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Collector

Collector

Titel: Collector
Autoren: Markus Heitz
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seiner ganzen Länge millimeterweise auf den Truck ab.
    Kris fuhr die Leistung der Antigravitationspulsatoren bis zum Anschlag hoch. Er hatte Crompton nicht gesagt, dass es die schwerste Last darstellte, die er seit Beginn seines Kutscherdaseins fuhr. Irgendwann ist immer das erste Mal.
    »Maximale Belastung leicht überschritten: zwölfhunderteins Tonnen«, warnte der Computer. »Autopilot für Steuerung unzureichend, manuelle Steuerung notwendig. Bitte bestätigen.«
    Kris folgte der Anweisung und übernahm noch mehr Verantwortung: Er allein entschied nun über jede Bewegung des Trucks und die damit verbundene Sicherheit der Fracht. Andere hätten vor Angst gekotzt.
    »So, das ist jetzt Ihre Sache«, sagte Millers und klang erleichtert. »Wir haben Ihnen die Ladung übergeben.«
    »Bestätigt«, sagte er. »Was ist es denn jetzt, Millers? Ich verrate es auch nicht.«
    Der Ingenieur lachte. »Wir schätzen, und es ist nicht mehr als eine Schätzung, dass es ein Langstreckensprungantrieb ist. Jedenfalls nach den bisherigen Erfahrungen. Genau kann ich es nicht sagen. Die Scans haben große Mengen an Deuterium und Palladium gezeigt. Der Reaktor scheint auf eine Art Kalte Fusion ausgelegt zu sein. Das fehlt GI noch in der Sammlung.«
    »Was viel wichtiger ist: Ist es ganz oder kaputt?«
    »Auch das wissen wir nicht. Aber Strom fließt in einigen Leitungen um den Kern, das haben wir geprüft. Alles andere muss von unseren Experten in einem Labor gecheckt werden. Passen Sie ein bisschen auf, und bremsen Sie das nächste Mal vorsichtiger. Gute Fahrt!« Millers beendete die Unterhaltung.
    Kris sah, wie sich ein Hoverpanzer schräg vor das LCV setzte. Durch die Kameras wurden die anderen drei auf der Scheibe eingeblendet: rechts, links und am Heck. Die konzerneigene Eskorte stand bereit.
    Blaues Kom-Licht leuchtete. »Hier GI first. Folgen Sie mir«, sagte einer der Gardeure. »Fahren Sie konstant siebzig Stundenkilometer. Wir halten die Luft sauber. Alles andere schieben Sie aus dem Weg. Bestätigen.«
    »Die Luft sauber halten? Mit was rechnen Sie denn, GI first?«
    »Bestätigen Sie einfach, Kutscher«, schnauzte der Mann. »Danach herrscht Funkstille.«
    »Bestätigt«, sagte Kris und ließ die Taste los. »Arschloch.« Er warf die Rotoren an, und es dauerte lange, bis sich der Truck überhaupt rührte. Spitze. Das habe ich mir noch gewünscht: ein Problemtransport. Dabei habe ich der Agentur gesagt, dass ich solche Fahrten nicht mache. Die 20 000 Tois hätten mich stutzig machen sollen.
    Erst unter maximaler Leistung glitt das LCV auf dem Antigravpolster behäbig vorwärts und startete mit Schrittgeschwindigkeit. Es dauerte etwa zehn Kilometer, bis es auf siebzig beschleunigt hatte. Der kalkulierte Bremsweg betrug elftausendundein Meter.
    Nun wurde Kris doch mulmig. Gut, dass hier flacher Meeresboden ist.
    Die Fahrt verlief ruhig. Bis auf den beunruhigenden Umstand, dass alle zehn Minuten Störungen bei Kameras und Abstandssensoren auftraten, immer ungefähr auf der Höhe des Wulstes, der einer polierten Schweißnaht ähnelte.
    Stimmt, Millers hat von Anomalien in den Frequenzen gesprochen. Scheiße, das hat mir noch gefehlt. Das macht das Manövrieren nicht einfacher. Kris' Blick huschte über den planetaren Nachrichtenticker in den Armaturen und hatte das Schlagwort Babylon5 entdeckt. »Laut abspielen«, befahl er dem Bordcomputer.
    »... erreichte Starlook soeben die Meldung, dass Babylon5 an die Collectors gefallen ist«, sagte die männliche Sprecherstimme. »Der 20T hat die Verteidigung wie zu erwarten eingestellt und den Planeten aufgegeben, der damit unter die sogenannte Obhut der Ahumanen gefallen ist.«
    Damit hatten die Collies einundzwanzig Planeten eingenommen. Nach wie vor ließen sie sich kaum aufhalten, was nicht nur Kris beunruhigte.
    Soraya lebte glücklicherweise nicht in dem Bereich, in dem die Collies operierten, sonst hätte er Umaia schon lange kontaktiert und sie zu einem Umzug gezwungen. Notfalls würde er ihr entgegen ihrer Abmachung das Sorgerecht streitig machen. Die Angst und die Sorge hafteten wie schmerzende Kletten auf seiner Seele.
    »Der Tourismus- und Handelsplanet Babylon5 gab einer Milliarde Menschen eine Heimat«, erzählte der Sprecher. »Augenzeugen zufolge gelang einzelnen kleineren Schiffen die Flucht vor dem Eintreffen der Collectors. Ein Sprecher der Feudal European Coalition verurteilte ...«
    »Ton aus.« Ein weiterer Planet mehr für die Sammler. Hoffentlich konnten sich
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