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Cato 02 - Im Auftrag des Adlers

Titel: Cato 02 - Im Auftrag des Adlers
Autoren: Simon Scarrow
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sein Helfer den Schwertkämpfer entwaffnen konnten, hob der Brite die Arme und stieß einen herausfordernden Ruf aus. Mit einem starken Akzent schrie er auf Lateinisch: »Römer! Römer! Seht!«
    Der Brite packte das Schwert mit beiden Händen, kehrte es gegen sich und stieß es sich tief in die Brust. Einen Moment lang stand er schwankend da, den Kopf in den Nacken gelegt, dann brach er neben der Leiche des Dreizackkämpfers auf dem Gras zusammen. Die Menge verstummte.
    »Verdammt noch mal, warum hat er das denn gemacht? «, brummte Macro.
    »Vielleicht wusste er, dass seine Verletzungen tödlich waren.«
    »Er hätte sie vielleicht überlebt«, entgegnete Macro widerwillig. »Man weiß nie.«
    »Dann wäre er doch nur zum Sklaven geworden. Vielleicht wollte er das nicht, Herr.«
    »Dann war er ein Narr.«
    Der Standartenträger, dem der plötzliche Stimmungsumschwung des Publikums Sorgen bereitete, eilte mit erhobenen Armen vor. »So, Leute, das war’s. Der Kampf ist vorbei. Ich erkläre den Schwertkämpfer zum Sieger. Die Wettgewinne werden ausgezahlt, und dann zurück an eure Pflichten.«
    »Moment mal!«, rief eine Stimme. »Der Sieger muss ausgelost werden! Schließlich sind beide tot.«
    »Der Schwertkämpfer hat gewonnen!«, schrie der Standartenträger zurück.
    »Der war doch so gut wie am Ende. Der Dreizackkämpfer hätte dafür gesorgt, dass er verblutet.«
    »Hätte«, stimmte der Standartenträger zu. »Wenn er es zum Schluss nicht versaut hätte. Meine Entscheidung ist endgültig. Der Schwertkämpfer hat gewonnen, und jeder hat seine Wettschulden zu begleichen. Oder er bekommt es mit mir zu tun. Und jetzt zurück zu euren Pflichten!«
    Das Publikum zerstreute sich und strömte schweigend durch die Eichen zu den Zeltreihen zurück, während die Helfer des Standartenträgers die beiden Toten hinten auf einen Wagen luden, wo schon die Leichen derjenigen lagen, die in den vorangegangenen Zweikämpfen umgekommen waren. Während Cato wartete, eilte der Zenturio los, um seinen Gewinn beim Standartenträger seiner Kohorte einzukassieren, zusammen mit einer sich drängelnden Gruppe von Legionären, die ihre nummerierten Wettscheine in Händen hielten. Kurz darauf kam Macro zurück und wog glücklich die Münzen in seinem Beutel.
    »Nicht gerade die gewinnträchtigste Wette aller Zeiten, aber trotzdem ein hübsches Sümmchen.«
    »Wird wohl so sein, Herr.«
    »Warum machst du denn so ein langes Gesicht? Oh, natürlich, du hattest dein Geld auf das großspurige Arschloch mit dem Dreizack gesetzt. Wieviel hast du denn verloren? «
    Cato sagte es ihm, und Macro pfiff durch die Zähne.
    »Na, mein lieber Bursche, da musst du wohl noch ein wenig über solche Kämpfer lernen, scheint mir.«
    »Ja, Herr.«
    »Mach dir nichts draus, Junge, das kommt schon noch.« Macro schlug ihm auf die Schulter. »Lass uns mal sehen, ob’s irgendwo einen anständigen Wein zu kaufen gibt. Und danach haben wir noch einiges zu tun.«
    Der Kommandant der Zweiten Legion, der aus dem Schatten einer großen Eiche zuschaute, wie seine Männer das waldige Tal verließen, verfluchte lautlos den Schwertkämpfer. Die Männer brauchten dringend etwas, was sie von dem bevorstehenden Feldzug ablenkte, und das Schauspiel der britischen Gefangenen, die sich gegenseitig fertig machten, hätte eigentlich unterhaltsam sein sollen. Das war es ja auch tatsächlich gewesen, unter den Männern hatte Hochstimmung geherrscht. Dann aber hatte der verdammte Brite sich ausgerechnet diesen Moment für seine sinnlose Geste trotzigen Widerstands ausgesucht. Oder vielmehr gar nicht so sinnlos, überlegte der Legat grimmig. Vielleicht war das Opfer des Briten eben dazu gedacht gewesen, die Moral der Legionäre, die sich durch die Unterhaltungseinlage gehoben hatte, wieder zu untergraben.
    Die Hände hinter dem Rücken verschränkt, trat Vespasian langsam aus dem Schatten ins Sonnenlicht. An Kampfgeist mangelte es den Briten gewiss nicht. Wie die meisten Kriegerkulturen hielten sie sich an einen Ehrenkodex, unter dessen Einfluss sie sich voll hochmütiger Verwegenheit rücksichtslos in den Kampf stürzten. Noch besorgniserregender war allerdings die Tatsache, dass das lose Bündnis britischer Stämme von einem Mann angeführt wurde, der seine Kräfte gut einzusetzen wusste. Vespasian empfand eine widerwillige Hochachtung für den Führer der Briten, Caratacus, Häuptling der Catuvellauni. Dieser Mann hatte noch einige Tricks auf Lager, und die römische Armee unter
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