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Commissario Montalbano 08 - Die Passion des stillen Rächers

Commissario Montalbano 08 - Die Passion des stillen Rächers

Titel: Commissario Montalbano 08 - Die Passion des stillen Rächers
Autoren: Andrea Camilleri
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mit Watte voll gestopft hat. Und den Mist, den der Kerl verzapft, nicht hören kann.
    Seit einer Weile hört er den Fensterladen nicht mehr jaulen. Er sieht gerade noch, dass es Viertel vor fünf ist, dann schläft er endlich ein.
    Im Schlaf drang das unaufhörliche Klingeln des Telefons sehr gedämpft an sein Ohr.
    Er öffnete ein Auge und sah auf die Uhr. Es war sechs. Er hatte erst eineinviertel Stunden geschlafen. Hastig stand er auf, um das Klingeln zu stoppen, bevor es Livia aus dem Tiefschlaf holte.
    »Dottori, hab ich Sie vielleicht geweckt?«
    »Catarè, es ist Punkt sechs!«
    »Auf meiner Uhr ist es aber drei nach sechs.«
    »Dann geht deine Uhr eben ein bisschen vor.«
    »Echt, Dottori?«
    »Ganz echt.«
    »Dann stell ich sie drei Minuten zurück. Danke, Dottori.«
    »Bitte.«
    Beide legten auf, und Montalbano wollte ins Schlafzimmer zurück. Nach ein paar Schritten blieb er fluchend stehen.
    Was war denn das für ein bescheuertes Gespräch? Rief Catarella in aller Herrgottsfrühe an, um festzustellen, ob seine Uhr richtig ging? Da läutete es wieder, der Commissario machte kehrt und nahm noch beim ersten Klingeln ab.
    »Dottori, bitte verzeihen Sie, aber bei der Uhrzeit hab ich vergessen, dass ich ja angerufen hab, weil ich Sie wegen was anrufen wollte.«
    »Worum geht’s denn?«
    »Einem Mädchen sein Motorroller ist weg.«
    »Wie weg – abgenommen oder geklaut?«
    »Ich weiß nicht, Dottori, abgenommen, glaub ich.«
    Montalbano wurde wütend. Er hätte Catarella am liebsten angeschrien, riss sich aber zusammen. »Und du weckst mich um sechs Uhr morgens, um mir zu sagen, dass die Steuerfahnder oder die Carabinieri einen Roller konfisziert haben? Ausgerechnet mir erzählst du das? Mir ist das scheißegal, wenn du erlaubst.«
    »Dottori, Sie brauchen doch von mir keine Erlaubnis, dass Ihnen was scheißegal ist«, sagte Catarella respektvoll.
    »Außerdem bin ich noch nicht wieder im Dienst, ich bin krankgeschrieben!«
    »Ich weiß, Dottori, aber ich glaub, das mit dem Roller war nicht die Finanzpolizei und die Carrabbinera.«
    »Die heißen Carabinieri, Catarella. Wer war es dann?«
    »Das ist ja der Haken, Dottori. Das weiß keiner, den kennt keiner. Und deshalb sollte ich ja bei Ihnen ganz persönlich selber anrufen.«
    »Sag mal, ist Fazio da?«
    »Nein, der ist dort.«
    »Und Dottor Augello?«
    »Der auch.«
    »Und wer ist im Kommissariat?«
    »Ich pass proffisorisch auf. Der Dottori Augello hat gesagt, ich tu ihn vertreten.«
    Matre santa! Das war riskant und musste sofort geändert werden, Catarella brachte es fertig, nach dem Diebstahl einer Handtasche einen Atomkrieg auszulösen. Hatten sich Fazio und Augello tatsächlich auf den Weg gemacht, nur um einen Motorroller sicherzustellen? Und warum ließen sie bei ihm anrufen?
    »Hör zu, du rufst jetzt Fazio an und sagst ihm, er soll sich sofort bei mir in Marinella melden.«
    Er legte auf.
    »Hier geht’s ja zu wie auf dem Marktplatz!«, sagte eine Stimme hinter ihm.
    Er drehte sich um. Es war Livia, und ihre Augen glitzerten vor Wut. Sie hatte nicht den Morgenmantel angezogen, sondern war in sein Hemd vom Vortag geschlüpft. Als Montalbano sie so sah, spürte er ein großes Verlangen, sie zu umarmen. Doch er beherrschte sich, Fazio konnte jeden Moment anrufen.
    »Livia, bitte, meine Arbeit …«
    »Deine Arbeit solltest du im Kommissariat erledigen. Und nur, wenn du im Dienst bist.«
    »Du hat ja Recht, Livia. Bitte, geh wieder ins Bett.«
    »Was soll ich denn im Bett! Ich bin längst wach! Ich mache jetzt Kaffee«, sagte Livia.
    Das Telefon klingelte.
    »Fazio, hättest du die Güte, mir zu erklären, was diese Scheiße soll?«, fragte Montalbano laut. Er brauchte keine Rücksicht mehr zu nehmen, schließlich war Livia nicht nur aufgewacht, sondern sowieso schon sauer.
    »Sei bitte nicht so ordinär!«, rief Livia prompt aus der Küche.
    »Hat Catarella Ihnen nichts gesagt?«
    »Catarella hat mir einen Scheiß gesagt …«
    »Würdest du bitte aufhören?«, rief Livia.
    »… er hat was von einem konfiszierten Roller gefaselt, mit dem aber weder die Finanzpolizei noch die Carabinieri zu tun haben. Und warum, verdammt noch mal …«
    »Hör auf, habe ich gesagt!«
    »… belämmert ihr mich damit? Vielleicht war es ja die Verkehrspolizei!«
    »Nein, Dottore. Es geht nicht um einen konfiszierten Roller, sondern um die entführte Halterin dieses Rollers.«
    »Wie bitte?«
    »Es geht um Freiheitsberaubung, Dottore.«
    Um Freiheitsberaubung?! In
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