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Cato 11 - Die Garde

Cato 11 - Die Garde

Titel: Cato 11 - Die Garde
Autoren: Simon Scarrow
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standen. In jedem Wagen befanden sich fünf Truhen, deren jede hunderttausend frisch gemünzte Denare enthielt – alles in allem zwei Millionen, genug, um eine ganze Legion ein Jahr lang zu bezahlen.
    Unwillkürlich überlegte Balbus, was er mit einem solchen Vermögen anfangen könnte. Dann besann er sich. Er war Soldat. Er hatte einen Eid geschworen, den Kaiser zu schützen und ihm zu gehorchen. Seine Pflicht war es, dafür zu sorgen, dass die Wagen im Schatzhaus in Rom ankamen. Mit zusammengepressten Lippen überlegte Balbus, dass einige seiner Prätorianerkameraden eine etwas dehnbarere Auffassung von Pflichtgefühl hatten.
    Es war noch keine zehn Jahre her, dass Mitglieder der Prätorianergarde den vorangegangenen Kaiser und dessen Familie ermordet hatten. Sicher, Gaius Caligula war ein wahnsinniger Gewaltherrscher gewesen, aber eine bindendere Verpflichtung als einen Eid konnte Balbus sich nicht vorstellen. Er missbilligte die Ermordung Caligulas noch immer, wenngleich der neue, von den Prätorianern ausgewählte Kaiser sich eher als ein besserer Herrscher erwiesen hatte. Die Thronbesteigung Claudius’ war chaotisch verlaufen. Jene Offiziere, die seinen Vorgänger ermordeten, hatten zunächst vorgehabt, dem römischen Senat die Macht zurückzugeben. Als ihre Kameraden aber begriffen, dass es ohne einen Kaiser auch keine Prätorianergarde mehr geben würde und dass damit alle ihre Privilegien hinfällig wären, hielten sie rasch nach einem Nachfolger für den Thron Ausschau und lösten ihr Problem mit Claudius. Der kränkliche Stotterer war zwar kaum die ideale Galionsfigur für das größte Imperium der bekannten Welt, aber er hatte sich als ein im Allgemeinen gerechter und erfolgreicher Herrscher erwiesen, wie Balbus einräumen musste.
    Sein Blick wanderte zu den letzten fünf Unterabteilungen der germanischen Hilfssoldaten, die hinter den Wagen marschierten. Sie sahen vielleicht nicht wie richtige Soldaten aus, aber Balbus wusste, dass sie gute Kämpfer waren. Sie hatten den Ruf, dass eine Räuberbande schon äußerst tollkühn sein müsste, um den Konvoi anzugreifen. Doch jetzt, da sie in das breite, flache Tal des Flusses Po hinunterstiegen, war die Gefahr, wie groß oder klein sie auch gewesen sein mochte, ohnehin vorüber.
    Er schnalzte mit der Zunge und stieß seinem Pferd die Absätze in die Weichen. Mit einem Aufschnauben fiel das Tier in den Schritt, und Balbus lenkte es auf die Straße zurück. Er überholte die vorderen Reihen der Hilfssoldaten und ihren Kommandanten, Centurio Arminius, und nahm seine Position an der Spitze des Konvois wieder ein. Sie waren gut vorangekommen. Es war noch nicht einmal Mittag, und in einer Stunde würden sie in Picenum eintreffen, um dort die Prätorianereskorte zu erwarten, falls sie nicht bereits in der Stadt war.
    Sie waren noch zwei Meilen von Picenum entfernt, als Balbus sich nähernden Hufschlag hörte. Der Konvoi passierte gerade ein kleines Pinienwäldchen, dessen harziger Duft die kalte Luft erfüllte. Ein Stück weiter vorn versperrte ein Fels die Sicht auf den Fortgang der Straße. Balbus fühlte sich an seine Dienstzeit an der Donau erinnert, wo der Lieblingstrick des Feindes darin bestanden hatte, römische Kolonnen an ähnlich unübersichtlichen Schauplätzen in die Falle zu locken. Er zügelte sein Pferd und hob die Hand.
    »Halt! Gepäck absetzen .«
    Während die Wagen rumpelnd zum Stehen kamen, legten die germanischen Hilfssoldaten eilig die Tragestangen, an denen ihre Ausrüstung befestigt war, am Straßenrand nieder und schlossen die Reihen vor und hinter dem Konvoi. Balbus nahm die Zügel in die linke Hand, bereit, sein Schwert zu ziehen, und spähte nach beiden Seiten in den Schatten unter den Bäumen. Keinerlei Bewegung auszumachen. Der Hufschlag wurde lauter, es hallte vom harten Pflaster der Straße und dem Fels wider. Dann bog der erste Reiter um die Ecke, bekleidet mit dem roten Umhang eines Offiziers. Der Helm mit dem Federbusch hing an einem Sattelhorn. Hinter ihm ritten weitere zwanzig Mann in den schlammbespritzten, weißen Umhängen der Prätorianergarde.
    Balbus blies die Wangen auf und stieß einen lauten Seufzer der Erleichterung aus. »Rührt euch !«
    Die Hilfssoldaten senkten ihre Schilde und Speere, und Balbus erwartete die Reiter. Ihr Anführer zügelte sein Pferd zum Trab und schließlich, auf den letzten zwanzig Metern, zum Schritt.
    »Tribun Balbus, Herr ?«
    Balbus sah sich den anderen Offizier genauer an. Das Gesicht war
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