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Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Titel: Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel
Autoren: V.C. Andrews
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geboren, und mein erstes Pferd war ein Hengst…«
    »Also, bitte, Jillian! Dein erstes Pferd war ein ängstliches, kleines Pony.«
    »Du bist ein fürchterlicher Langweiler, Tony! Es ist doch wirklich egal, und außerdem klingt es besser, wenn man auf einem Hengst das Reiten gelernt hat und nicht auf einem Pony. Nebenbei war Scuttles ein süßer kleiner Schatz.«
    Da ich jetzt wußte, daß sie alles und jeden »Schatz« nannte, war es gar nicht mehr so nett, »Heaven Schatz« gerufen zu werden. Trotzdem zitterte ich, wenn sie mich anlächelte und mit ihren Handschuhen sanft meine Wange streichelte, so hungrig war ich nach Zuneigung. Mehr als alles andere wünschte ich mir ihre Zuneigung, vielleicht sogar ihre Liebe, und ich wollte versuchen, das so schnell wie möglich zu erreichen! »Sag mir nur, daß deine Mutter glücklich war, mehr muß ich nicht wissen«, flüsterte Jillian.
    »Sie war es bis zu ihrem Todestag«, flüsterte ich und log nicht einmal. Denn glücklich war sie gewesen, närrisch vor Glück, trotz der kläglichen Situation in einer provisorischen, armseligen Berghütte und trotz eines Ehemannes, der ihr nichts von dem, was sie gewohnt war, bieten konnte. So hatten es zumindestens Granny und Großpapa geschildert.
    »Dann brauche ich nichts weiter zu hören«, summte Jillian, umarmte mich und preßte mein Gesicht tief in den Kragen ihres Pelzmantels.
    Was würden sie sagen, wenn sie die Wahrheit über mich und meine Familie wüßten? Würden sie nur lächeln und denken, ich wäre bald wieder verschwunden und dann wäre es doch egal? Unter keinen Umständen durfte ich ihnen die Wahrheit verraten. Sie mußten mich als eine von ihnen akzeptieren lernen. Ich mußte erreichen, daß sie mich brauchten – und momentan hatten sie noch keine Ahnung! Obendrein beabsichtigte ich nicht, mich abschrecken zu lassen und meine Verletzbarkeit offen zu zeigen. Ihr Englisch war anders als meines, deshalb mußte ich gut zuhören, denn sogar vertraute Wörter klangen in ihrer Aussprache fremd. Ich hatte mich entschlossen, daran zu arbeiten, um ganz schnell in ihre Welt aufgenommen zu werden, eine Welt, so grundverschieden von allem, was ich kannte. Ich war klug und lernte rasch, und früher oder später würde ich einen Weg finden, um Keith und ›Unsere‹ Jane zu suchen.
    Anfänglich hatte ihr Parfüm angenehm geduftet, aber jetzt überflutete mich der schwere Jasmingeruch, machte mich schwindlig und ließ alles völlig unwirklich erscheinen. Gedanken an meine Stiefmutter Sarah kamen mir in den Sinn. Wenn Sarah doch ein einziges Mal in ihrem Leben eine Flasche von Jillians Parfüm besessen hätte, nur eine Dose oder Schachtel von Jillians seidigem Gesichtspuder!
    Der Regen, den ich zuvor angekündigt hatte, begann als leichtes Nieseln, aber in Sekunden trommelten Wassermassen auf das schwarze Autodach. Der Chauffeur fuhr langsamer und offensichtlich vorsichtiger, während wir drei hinter der gläsernen Trennwand nicht mehr sprachen. Jeder saß in Gedanken versunken. Nach Hause, nach Hause – das war alles, was ich dachte. Dorthin, wo es besser und schöner ist, wo ich mich über kurz oder lang tatsächlich willkommen fühlen würde.
    Mein Traum hatte sich zu schnell erfüllt, als daß ich alle Eindrücke speichern konnte. Jede Einzelheit dieser ersten Fahrt wollte ich bewahren und auskosten, egal wohin sie mich auch brachten. Später, wenn ich allein war, wollte ich dann über die Erinnerungen nachdenken. Heute nacht, allein in einem fremden Haus. Angenehme Gedanken tauchten auf: Warten, bis ich Tom schreiben konnte, um ihm von meiner wunderschönen Großmutter zu erzählen! Nie würde er glauben, daß jemand in diesem Alter so jung aussehen könnte. Und meine Schwester Fanny wäre rasend eifersüchtig! Wenn ich nur Logan anrufen könnte, der nur ein paar Meilen entfernt war, in irgendeinem großen Studentenwohnheim. Aber ich war leichtgläubig und naiv genug gewesen, um auf Cal Dennisons Verführungskünste hereinzufallen. Jetzt hatte Logan kein Interesse mehr an mir, todsicher würde er bei meinem Anruf gleich auflegen.
    Während der Chauffeur nach rechts abbog, begann Jillian ausführlich davon zu schwärmen, was sie in Kürze alles planen würde, um mich zu unterhalten: »Weihnachten ist bei uns immer ein ganz besonderes Ereignis, da gehen wir alle ganz groß aus.«
    Da war es. Auf ihre Art teilte sie mir mit, daß ich über Weihnachten bleiben könnte. Und es war doch erst Anfang Oktober… allerdings war der
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