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Collector

Collector

Titel: Collector
Autoren: Markus Heitz
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entsprechende Kamera zeigte Kris den Sockel eines Krans in Makroaufnahme. Dichter wäre es nicht mehr gegangen.
    Er ließ die Pulsatoren hochfahren und drückte das Gespann damit aus der Erde, manövrierte zur linken Seite und stellte den Truck auf die Stützen. Nach einmal Durchatmen und zwei Sekunden Warten presste er die Kom-Taste. »Ankunft wie vorhergesagt«, meldete er und schloss die Augen, schluckte. Verdammter Ring! Er hoffte, dass zwei verbogene Stützstreben wirklich alles an Schäden waren.
    »Steigen Sie aus, Kutscher«, bekam er von der Frauenstimme in einem Ton befohlen, als handelte es sich um einen Überfall. »Wir brauchen Ihre Einschätzung.«
    »Bestätigt.« Kris drückte den Ausstiegsknopf. Prima. Raus ins Scheißwetter.
    Die Kanzel senkte sich fahrstuhlgleich nach unten, während er sich einen signalroten Wachsmantel über sein schwarzes Shirt warf und einen gelben Helm aufsetzte. Auf einer Baustelle war es zur eigenen Sicherheit wichtig, gesehen zu werden. Die hohen Stiefel würden ihn vor dem Dreck schützen, die Beine der schwarzen Cargohose stopfte er in die Schäfte.
    Einen Meter über dem Boden hielt die Kanzel an.
    Sagen wir mal guten Tag zu der schlecht gelaunten Dame. Aber dumm anmachen werde ich mich nicht lassen.
    Die Steuerkonsole zog Kris ab und steckte sie ein, dann schwang er sich zur Tür in den Nieselregen hinaus. Es roch nach Staub und Feuchtigkeit, eine leichte Nuance von Algen und Salz schwebte in der Luft. Phantommeer.
    Im Schein der Flutlichter und menschenklein wurde ihm bewusst, wie groß die Baustelle war und welche immensen Anstrengungen von Gauss Industries unternommen worden waren, den Fund zu bergen. Aus seinem LCV und zehn Metern Höhe lief er gern Gefahr, seine Umgebung zu unterschätzen. Kris kam sich zwischen den Kranen und Baumaschinen unglaublich winzig vor.
    Eine Gruppe von Menschen in gelben Regenoveralls eilte auf ihn zu, die Schutzhelme trugen sie über den Kapuzen. Sie hatten wasserdichte Computerpads dabei, auf denen zwei geschäftig herumtippten.
    Deren Job wollte ich auch nicht haben.
    Vorneweg schritt eine Frau um die fünfzig, die ein Kehlkopfmikrofon stolz um den Hals trug, als sei es wertvoller Schmuck, dahinter kamen Ingenieure; begleitet wurden sie von fünf Bewaffneten, die in schweren, dunkelbraunen Metall-Kevlar-Panzerungen steckten und dickläufige Automatikgewehre in den Händen hielten. Die Militärhelme waren komplett geschlossen, von außen undurchsichtige Visiere nahmen ihnen das Menschliche. Gardeure des Unternehmens.
    Er marschierte ihnen durch den aufweichenden Boden entgegen.
    »Das ist also der Mann, der uns empfohlen wurde«, begrüßte ihn die Frau und klang genervt. »Als die Agentur Ihren Namen nannte, sagte sie nichts davon, dass Sie ein Stuntman sind.«
    Lass dich von ihr nicht anmachen. Vor ihrer Mannschaft schon gar nicht. »Tut mir leid, Miss...« Er las ihren Namen auf dem Anstecken »... Crompton. Es gab ein Problem mit den Quaribarstabilisatoren, was die Rotationsquadrifuge der Kompensatorzylinder...«
    Sie hob unterbrechend die Hand. »Technikgeschwafel interessiert mich nicht, Kutscher. Sie sind da, wir wollen was verladen.« Crompton deutete auf das LCV. »Können wir denn was verladen, oder hat Ihre kleine Fahreinlage den Truck massiv beschädigt?«
    »Nein. Alles bestens. Ich parke in Venedig immer so.« Kris sah einen der Ingenieure breit grinsen. Der Mann hatte kapiert, dass die ansatzweise Erklärung aus erfundenen Begriffen bestanden hatte. »Sie wollten meine Fachmeinung?«
    »Kommen Sie.« Crompton drehte sich um und ging zur Baustelle. »Und packen Sie Ihre Schnodderschnauze wieder ein, Kutscher. Das zieht bei mir nicht.«
    Ich bin kein Schnodderschnauzer. Kris folgte ihr mit den anderen. Die Stiefel patschten durch erste Pfützen. Ich versuche es nur. »Seit wann buddelt Gauss wieder nach Artefakten?«, fragte er, um sie von sich abzulenken. »Ich dachte, das Thema sei schon lange durch?«
    »Für Sie als Externer mit Sicherheit.« Er rollte mit den Augen. Mit Konzernen zusammenzuarbeiten machte keinen Spaß. Es war nicht seine Art von Menschenschlag.
    »Entschuldigung, dass ich Sie anspreche: Hat man schon was Neues von Babylon5 gehört?«, fragte ihn der Mann, der eben gegrinst hatte, aber die Heiterkeit war gänzlich verflogen. Er hieß Millers, wie sein Namensschild auf der Brust verkündete.
    »Der Planet Babylon5?« Kris zuckte mit den Achseln. »Kommt darauf an. Wieso fragen Sie mich das? Haben Sie
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