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Clark Mary Higgins

Clark Mary Higgins

Titel: Clark Mary Higgins
Autoren: Schlaf Wohl Mein Sußes Kind
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hat. Ich gratuliere! Das war ja ein feiner
Artikel über Sie und Ihre Familie in der Post. Passen Sie gut auf
Ihre Frau und Ihr Kind auf. Sie könnten ein bißchen Schutz gebrauchen.«
    Zwei Wochen danach wurde Myles Kearney als Polizeichef
vereidigt. Einen Monat später fand man im Central Park die Leiche seiner jungen Frau. Neeves Mutter, der vierunddreißigjährigen Renata Rossetti Kearney, war die Kehle durchgeschnitten
worden. Das Verbrechen wurde nie aufgeklärt.
    Neeve widersprach nicht, als ihr Vater darauf bestand, ein Taxi für sie zu bestellen, das sie ins Geschäft fahren sollte. »Du
kannst in dem Schnee nicht zu Fuß gehen«, erklärte er.
    »Es ist nicht wegen des Schnees«, erwiderte sie, »und das
weißt du so gut wie ich.« Sie gab ihm einen Abschiedskuß und
legte liebevoll den Arm um ihn. »Myles, das einzige, worüber
wir uns Sorgen machen müssen, ist deine Gesundheit. Nicky
Sepetti wird sicher nicht wieder ins Gefängnis zurückwollen.
Und ich wette, daß er, falls er beten kann, nur darum fleht, daß
mir noch lange, lange nichts passiert. Kein Mensch in New York
außer dir zweifelt daran, daß irgendein kleiner Gauner Mutter
überfallen hat und sie tötete, als sie ihre Handtasche nicht hergeben wollte. Wahrscheinlich hat sie ihn auf Italienisch angeschrien, und er geriet in Panik. Bitte, vergiß Nicky Sepetti und
überlaß denjenigen, der uns Mutter genommen hat, der himmlischen Gerechtigkeit. Einverstanden? Versprichst du’s mir?«
Sein Kopfnicken überzeugte sie nicht sehr. »Jetzt verschwinde endlich«, sagte er. »Das Taxi wartet mit laufender Uhr, und
meine Quizsendung im Fernsehen fängt gleich an.«
    Die Schneepflüge hatten eher untaugliche Versuche gemacht,
die angesammelten Schneemengen auf der West End Avenue
wenigstens teilweise wegzuschaufeln. Während das Taxi auf
den glatten Straßen vorwärtskroch und dann vorsichtig auf der
Verbindungsallee quer durch den Central Park fuhr, ging Neeve
das ewige, vergebliche »Wenn« im Kopf herum. Wenn der
Mörder ihrer Mutter doch nur gefunden worden wäre! Vielleicht
wäre dann ihr Vater mit der Zeit über den Verlust hinweggekommen, so wie sie es war. Doch bei ihm war die Wunde, die
ihr Tod geschlagen hatte, immer noch offen und schwärte weiter. Er gab sich die Schuld, Renata im Stich gelassen zu haben.
All die Jahre hatte er sich mit Selbstvorwürfen gequält, daß er
Sepettis Drohung hätte ernst nehmen müssen. Er ertrug den Gedanken nicht, daß er, dem die ganze riesige Polizeimacht von
New York zur Verfügung stand, nicht imstande gewesen war,
die Identität des gedungenen Mörders ausfindig zu machen, der,
wie er überzeugt war, Sepettis Befehl ausgeführt hatte. Es war
das einzige unstillbare Verlangen in seinem Leben: den Killer zu
finden und ihn und Sepetti für Renatas Tod büßen zu lassen.
    Neeve schauerte fröstelnd zusammen. Es war kalt in dem Taxi. Der Fahrer mußte sie im Rückspiegel gesehen haben, denn er
sagte: »Tut mir leid, Lady, die Heizung funktioniert nicht richtig.«
    »Schon gut.« Sie wandte den Kopf ab, damit er sie nicht in
eine Unterhaltung zog. Die »Wenns« hörten nicht auf, ihr im
Kopf herumzugehen. Wenn der Mörder schon vor Jahren gefunden und verurteilt worden wäre, hätte Myles noch etwas aus
seinem Leben machen können. Mit achtundsechzig war er noch
immer ein gutaussehender Mann, und im Laufe der Jahre hatten
nicht wenige Frauen Sympathie für den schlanken, breitschultrigen Polizeichef mit seinem vorzeitig ergrauten Haarschopf, den
leuchtendblauen Augen und dem unvermutet warmen Lächeln
gezeigt.
    Neeve war so tief in Gedanken, daß sie gar nicht merkte, als
das Taxi vor ihrem Geschäft hielt. »Neeve’s Boutique« stand als
schwungvoller Schriftzug auf der elfenbein und blau gestreiften
Markise. Dicke Schneeflocken rieselten an den sowohl zur Madison Avenue als auch zur 84. Straße hin gelegenen Schaufenstern hinunter, so daß die perfekt geschnittenen seidenen Frühjahrskleider auf den in lässigen Posen dastehenden Schaufensterpuppen leicht verschwommen wirkten. Neeve hatte den Einfall gehabt, Regenschirme zu bestellen, die wie Sonnenschirme
aussahen. Leichte Regenmäntel, die jeweils einen der in den
Imprimékleidern vorkommenden Farbtöne aufnahmen, waren
den Schaufensterpuppen über die Schultern gehängt. Scherzhaft
hatte Neeve es den »Auch-im-Regen-sei-verwegen-Look« genannt, aber er war zum durchschlagenden Erfolg geworden.
    »Sie arbeiten
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