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Champagner-Fonds

Champagner-Fonds

Titel: Champagner-Fonds
Autoren: P Grote
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Weinhändler nur bei ihm kaufen würden.«
    »Und warum?«
    »Wenn Langer neuerdings
wir
sagt, meint er eigentlich sich selbst. Weil er die Preise diktieren möchte und wir unseren Kunden sagen würden, was ihre Kunden wiederum zu trinken haben.«
    Thomas horchte auf. »Solche Töne habe ich von dir noch nie gehört. Habt ihr Krach? Bislang warst du mit dem Laden zufrieden. Wie lange arbeitest du jetzt für Langer?«
    »Zehn Jahre.« Philipp stöhnte. »Ja, bislang war ich zufrieden, das stimmt. Langer hat sich verändert. Du merkst es kaum, aber er benimmt sich merkwürdig. Bei keiner Sache hält er sich lange auf, er interessiert sich kaum noch für den Wein. Bei den Verkostungen ist er fahrig, hört nicht zu, und wenn man ihn dann fragt, dann weiß er doch Bescheid. Aber er redet, als ginge es ihn nichts an. Es ist ein Gefühl, ziemlich vage, aber es beunruhigt mich.«
    Philipp stand auf, reckte sich und rückte die Kissen auf dem Gartenstuhl zurecht. »Langer geht es anscheinend nur noch ums Geld, um die Finanzen der Firma, um Kosten, um die Umschlagsgeschwindigkeit, das heißt, wie lange eine Flasche im Lager liegt, bevor sie verkauft wird, und was uns das kostet. Für die Belange der Mitarbeiter, unserer Lieferanten, für die Winzer, für die Komposition der Weine und die Kunden hat er kaum noch ein Ohr. Dabei hat er alles aufgebaut. Es gibt nichts in der Firma, das er nicht wüsste.«
    »Du kennst ihn ziemlich gut, nicht wahr?«
    »Früher, und das war noch bis zum vorletzten Jahr so, sind wir zusammen verreist.« Philipp starrte nachdenklich vor sich hin. »Wir waren in Bordeaux auf der VinExpo, danach haben wir auf dem Heimweg gemeinsam Lieferanten besucht, wir haben zusammen die Weinberge besichtigt, haben uns stundenlange Fassproben gegönnt. Jetzt redet er von Wein und meint Geld. Es scheint, als hätte er seinenGeschmack verloren. Bei den Verkostungen liegt er mit seinen Bewertungen häufig daneben. Dabei war sein Urteil immer genau. Ich habe viel von ihm gelernt.«
    »Wieso ist das anders geworden?« Auch Thomas kannte Klaus Langer seit vielen Jahren, und er kannte seine Firma France-Import recht gut. Er hatte viele Weine ihres Sortiments probiert, denn was im Katalog angeboten wurde, tranken sie zu Hause. Sein Vater hatte ihm die Kollegen vorgestellt, die waren mehr oder weniger sympathisch, und er hatte als Schüler und auch noch in den letzten Semesterferien im Lager und im Büro gejobbt. »Ihr siezt euch noch immer?«, fragte Thomas und blinzelte, denn die Sonne stand bereits tief und warf ihren blendenden Schein zwischen zwei hohen Bäumen direkt auf die Terrasse.
    Philipp nahm die leere Karaffe in die Hand. »Die Distanz zum Inhaber muss bleiben. Was sich geändert hat?« Er zuckte mit den Achseln. »Irgendwer liegt ihm in den Ohren. Irgendwer, den ich nicht kenne, dreht am Rad. Es ist gar nicht mal so, dass es neue Anweisungen gäbe oder dass Kollegen zusammengestaucht würden. Nein, es ist auch keiner entlassen worden, was mich wundert. Es ist bloß ein Gefühl, ein komisches, und ich gebe was darauf   ... ach, hol du uns was zu trinken. Wir sollten uns den Rest vom Sonntag nicht mit solchen Gesprächen verderben. Trinkst du ein Gläschen Champagner mit?«
    »Bevor du mich schlägst   ...«
    »Das würde ich in dem Fall glatt tun.«
    »Wo ist die Flasche?«
    »Du weißt doch gar nicht, welchen Champagner ich meine. Er stammt von einem neuen Produzenten. Ich muss mal wieder entscheiden, ob wir ihn ins Programm nehmen. Es ist ein Millésime 2004, Brut, eine Cuvée von   ...«
    »Ein Jahrgangschampagner? Hast du mal überlegt, was dich das kosten würde, wenn du alles bezahlen müsstest?«
    »Quatsch nicht rum, es ist nicht dein Geld, und geh indie Küche, du wolltest den Schampus holen, also. Er steht   ...«
    »Ich weiß«, sagte Thomas, »den Weg zum Kühlschrank finde ich blind.«
    »Du solltest langsam wissen, dass Champagner nicht in den Kühlschrank gehört. Wo bist du eigentlich aufgewachsen?«
    »Bei einem manischen Weintrinker, einem durchgeknallten Koch und dem ewigen Gärtner.«
    »Wie hältst du das aus? Was sagt dein Therapeut dazu?« Philipp machte ihr Geplänkel Spaß. Es verringerte die Entfernung zwischen ihm und seinem Sohn, sie trieben dieses Spiel seit Jahren, was dazu geführt hatte, dass es kaum Geheimnisse zwischen beiden gab. Und Philipp hatte sich nie bemüht, sein Leben vor Thomas zu verstecken.
    »Und – wo ist das Zeug nun?«
    »Im Keller, da, wo es hingehört. Und
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