Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Cato 01 - Im Zeichen des Adlers

Titel: Cato 01 - Im Zeichen des Adlers
Autoren: Simon Scarrow
Vom Netzwerk:
Akzent etwas auf Lateinisch, dann ermahnte sie ihr Gefährte, leise zu sein. Das war ein eklatanter Verstoß gegen die Regeln! Macro wandte sich um und legte die Hand auf den Riegel, doch dann hielt er inne und überlegte. Eigentlich hätte er in die Baracke stürmen, im Kasernenton herumbrüllen, den Soldaten zum Arrestlokal schicken und die Frau aus der Festung hinauswerfen lassen sollen. Dies aber hätte einen neuen Eintrag ins Strafbuch bedeutet – eine weitere lästige Schreibarbeit.
    Mit zusammengebissenen Zähnen ließ Macro die Hand sinken und trat leise wieder auf den Weg, während die Frau seinem schlechten Gewissen mit kreischendem Gelächter neue Nahrung verschaffte. Macro vergewisserte sich rasch, dass es keine Augenzeugen für seine Nachlässigkeit gab, dann eilte er aufs Südtor zu. Der verdammte Soldat hatte eine Abreibung verdient, und hätte er Macros Zenturie angehört, wäre dieser auch so verfahren; kein Schreibkram, bloß ein rascher Tritt in die Eier, damit die Strafe auch dem Vergehen entsprach. Der Stimme nach zu schließen, handelte es sich um eine der dreckigen Schlampen aus der an die Festung angrenzenden Germanensiedlung. Macro tröstete sich mit dem Gedanken, dass der Legionär sich gewiss einen ordentlichen Tripper holen würde.

    Trotz der Dunkelheit bewegte sich Macro instinktiv in die richtige Richtung, da die Legionärsstützpunkte alle dem gleichen Muster entsprachen, das bei Militärlagern und Festungen Anwendung fand. In wenigen Minuten gelangte er zur breiteren Via Praetoria und marschierte auf das Tor an der Südseite des Stützpunkts zu. Der Wachposten, der Macro auf der Latrine gestört hatte, wartete am Fuß der Treppe; er betrat als Erster das Wachhäuschen und stieg die schmale Holztreppe zur Brustwehr hoch, wo ein Kohlenbecken warmes Licht verbreitete. Vier Legionäre hockten ums Feuer herum und würfelten. Als der Kopf des Zenturios auf der Treppe auftauchte, erhoben sie sich und nahmen Haltung an.
    »Rührt euch«, sagte Macro. »Weitermachen.«
    Als Macro den Riegel anhob, wurde die Holztür zur Brustwehr nach innen gedrückt, und die Kohlen im Becken loderten kurz auf. Macro trat nach draußen und schlug die Tür hinter sich zu. Der schneidende Wind auf dem Wehrgang peitschte seinen Umhang, zerrte an der Schließe an seiner linken Schulter. Fröstelnd packte er den Umhang und drückte ihn fester an sich.
    »Wo sind sie?«
    Der Wachposten spähte zwischen den Zinnen hindurch in die Dunkelheit und zeigte mit dem Wurfspeer auf eine flackernde Laterne, die an der Rückseite eines sich von Süden her nähernden Wagens hin und her schwankte. Mit zusammengekniffenen Augen machte Macro die Umrisse des Wagens und einen hinterdreinstapfenden Trupp Soldaten aus. Den Abschluss bildete die geordnetere Eskorte, deren Aufgabe es war, Nachzügler anzutreiben. Etwa zweihundert Mann insgesamt.
    »Soll ich die Wache alarmieren?«
    Macro drehte sich zu dem Wachposten um. »Was hast du gesagt?«
    »Soll ich die Wache alarmieren?«
    Macro musterte den Mann genervt. Syrus war einer der Jüngsten der Zenturie, und wenngleich Macro die Namen der meisten ihm unterstellten Soldaten mittlerweile kannte, so wusste er doch kaum etwas über ihren Charakter und ihre Vorgeschichte. »Schon lange in der Armee?«
    »Nein, Herr. Im Dezember wird es ein Jahr.«
    Dann war die Ausbildung also noch frisch, dachte Macro. Ein Pedant, der sich unter allen Umständen an die Regeln hielt. Er würde schon noch lernen, den Mittelweg zwischen der Einhaltung der Regeln und den praktischen Erfordernissen zu finden.
    »Also, warum sollten wir die Wache alarmieren?«
    »Weil es Vorschrift ist, Herr. Nähert sich dem Lager ein unbekannter Trupp bewaffneter Männer, soll die Zenturienwache das Tor und die angrenzenden Mauern bemannen. «
    Macro hob verwundert die Brauen. Der Legionär hatte wortwörtlich zitiert. Syrus nahm seine Ausbildung anscheinend besonders ernst. »Und weiter?«
    »Herr?«
    »Wie geht es dann weiter?«
    »Nachdem der Dienst habende Zenturio sich ein Bild von der Lage gemacht hat, entscheidet er, ob ein allgemeiner Alarm ausgelöst wird«, fuhr Syrus tonlos fort, dann fügte er eilig ein »Herr« an.
    »Guter Mann.« Macro lächelte, und der Wachposten lächelte erleichtert zurück, dann wandte Macro sich der näherkommenden Kolonne zu. »Was meinst du, wie gefährlich ist der Trupp? Macht er dir Angst, Soldat? Glaubst du, diese zweihundert Männer werden uns angreifen, die Mauern erklimmen und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher