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Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Titel: Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels
Autoren: Thomas Thiemeyer
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umkehren.«
    »Das ist nur eine einfache Kluft. Entstanden durch Bewegungen in der Erdkruste. Nichts, wovor man sich ängstigen muss.«
    »Doch, Tuan, ich Angst. Möchte lieber zurückgehen.«
    Der Träger wirkte ernstlich besorgt. Oder war das nur wieder ein Trick, um noch mehr Geld zu verlangen? Lilienkron faltete den Plan zusammen. »Wenn du mehr Geld willst …, ich habe dir gesagt, mit dem Thema sind wir durch.«
    »Nein, nicht mehr Geld. Ist zu gefährlich hier. Graben ist Brutstätte der Steinernen.«
    Lilienkron zögerte. Er hatte schon von den Steinernen gehört. Angeblich handelte es sich um Kreaturen, die zu nachtschlafender Zeit Städte und Dörfer überfielen und Menschen und Tiere mitnahmen. Die Beschreibungen gingen auseinander, aber alle Zeugen sprachen von unheimlichen Geschöpfen mit Hufen statt Füßen und Hörnern auf dem Kopf. Fast so, wie man sich in westlichen Breiten den Teufel vorstellte. Natürlich war das Unsinn. Teufel gab es nicht. Wo hätte sich eine solche Spezies auch unerkannt entwickeln sollen? Andererseits – was, wenn das mit der Sache zusammenhing, derentwegen er hier nach Java gekommen war? Er hatte bereits aus verschiedenen Quellen gehört, dass es Bauern gab, die schworen, ihr Dorf sei von den Steinernen heimgesucht worden. Der König der Insel hatte sogar eine Lotterie ins Leben gerufen, um diesen Kreaturen Menschenopfer darzubringen. Lilienkron hatte den Geschichten zunächst nur wenig Bedeutung beigemessen, doch jetzt schien sich der Verdacht zu erhärten, dass das Auftauchen dieser Wesen irgendetwas mit diesen Gräben zu tun hatte. Ob es möglich war, dass …? Nein, das wäre zu schön. Andererseits – als Wissenschaftler durfte er nichts dem Zufall überlassen.
    »Diese Steinernen, bist du sicher, dass das nicht nur Gespenstergeschichten sind?«
    Temal schüttelte energisch den Kopf. »Keine Geschichten. Die Steinernen sind wirklich. Kommen in dunklen Nächten, rauben, stehlen, töten.«
    »Bist du selbst mal einem von ihnen begegnet?«
    »Nein, nicht. Aber gehört. Verschleppen Männer, Frauen und Kinder. Ziehen sie hinab in dunkle Höhlen, tief unter die Erde.«
    Lilienkron blickte versonnen in die Tiefe.
    Ein Wind hatte eingesetzt. Der Nebel am Grunde des Grabens wurde verwirbelt und ein fauliger Gestank wehte zu ihnen empor. Temals Gesicht war aschfahl geworden. »Riechen das?«, fragte er und seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. »Ist Atem des Teufels.«
    »Nun beruhige dich mal«, sagte Lilienkron. »Ich mache dir einen Vorschlag. Ich werde alleine hinübergehen, das Tal auskundschaften und uns einen sicheren Aufstieg auf der anderen Seite suchen. Du kannst solange hier warten und uns etwas zum Essen machen. Wenn alles gut geht, lege ich noch mal einen kleinen Betrag drauf. Was hältst du davon?«
    Temal schüttelte den Kopf. »Tuan Lilienkron nicht gehen. Bleiben hier. Temal macht schönes Essen, dann umkehren, ja?«
    »Nein, verdammt noch mal«, protestierte der Gelehrte. »Ich muss da rüber und du wirst hier auf mich warten, basta! Diese abergläubischen Heiden. Als ob man sonst keine Probleme hätte …« Er griff nach seinem Gewehr und prüfte, ob es durchgeladen war. Irgendwann würde ihn die Borniertheit dieser Eingeborenen noch mal in den Wahnsinn treiben. Er hatte keine Lust umzukehren. Nicht, ehe er herausgefunden hatte, was mit diesem Graben los war. Und wehe, Temal verließ seinen Posten. Dann würde er ihn achtkantig rausschmeißen und alleine weiterziehen.
    Wütend und entschlossen begann er mit dem Abstieg.
     

     
    Temal beobachtete mit besorgtem Blick, wie sein Herr den steilen Abhang runterrutschte. Schlitternd und gleitend sauste er in die Tiefe. Immer wieder lösten sich Steine und polterten mit lautem Getöse hinterher. Er konnte nur hoffen, dass die Steinernen während des Tages in ihren Höhlen blieben. Es hieß, sie wären lichtempfindlich und kämen deswegen immer nur in tiefster Nacht an die Oberfläche. Aber gab es dafür eine Garantie?
    Um sich auf andere Gedanken zu bringen, entfachte Temal ein Feuer, hängte einen Topf mit Wasser darüber und setzte Reis auf. Als er fertig war, gab er Kardamom, Ingwer, geraspelte Kokosnuss und klein geschnittenes Gemüse in einen kleinen Wok, briet das Ganze scharf an und schmeckte es mit Salz, Pfeffer und Chilischoten ab. Er spürte, wie sein Herz wieder langsamer schlug. Es gab nichts Beruhigenderes als Kochen.
    Temal blickte sich um. Drüben am Waldrand stand eine Palme mit
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