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Catullus - Der Tote im Ghetto - Eine Science Fiction Serie 1 (German Edition)

Catullus - Der Tote im Ghetto - Eine Science Fiction Serie 1 (German Edition)

Titel: Catullus - Der Tote im Ghetto - Eine Science Fiction Serie 1 (German Edition)
Autoren: Renée Corrilla
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Eurasischen Konföderation das Ohr abgeschnitten und zerstört hat.
    - Nun, komm schon. In einer Minute ist der wieder bei Sinnen, dann haben wir ein Problem.
    Als Michaela steht, zittern ihre Beine. Gegen ihren Willen muss Beer sie stützen. Beers Navigator zeigt den Weg zu Michaelas Wohnung, sie liegt im 13. Stock eines einsturzgefährdeten Hochhauses am Ende des Gangs. Beer öffnet die Tür, die nicht versperrt ist. Michaela löst sich aus der Umarmung, taumelt zu den Matratzen, legt sich bäuchlings darauf.
    - Du Schwein. Warum hast du Ugi verhaften lassen?
    - Ist das deine einzige Sorge?
    - Du hättest mir nicht helfen müssen. Ich hätte mich schon gewehrt. Das Schwein hätte seinen dreckigen Schwanz niemals in mich gesteckt.
    - Dein Lover ist schon wieder draußen. Ist er nicht heimgekommen?
    - Ugi wurde entlassen?
    - Natürlich. Seine Freunde haben gute Arbeit geleistet.
    - Er hat niemandem was getan.
    - Nur gelogen.
    - Er lügt nicht, warum sollte er? Wir haben nichts zu verbergen.
    Beer setzt sich neben Michaela. Müsste er sein Begehren in diesem Moment auf einer Skala von 1 bis 10 definieren, würde er ohne Nachzudenken 10 nennen. Ich bin ein alter, geiler Sack, denkt er sich, und sie ist ne schöne, junge Frau. Dieses Klischee gibt's zu oft im Ghetto. Manche Europabürger, alt und korpulent, suchen sich junge Gesetzlose, heiraten sie und machen sie so ebenfalls zu Bürgern wenn auch nur zweiter Klasse. Dass ein 100-jähriger Millionär eine 17-jährige Ghettoratte heiratet, ist keine Seltenheit. Aber auch 100-jährige Millionärinnen lassen sich junge, hübsche Ghettojungs in ihre Villen liefern. Beers Brille spuckt ihm die letzten Daten zu Ugi aus, er war nur drei Stunden auf der Krankenstation, ehe er entlassen worden war. Er ist danach aber nicht ins Ghetto zurückgekehrt.
    Beer legt eine Hand auf Michaelas Rücken, nimmt sie aber weg, als Michaela bei der Berührung zusammenzuckt.
    - Stehst du auf Frauen?
    - Ich?
    - Du stehst auf Frauen!
    - Wenn es so wäre, wüsstest du das doch schon längst. Ist ja alles in Big-Data vermerkt.
    - Du hast kein Problem, nackt vor mir zu sein, aber vor Doris möchtest du es nicht.
    - Was ist das für ne Logik?
    - Ugi und du seid nicht Mitglied der dämlichen Schamanensekte, warum?
    - Du hast die Antwort schon gegeben: Weil sie dämlich ist.
    Beer bemerkt, dass Michaelas Beine immer noch zittern, und auch ihre Hände sind unruhig. Als er sich im Sitzen zur Seite bewegt, um einen Blick auf ihr Gesicht zu erhaschen, sieht er, dass sie weint.
    - Hey, hey ... Der Typ wird dich nie wieder anrühren. Alles, was seine Box gespeichert hat, hab ich gelöscht. Er weiß nicht, wer du bist.
    Beer muss daran denken, wie es ihn aufgegeilt hatte, sie am Boden zu sehen, kämpfend, in Panik, wie noch viel geiler es gefunden hätte, hätte er bis zum Ende zugeschaut ... Nein, er konnte sie nicht trösten, er kam doch selber nicht klar mit sich und der Welt. Er hatte zuviel gesehen, zuviel erlebt, er war ein Psycho wie so viele andere Bullen auch.
    - Ich habe Angst.
    - Ich sag doch, den Kerl siehst du nie wieder. Der hat jetzt andere Sorgen, der braucht jetzt erstmal n künstliches Ohr.
    - Das meine ich nicht ... Das meine ich doch gar nicht.
    - Vor mir musst du auch keine Angst haben. Ich will nur den Fall Hong aufklären, und wenn ihr brav kooperiert, wird euch nichts mehr geschehen.
    Michaela hebt ihren Arm, ihre Hand greift suchend um sich. Beer nimmt die Hand, drückt sie.
    - Also. Angst wovor?
    - Catullus sagt: Wenn wir sterben, werden wir in einem anderen Universum auftauchen, und wenn wir dort sterben, in einem anderen. Und das geht ewig so fort. Das hört niemals so auf. Und das war auch immer so. Es gab nie was anderes. Wir leben ewig, aber ...
    Die Hände, die sich halten, zittern, aber es ist Beers Hand, die das Zittern auslöst. Er flüstert heiser.
    - Du liest Catullus?
    - ... aber ich möchte die Menschen nicht verlieren, verstehst du? Ich möchte lieber tot sein, für immer tot sein, nicht mehr sein, als dass ich eine andere Mutter bekomme, einen anderen Vater, dass ich andere Menschen liebe. Ich möchte einzigartig sein, einmal sein.
    - Ich dachte, du hältst nichts von Schamanen?
    - Catullus ist ein Führer, ein Guerillero, ein Poet, ein Mediziner! Schamane ist er nur nebenbei.
    - Ich weiß, wer Catullus ist.
    - Wir lieben ihn.
    - Wer wir?
    - Wir alle! Alle, die n Herz haben im Ghetto. N Herz und n Verstand. Er ist unser Held. Alex hat sogar mit ihm gesprochen.
    Beer
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