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Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Titel: Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Trinkkokosnüssen. Kokosmilch enthielt viele wertvolle Bestandteile und war überdies sehr wohlschmeckend. Ob er Lilienkron wohl versöhnlich stimmen konnte, wenn er ihm zwei davon zum Essen servierte? Allerdings müsste er dazu seinen Platz verlassen und hinüberlaufen. Aber der Forscher würde ja nicht ausgerechnet in diesem Augenblick kommen.
    Temal war gerade aufgestanden, um zu der Palme hinüberzugehen, als er einen Schuss hörte. Dann noch einen und noch einen. Die Stille des friedlichen Morgens war zerstört. Das Echo wurde von den Wänden der Schlucht zurückgeworfen. Die Vögel in den umliegenden Bäumen nahmen entsetzt Reißaus.
    Temal eilte an die Abbruchkante und spähte in den Dunst.
    »Tuan Lilienkron?« Sein Ruf wurde nicht beantwortet. Noch einmal versuchte er seinen Herrn zu rufen, wieder ohne Erfolg. In diesem Moment nahm er aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahr. Lilienkrons Mütze war kurz zu sehen, dann war sie wieder verschwunden. Dieser verdammte Nebel!
    In einem Anflug von Tollkühnheit sprang Temal in die Tiefe. Sein Herr brauchte Hilfe, so viel war klar. Da! Jetzt konnte er den Forscher erkennen. Er rannte, stolperte, stand wieder auf und schlug dabei seltsame Haken. Noch einmal krachte ein Schuss.
    Der Nebel hinter ihm war vollkommen undurchdringlich. Lilienkron humpelte. Er hielt seinen Arm und zog ein Bein beim Gehen nach. Mit Entsetzen sah Temal, dass sein weißes Hemd mit Blut besudelt war. Er sah aus, als wäre er von einem Tiger angefallen worden. »Tuan, du bist verletzt.«
    Lilienkron fuhr überrascht herum. »Was machst du denn hier?«
    »Dich retten, Tuan.«
    »Sehe ich aus, als ob ich Hilfe brauche? Diese verflixten Biester sind zäher, als sie aussehen. Trotzdem glaube ich, dass ich eines von ihnen erwischt habe. Das Tageslicht scheint sie träge zu machen. Ich …« In diesem Augenblick zischte ein Pfeil aus dem Nebel auf sie zu. Temal reagierte geistesgegenwärtig und duckte sich, doch Lilienkron war nicht so schnell. Mit einem dumpfen Aufprall bohrte sich das schwarze Holz in die Schulter des Gelehrten.
    Er wankte, taumelte, dann fiel er um.
    »Nein!« Temal war sofort bei ihm. Der Forscher rang nach Atem. »Ist … nicht … schlimm. Mir ist nur kurz … die Luft … weggeblieben.«
    Temal blickte entsetzt auf den schwarzen dicken Pfeil. Er schien tief in der Schulter zu stecken. »Ich hole dich hier raus, Tuan«, sagte er und packte den Mann. Zum Glück war er leichter als er selbst. »Ich dich in mein Dorf bringen.«
    »Nein«, röchelte Lilienkron. »Ich kann … nicht hier weg. Ich … muss zurück. Habe etwas … gefunden. Eine Treppe …«
    »Du bist verletzt. Du brauchst Arzt.«
    »Aber … die Treppe. Ich muss doch … nachsehen … wohin … sie … führt. Ist … ein … Tor in die … Tiefe.« Mit diesen Worten verdrehte er die Augen und sackte in sich zusammen. Er war ohnmächtig.
    Aus dem Nebel drang ein tiefes Knurren. Temal stöhnte auf. Panisch zog er den Forscher hinter sich her. Er erreichte den Hang und begann mit hektischen Bewegungen nach oben zu klettern. Hohe, keuchende Laute ausstoßend, versuchte er die steile Böschung zu erklimmen, glitt aber ab. Je mehr er sich bemühte, desto schneller rutschte die Erde nach. Doch er gab nicht auf und versuchte es an einer anderen Stelle. Langsam gewann er an Höhe. Mit äußerster Mühe gelang es ihm, Lilienkron die steile Flanke hinaufzuziehen.
    In diesem Moment sah er tief am Grunde der Schlucht eine Bewegung. Er kniff die Augen zusammen.
    Was war das?
    Ein plötzlicher Windstoß fegte durch die Schlucht und trieb den Dunst auseinander.
    Temal war unfähig, etwas zu sagen oder sich zu rühren. Ihm schien, als wären seine Füße versteinert, als steckten sie einen halben Meter versunken im Boden.
    Da unten bewegte sich eindeutig etwas Lebendiges. Seine langen Arme gruben sich in das Erdreich. Rasselnde Atemlaute drangen aus seiner Kehle, während schwarze Schuppen sich von seiner Haut lösten. Seine Augen leuchteten, als würden sie brennen. Als das Wesen ihn erblickte, stieß es ein Fauchen aus und entblößte dabei eine Reihe messerscharfer Zähne.
    Temal legte sein ganzes Gewicht in einen letzten Versuch, den Forscher aus der Kluft zu schaffen. Einen Entsetzensschrei ausstoßend, wuchtete er ihn über die Kante und zog ihn vom Graben weg. Dann sank er erschöpft zu Boden. Sollte das Wesen jetzt auf die Idee kommen, ihm zu folgen, wäre das sein Ende. Er hatte keine Kraft mehr. Doch die Kreatur blickte nur
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