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Commander Scott 05 - Juwel Des Verderbens

Commander Scott 05 - Juwel Des Verderbens

Titel: Commander Scott 05 - Juwel Des Verderbens
Autoren: Gregory Kern
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würde.
    Die Tore der Stadt standen offen, die Zugbrücke war heruntergelassen. Die Stadtwächter standen mit Brustharnisch und Hellebarden links und rechts im Torweg. Der Wind strich durch das Stadttor, brachte die brennenden Fackeln in den eisernen Wandringen zum Flackern, überzog Wände und Wächter mit einem gespenstischen Schattenspiel.
    Hinter dem Stadttor schien die Hölle losgelassen. Das dumpfe Rollen der Trommeln wurde übertönt von den johlenden, Chorgesängen, heftigem Wortwechsel schreienden Stimmen der Menge, streitender Männer, Anpreisern und Anreißern: »Meine Herrschaften! Lesen Sie Ihre Zukunft aus dem Blut einer Jungfrau.' Ein Mädchen aus Lamach stellt sich freiwillig dafür zur Verfügung. Zehn Zesh, und Sie sind bei dem Schauspiel dabei...«
    »Die mystischen Runen von Cromek werden dir für fünf Zesh deine Todesstunde voraussagen, den Moment der größten Seligkeit. Wird dir deine Frau einen Sohn schenken? Wird deine Tochter einen reichen Mann bekommen? Die Runen werden es dir verraten...«
    »Dein Schicksal steht in deinen Handlinien. Lasse Sie lesen und vermeide dein Unglück. Komm zu uns und laß dir für wenig Geld verraten, was dir in nächster Zukunft bevorsteht.«
    Chemile blieb stehen, doch der Riese riß ihn mit einer Handbewegung vorwärts. »Dafür haben wir jetzt keine Zeit«, meinte er gereizt. »Behalte lieber die anderen im Auge.«
    Als ihr Führer anhielt, schob Saratow sich nach vorn und stellte sich schützend hinter den Professor. Vor Seward tanzte ein junges Mädchen, Amulette um den Hals. Ihre Brüste waren nackt, und der ganze Oberkörper war mit bunten Kreisen und Spiralen übermalt. Der Schweiß glänzte auf ihrer samtartigen Haut. In der rechten Hand trug sie ein Messer, und ihr linker Arm war übersät mit kleinen Schnitten. Schaum stand ihr vor dem Mund.
    »Eine Flagellantin«, erklärte Seward. »In Ekstase, verrückt, bachantisch. Sie wird so lange tanzen und sich so lange mit dem Messer verletzen, bis sie ohnmächtig umfällt.«
    Luden hörte interessiert zu. »Ein Sühneopfer?« Sewards Stimme wurde respektvoll. »Sie wissen Bescheid?«
    »Ich sagte Ihnen doch, daß wir unsere Hausaufgaben bereits gemacht haben.
    Sündenböcke, die man öffentlich bestraft, gibt es in jeder primitiven Gesellschaft; aber in der Regel üben sie ihre Bestrafung nicht selbst aus. In diesem Fall nehme ich an, daß das Mädchen keinen sehr moralischen Lebenswandel führt und unter dem Einfluß der Massenhysterie sich von irgendeiner Sünde reinigen will.« Er schüttelte den Kopf, als das Mädchen sich tanzend entfernte, eine Blutspur hinter sich- herziehend. »Es ist wirklich erstaunlich, wie stark der Trieb manchmal ist, sich von seinem schlechten Gewissen zu befreien.«
    »Das allein ist es nicht«, erwiderte Seward. »Auch das Element des Selbstopfers und das Erkaufen einer besseren Zukunft gehören zu diesem Akt der Selbstkasteiung.«
    Sie gingen weiter. In einer Gasse tanzten Menschen zum Rhythmus der Trommeln, in einer Reihe hintereinander, die Hände auf den Hüften des Vordermannes. Ein Mann schrie auf, wirbelte herum, ein Messer in der rechten Hand.
    »Mein Amulett!« schrie er. Er griff sich an den Hals. »Jemand hat mein Amulett gestohlen!«
    Ein Bettler hob seine blinden Augen zu den Laternen empor, die er nicht sehen konnte. »Gebt mir ein Almosen, mein Herr. Gebt, und ihr werdet vom Schicksal dafür belohnt werden.« Eine Frau raunte ihnen zu: »Weiches, junges Fleisch, meine Herren. Junge Mädchen, die darin geübt sind, euch die Wonnen des Leibes zu schenken. Mein Haus ist voll davon.«
    Scott hörte genau zu, registrierte und analysierte. Er roch den Schweiß der Hysterie und der Angst des Aberglaubens. Die Schreie waren Entladungen nervöser Spannungen, und die Buden am Rand der Straßen waren damit beschäftigt, den verzweifelten Wunsch der Menge zu erfüllen, einen Blick in die Zukunft werfen zu dürfen.
    Das würde sich bald gründlich ändern, dachte er. Händler und Besucher aus fremden Welten würden neue Ideen und Anschauungen auf diesen Planeten bringen. In Zukunft würden die Kaufleute nicht mehr zuerst einen Astrologen fragen, wann die Sterne einem Geschäftsabschluß günstig waren. Touristen, die ein Amulett nur als Schmuckstück trugen, würden in die Stadt kommen. Die Menschen würden hier begreifen lernen, daß jeder nur der Schmied seines eigenen Schicksals sein kann.
    Sie erreichten endlich den großen Marktplatz, wo in den Buden Ringe, Ketten,
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