgeben von Freunden und treuen Gardisten, keine Gefahr drohen konnte.
    Trotzdem war er beunruhigt. Etwas in ihm warnte ihn vor etwas Schlimmem. Da er wußte, daß seine Instinkte ihn bisher noch nie getäuscht hatten, machte er sich trotz der Proteste seiner liebreizenden Bewunderinnen auf den Weg zum Balkon.
    Etwas heftiger, als es sich für einen König schickte, drängte er sich durch die Menge, bis er die silbergewandete Zenobia aus der Ferne sah. Ihr Rücken war ihm zugewandt. Eine angenehm kühle Brise spielte mit ihrem Haar. Er atmete erleichtert auf. Ausnahmsweise hatten seine Instinkte ihn einmal getäuscht. Trotzdem ging er weiter auf sie zu.
    Plötzlich war die schlanke Gestalt der Königin in Nacht gehüllt, und Dunkelheit senkte sich auch über alle Anwesenden herab. Die Gäste riefen wispernd ihre Götter an. Der eisige Hauch des Unheils schwebte durch den großen Saal. Donner erschütterte den Boden unter den Füßen. Die Königin schrie.
    Als die Finsternis sich herabsenkte, sprang Conan wie ein Panther zur Balkontür, ohne darauf zu achten, daß er dabei nicht nur weinbeladene Tische, sondern auch einige seiner vornehmen Gäste umrannte. Ein zweiter Schrei schrillte und schwand, als würde Zenobia verschleppt. Als der König den Balkon erreichte, war er leer.
    Conans Blick strich über die unerklimmbaren Palastwände, ohne etwas zu sehen, dann hob er sich wie von selbst, und der König sah etwas Ungeheuerliches, das sich gegen den Mond abhob: eine grauenvolle Alptraumkreatur, die seine geliebte Zenobia umklammert hielt. Mit den mächtigen Schlägen seiner gewaltigen Schwingen, die ein wenig an die von Fledermäusen erinnerten, brauste das Ungeheuer am Himmel dahin, bis es nur noch als Punkt am östlichen Horizont zu sehen
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