Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Titel: Cato 04 - Die Brüder des Adlers
Autoren: Simon Scarrow
Vom Netzwerk:
Stab zugeteilt war. Die Zweite Legion selbst lagerte vor den Toren Callevas in einem riesigen befestigten Lager, das beinahe so groß war wie die Hauptstadt der Atrebates. Als monolithisch geschlossener Machtblock stellte es für alle, die vielleicht noch mit dem Gedanken an Rebellion spielen mochten, eine heilsame Mahnung dar.
    Aus dem langen, niedrigen Zelt vor dem Hauptquartiersbereich trat ein Schreiber und machte die Wächter auf sich aufmerksam. »Lasst den Zenturio durch.«
    Die Prätorianer traten beiseite, um Cato vorbeizulassen, doch er richtete sich hoch auf und fasste sie zornig ins Auge.
    »Es ist üblich, einen höherrangigen Offizier zu grüßen«, sagte Cato mit ruhiger, eiskalter Stimme. »Selbst wenn man zur persönlichen Wache des Legaten gehört.«
    Der altgediente Optio, der die Prätorianer befehligte, konnte seine Verblüffung kaum verhehlen. Nicht so sehr, weil der Offizier vor ihm jung genug war, um sein Sohn zu sein, sondern weil er kein Rangabzeichen trug und es unglaublich pedantisch war, nur mit der Tunika bekleidet auf dieser militärischen Etikette zu bestehen. Doch Cato ließ nicht locker. Er war über die Willkür verstimmt, mit der man seine Männer seit der Rückkehr nach Calleva behandelte.
    Man hatte den Wölfen den Zutritt zum Armeelager verwehrt. Stattdessen hatte man einige nur leicht beschädigte Zelte aus dem Nachschublager an sie ausgegeben und ihnen aufgetragen, sie in der königlichen Umfriedung aufzuschlagen. Cato hatte die erste Nacht mit ihnen verbracht, doch als Vespasian davon erfuhr, befahl er dem Zenturio, sofort zur Legion zurückzukehren und im Lager zu bleiben, bis er weitere Befehle erhielt. Man teilte ihm und Macro mit, dass der Legat ihnen eine neue Einheit zuweisen würde, sobald die Umstände es gestatteten. Da Macro nun ohne Verpflichtungen war, nahm er jede Gelegenheit zum Schlafen wahr, Cato hingegen durchwanderte stundenlang die Reihen der ziegenledernen Zelte und versuchte, sich damit so müde zu machen, dass er irgendwie in den Schlaf finden konnte. Doch selbst wenn die sommerliche Abendsonne endlich verblasste und er sich auf seinem Lager zusammenrollte, gingen ihm die jüngsten Ereignisse unablässig durch den Kopf, und die Sorge um seine Männer ließ ihn nicht die Ruhe finden, die sein erschöpfter Körper brauchte.
    Daher war er nun in der richtigen Stimmung, den Optio der Prätorianer gründlich zusammenzustauchen, und der Optio spürte das. Mit verächtlichem Blick hob er den Arm zum Gruß und trat langsam beiseite. Cato grüßte mit einem Nicken und schritt vorbei. Er folgte dem Schreiber durch den großen Eingang des nächststehenden Zeltes. Drinnen war die Luft heiß und stickig, und die Schreiber des Legaten saßen bis aufs Lendentuch entkleidet über den Befehlen und Berichten, die zur Einrichtung der neuen Provinz erforderlich waren.
    »Hier entlang, bitte, Herr.« Der Schreiber öffnete an der Rückwand des Zeltes eine Klappe. Auf der anderen Seite erblickte Cato einen leeren Platz zwischen sechs großen Zelten. In deren Inneren arbeiteten die Tribune und ihr Stab an langen Tischen. Offiziersburschen saßen in Erwartung von Botenaufträgen auf dem zertretenen Gras und vertrieben sich die Zeit mit Würfelspielen. Der Schreiber führte Cato über den Platz, wo es fast ebenso heiß war wie in den Zelten. Unter der Tunika rann Cato der Schweiß den Rücken hinunter, und er folgte dem Schreiber zum größten der Zelte auf der gegenüberliegenden Seite. Die Zeltklappen waren zurückgebunden, und Cato erblickte einen Kreis von Hockern, die auf einem Bretterboden standen. Dahinter stand ein großer Tisch, an dem zwei Männer saßen und sich eine Feldflasche mit Wein teilten. Der Schreiber schlüpfte durch den Eingang und forderte Cato mit einem diskreten Wink auf, ihm zu folgen.
    »Zenturio Cato, Herr.«
    Vespasian und Quintillus, Letzterer mit einer frisch geprägten Goldkette samt Anhänger um den Hals, blickten sich um. Der Legat winkte den Zenturio heran. »Bitte, tritt zu uns, Zenturio … Du kannst gehen, Parvenus.«
    »Jawohl, Herr.« Der Schreiber verneigte sich und ging rückwärts aus dem Zelt, während Cato zum Tisch trat und Haltung annahm. Vespasian lächelte Cato an, was diesem ganz entschieden den Eindruck vermittelte, dass sein Kommandant ihm etwas Unangenehmes mitzuteilen hatte.
    »Zenturio, es gibt gute Nachrichten. Ich habe ein Kommando für dich gefunden. Die sechste Zenturie der dritten Kohorte. Zenturio Macro wird derselben
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher