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Cato 01 - Im Zeichen des Adlers

Titel: Cato 01 - Im Zeichen des Adlers
Autoren: Simon Scarrow
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vermochte die Briten nicht lange aufzuhalten, und bald darauf kam das Hufgetrappel wieder näher, bedächtiger und vorsichtiger diesmal.
    Der Zenturio vernahm ein dumpfes Geräusch, dann stieß einer seiner Männer einen Schmerzensschrei aus. Er wandte sich um; aus dem Rücken des hintersten Legionärs ragte ein Pfeilschaft. Während seine Lunge sich mit Blut füllte, sank der Mann nach Atem ringend auf die Knie nieder und kippte vornüber.
    »Schneller!«
    Mit knarrenden Gürteln und klirrenden Rüstungen zogen die Legionäre das Tempo an und versuchten, den Abstand zu den unsichtbaren Verfolgern zu vergrößern. Weitere Pfeile kamen zischend aus dem Nebel hervorgeflogen, blindlings auf die Römer abgefeuert. Gleichwohl fanden einige ihr Ziel, so dass die Kolonne immer kleiner wurde, während einer nach dem anderen auf dem Weg zusammenbrach und mit gezogenem Schwert grimmig dem Ende entgegensah.
    Auf einmal klärte sich vor ihnen die Sicht. Zweihundert Schritte entfernt wartete in der Brandung vor dem Kiesstrand ein kleines Boot etwas weiter weg lag in der sanften Dünung eine Trireme vor Anker, und am Horizont verblassten im Morgendunst die dunklen Flecken der Invasionsflotte.
    »Lauft!«, brüllte der Zenturio und ließ Schild und Schwert fallen. »Lauft!«
    Sie rannten über den knirschenden Kies auf das Boot zu. Als auch die Briten das Meer erblickten, erscholl sogleich das Kriegshorn – das Signal, die flüchtenden Männer zu überrennen, bevor sie sich in Sicherheit bringen konnten. Mit zusammengebissenen Zähnen, im Ohr den Lärm der rasch aufholenden Verfolger, rannte der Zenturio die sanfte Böschung hinunter, wagte sich jedoch nicht umzublicken, aus Angst, er könnte dabei langsamer werden. Am Bootsheck machte er eine hoch gewachsene Gestalt mit wehendem rotem Generalsmantel aus, die verzweifelt winkte. Noch fünfzig Schritte, da schrie unmittelbar hinter ihm jemand gellend auf: Der letzte Legionär in der Reihe war von den Briten mit einem Speer durchbohrt worden.
    Mit jeder Faser seines Körpers um sein Leben kämpfend, stürmte der Zenturio über den nassen Sand, stapfte durch die Brandung und warf sich über den Bug. Hilfreiche Hände packten ihn unter den Achseln und zogen ihn ins Boot; im nächsten Moment fiel ein Legionär auf ihn drauf und presste ihm den Atem aus der Lunge. Zwei der kräftigen Leibwächter des Generals schleuderten ihre Speere den Angreifern entgegen, die jetzt, da die Kräfteverhältnisse ausgeglichen waren, ihre Pferde am Strand gezügelt hatten. Doch sie waren zu spät gekommen, und als die Ruderer sich an die Arbeit machten, gelangte das Boot rasch in tieferes Wasser und näherte sich der Trireme.
    »Habt ihr es noch geschafft, den Wagen zu versenken? «, erkundigte sich der General besorgt.
    »J-jawohl, Herr …«, keuchte der Zenturio und klopfte auf die Wachstafel an seiner Seite. »Ich habe eine Karte gezeichnet, Herr. So gut es in der kurzen Zeit ging.«
    »Gut gemacht, Zenturio. Gut gemacht. Ich werde sie jetzt an mich nehmen.«
    Als der Zenturio dem General die Tafel reichte, blickte er sich um und sah, dass außer ihm nur noch ein Legionär den Briten entkommen war. Ein einziger! Am zurückweichenden Strand drängten sich mehrere Berittene um einen weiteren Soldaten, der so töricht gewesen war, sich gefangen nehmen zu lassen. Beim Gedanken an die Qualen, die dem wehrlosen Legionär bevorstanden, schauderte der Zenturio.
    Alle im Boot schwiegen, bis der General schließlich das Wort ergriff.
    »Wir werden zurückkehren, Männer. Wir werden zurückkehren, und dann werden diese Schufte den Tag bedauern, an dem sie die Waffen gegen Rom erhoben haben. Dies gelobe ich, Gaius Julius Caesar, beim Grab meines Vaters …«

Die Rheingrenze

Sechsundneunzig Jahre später, im zweiten Jahr der Herrschaft des Kaisers Claudius, gegen Ende des Jahres 42 n. Chr.

1

    Als der Wachposten die Latrinentür öffnete, fuhr ein eiskalter Windstoß hindurch.
    »Ein Wagen nähert sich, Herr!«
    »Mach die verdammte Tür zu! Sonst noch was?«
    »Ein kleiner Trupp.«
    »Soldaten?«
    »Sieht nicht so aus.« Der Wachposten verzog das Gesicht. »Es sei denn, die Marschordnung hätte sich geändert. «
    Der Dienst habende Zenturio hob jäh den Kopf. »Ich kann mich nicht erinnern, dich nach deiner politischen Meinung gefragt zu haben, Soldat.«
    »Jawohl, Herr!« Der Wachposten nahm unter dem funkelnden Blick seines Vorgesetzten Haltung an. Lucius Cornelius Macro war bis vor wenigen Monaten Optio
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