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Commissario Montalbano 08 - Die Passion des stillen Rächers

Commissario Montalbano 08 - Die Passion des stillen Rächers

Titel: Commissario Montalbano 08 - Die Passion des stillen Rächers
Autoren: Andrea Camilleri
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abklappern, um wenigstens den Roller zu finden, den er genau kenne. Der Vater fuhr noch viermal den Weg vom Haus der Freundin bis zu seiner Villa ab. Zwischendurch blieb er immer wieder stehen und sah sich sogar Flecken auf dem Asphalt an. Doch er entdeckte nichts Ungewöhnliches. Es war fast drei Uhr morgens, als er die Suche aufgab und nach Hause zurückkehrte. Dann bat er seinen Bruder, den Arzt, alle Krankenhäuser von Montelusa und Vigàta anzurufen, aber niemand konnte Auskunft geben. Das war einerseits beruhigend, andererseits waren sie umso besorgter. So verloren sie eine weitere Stunde.
    An dieser Stelle des Berichts – sie waren schon eine ganze Weile über Land gefahren und befanden sich jetzt auf einem Feldweg – zeigte Gallo auf ein Haus etwa fünfzig Meter vor ihnen.
    »Das ist die Villa.«
    Montalbano kam nicht dazu, genauer hinzusehen, weil Gallo rechts in einen Weg abbog, der in miserablem Zustand war.
    »Wo fährst du hin?«
    »Zu der Stelle, wo der Roller gefunden wurde.«
    Gefunden hatte ihn Susannas Freund. Er war vergeblich kreuz und quer durch Vigàta gefahren und hatte dann einen weiten Umweg zurück zur Villa genommen. Zweihundert Meter vor dem Haus hatte er den Roller stehen sehen und war dann sofort zu Susannas Vater gefahren.
    Gallo hielt am Wegrand hinter einem Streifenwagen. Montalbano stieg aus, Mimì Augello kam ihm entgegen.
    »Eine schlimme Geschichte, Salvo. Ich musste dich einfach anrufen. Sieht nicht gut aus.«
    »Wo ist Fazio?«
    »Im Haus, beim Vater. Vielleicht melden sich die Entführer.«
    »Wie heißt der Vater denn?«
    »Salvatore Mistretta.«
    »Was macht er beruflich?«
    »Er war als Geologe tätig. Die halbe Welt hat er bereist. Da, der Roller.«
    Er lehnte an der niedrigen Mauer eines Gemüsegartens, ohne jede Beule, nur ein bisschen schmutzig. Galluzzo suchte in dem Garten nach irgendwelchen Hinweisen. Das Gleiche taten Imbrò und Battiato auf dem Weg.
    »Susannas Freund … apropos, wie heißt er?«
    »Francesco Lipari.«
    »Wo ist er?«
    »Ich habe ihn nach Hause geschickt. Er war todmüde und völlig fertig.«
    »Meinst du, dass dieser Lipari den Roller anders hingestellt haben könnte? Vielleicht lag er ja mitten auf dem Weg …«
    »Nein, Salvo. Er schwört Stein und Bein, dass er ihn so vorgefunden hat, wie er jetzt dasteht.«
    »Lass jemanden zur Bewachung da. Keiner fasst das Fahrzeug an. Sonst drehen uns die Leute von der Spurensicherung noch den Hals um. Habt ihr irgendwas gefunden?«
    »Überhaupt nichts. Wo das Mädchen doch einen Rucksack mit Büchern und ein paar persönlichen Sachen dabeihatte, ihr Handy, einen Geldbeutel, den sie immer in der Gesäßtasche trug, den Hausschlüssel … Nichts. Es ist, als ob sie einen Bekannten getroffen hätte, abgestiegen wäre und den Roller an die Mauer gelehnt hätte, um ein bisschen zu plaudern.«
    Doch Montalbano schien ihn gar nicht zu hören. Mimì merkte es.
    »Was ist, Salvo?«
    »Ich weiß nicht, irgendwas stimmt nicht«, murmelte Montalbano.
    Er trat ein paar Schritte zurück, als nähme er Abstand, um etwas als Ganzes aus der richtigen Perspektive heraus besser ins Auge zu fassen. Augello ging automatisch auch ein paar Schritte zurück, er folgte einfach dem Beispiel des Commissario.
    »Er steht andersherum«, sagte Montalbano schließlich.
    »Wer?«
    »Der Roller. Sieh ihn dir an, Mimì. So wie er dasteht, könnte man meinen, sie sei auf dem Weg nach Vigàta gewesen.«
    Mimì sah ihn an und schüttelte den Kopf.
    »Schon. Aber dann war sie auf der falschen Seite. Wenn sie Richtung Vigàta gefahren wäre, müsste der Roller an der Mauer gegenüber lehnen.«
    »Einen Roller kümmert es doch einen Scheiß, auf welcher Seite er fährt! Die stehen auf Treppenabsätzen! Die fahren dir zwischen den Beinen durch! Auch egal. Aber wenn Susanna aus Vigàta gekommen ist, müsste das Vorderrad in die Gegenrichtung zeigen. Warum also steht der Roller so herum?«
    »Meine Güte, Salvo, dafür kann es viele Gründe geben. Vielleicht hat sie ihn umgedreht, als sie ihn anlehnen wollte … Vielleicht ist sie ja auch ein paar Meter zurückgefahren, weil sie jemanden getroffen hat …«
    »Kann alles sein«, fiel Montalbano ihm ins Wort. »Ich geh ins Haus. Komm nach, wenn ihr hier fertig seid. Und lass einen Mann zur Bewachung da.«
    Die zweistöckige Villa musste einmal sehr schön gewesen sein, doch mittlerweile waren die Anzeichen von Verwahrlosung nur allzu sichtbar. Häuser spüren es, wenn man sich nicht mehr um sie
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