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Codename Tesseract - Wood, T: Codename Tesseract - The Killer

Codename Tesseract - Wood, T: Codename Tesseract - The Killer

Titel: Codename Tesseract - Wood, T: Codename Tesseract - The Killer
Autoren: Tom Wood
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er den leblosen Körper ab, um sicherzugehen, dass er nichts übersehen hatte. Nur ein bisschen Kleinkram und eine Brieftasche. Victor klappte sie auf. Das Übliche: Kreditkarten, ein Führerschein auf den Namen des Letten, Bargeld sowie die verblasste Fotografie eines jüngeren Ozols, zusammen mit Frau und Kindern. Eine gut aussehende, intakte Familie.
    Victor steckte die Brieftasche wieder zurück und erhob sich. Dann überlegte er, wie viele Schüsse er genau abgegeben hatte. Zwei in die Brust, einen in den Kopf. Blieben also noch siebzehn Patronen im Magazin der FN. Eine einfache Rechnung, aber trotzdem eine feste Regel. Er wusste genau: Der Tag, an dem er den Überblick verlor, war der Tag, an dem beim Abdrücken nur das gefürchtete, leere Klick ertönte. Dieses Geräusch hatte er schon einmal gehört. Damals hatte sich die Waffe in der Hand eines anderen befunden, und er hatte sich geschworen, dass er niemals so sterben würde.

    Erneut blickte er sich um. Weder Menschen noch Autos waren zu sehen, kein Schritt war zu hören. Victor schraubte den Schalldämpfer ab und steckte ihn in die Manteltasche. Mit aufgeschraubtem Schalldämpfer ließ sich die Waffe nicht richtig verstecken und nur langsam ziehen. Er drehte sich um, erblickte die drei leeren Patronenhülsen auf dem Boden und hob sie auf, bevor das langsam sich ausbreitende Blut sie erreicht hatte. Zwei waren noch warm, nur die dritte, die in einer Wasserlache gelandet war, war schon abgekühlt.
    Der Halbmond hing hell am Himmel. Irgendwo hinter den Sternen dehnte sich das Universum bis zur Unendlichkeit aus, aber aus Victors Sicht war die Welt klein und die Zeit viel zu kurz. Er konnte seinen Herzschlag spüren, langsam und gleichmäßig, vielleicht vier Schläge pro Minute über seinem normalen Ruhepuls. Viel zu hoch, eigentlich. Er sehnte sich nach einer Zigarette, so wie immer in letzter Zeit.
    Er verließ die Gasse. Seine Schritte waren auf dem harten, unebenen Untergrund praktisch nicht zu hören. Seit einer Woche war er jetzt schon in Paris und hatte auf das Startsignal gewartet. Er war froh, dass der Job so gut wie erledigt war. Heute Abend musste er den Gegenstand noch in das Versteck legen und den Makler informieren. Es war kein schwieriger und erst recht kein riskanter Auftrag gewesen, sondern ein eher einfacher. Geradezu langweilig. Ein Standardmord inklusive Mitbringsel, eigentlich weit unter seinem Niveau, aber wenn der Kunde bereit war, für einen Auftrag, den jeder Amateur fertiggebracht hätte, sein unverschämtes Honorar zu bezahlen, dann wollte Victor sich auch nicht beschweren. Obwohl sich eine leise, mahnende Stimme in seinem Hinterkopf bemerkbar machte, weil das alles viel zu einfach gewesen war.
    Bevor er in Richtung Innenstadt verschwand, warf er noch einen letzten Blick auf den Mann, den er ohne jedes Wort und ohne jedes Schuldgefühl ermordet hatte. Im Dämmerlicht starrten ihn die weit aufgerissenen, anklagenden Augen seines
Opfers an. Das Weiße war durch das einsickernde Blut bereits schwarz geworden.

Kapitel 2
08:24 MEZ
    Sie waren zu zweit.
    Mittelgroß, leger gekleidet, nichts Auffälliges, abgesehen von der Tatsache, dass sie zu unauffällig waren. Das Hôtel de Ponto lag in der schicken Rue du Faubourg Saint-Honoré. Hier stiegen überwiegend wohlhabende Touristen und Geschäftsleute ab, allesamt Männer und Frauen, die sich mit Designerkleidung ausstaffierten. In einer ganz normalen Menschenmenge wären die beiden nicht weiter aufgefallen. Aber hier schon.
    Victor entdeckte sie gleich, als er durch den Haupteingang kam. Sie verharrten vor den Fahrstühlen am hinteren Ende der Lobby und hatten ihm den Rücken zugewandt. Beide standen sie vollkommen regungslos da. Einer mit den Händen in den Taschen, der andere mit verschränkten Armen. Sie warteten. Falls sie irgendwelche Worte wechselten, dann ohne jede Veränderung der Körperhaltung.
    Nicht einmal ein Dutzend Menschen hielten sich in der großzügigen Hotellobby auf. Eine hohe Decke, Fußboden und Säulen aus Marmor, viel zu viele üppige, exotische Topfpflanzen, Sitzgruppen aus grünen Ledersesseln in der Mitte sowie in den Ecken. Ungeachtet der potenziellen Gefahr schlenderte Victor locker und gelassen zum Rezeptionstresen, der sich an der Wand zu seiner Rechten entlangzog. Dabei behielt er die Männer aus dem Augenwinkel ununterbrochen im Blick, jederzeit bereit zu handeln, falls einer in seine Richtung sah. Er hatte sich noch keine endgültige Meinung über die
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