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Caroline

Caroline

Titel: Caroline
Autoren: Felix Thijssen
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Caroline legte eine Hand darauf, als habe sie Angst, es könne herunterfallen. »Nein, ich schreibe nur so an einer Geschichte.«
    »Hat sie einen Titel?«
    Caroline schüttelte den Kopf und ich biss in ein Sandwich. Es war sogar richtig schmackhaft, ein bisschen saftig durch die Gurke dazwischen und mit einem Streifen Mayonnaise garniert.
    Nel nahm sich ein Brot mit Käse und Tomaten. »Ist sie nicht zur Veröffentlichung bestimmt?«
    Die Frage brachte Caroline in Verlegenheit. »Dafür ist sie bestimmt nicht gut genug.«
    Wir schwiegen eine Weile. Ich trank noch etwas Wein und suchte mir ein Sandwich für unterwegs aus. Ich konnte mich des Gefühls nicht erwehren, dass ich mich wohl besser aus dem Staub machte, schon allein deshalb, weil mir nichts Besseres einfiel als eine Platitude nach der anderen. »Das war richtig lecker. Aber jetzt muss ich wirklich los. Wir treffen uns dann nachher im Hotel.«
    Es war anscheinend typisch für Caroline, andere Leute anzurempeln und Gegenstände fallen zu lassen. Diesmal war es ihr Glas, das nur deshalb nicht zerbrach, weil es aus Plastik war. Sie war übernervös und jedes Kind konnte erkennen, dass ihr mehr auf der Seele lastete als nur ihr Aussehen, an das sie gewöhnt sein musste. Nel gab mir mit einem breiten Lächeln zu verstehen, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte, und ich ließ die Damen erleichtert zurück.
    Als sie eine Stunde später zurückkehrten, saß ich mit einem Buch im Hotelgarten. Nel gab mir einen Kuss und verkündete, dass sie und Caroline nachmittags zusammen einen Bootsausflug machen wollten und ich mich solange allein beschäftigen müsse. Ich sah, dass Caroline sich in Nels Gesellschaft wohl fühlte. »Sie ist ein bisschen einsam und schüchtern, aber sie hat wirklich Sinn für Humor und wir haben viel Spaß miteinander«, sagte Nel, als das Mädchen auf ihr Zimmer ging, um sich umzuziehen. »Ich durfte sie sogar fotografieren.«
    »Wow.«
    »Sei nicht sarkastisch. Ich habe sie auch gefragt, ob sie heute Abend mit uns zusammen essen will, aber ihre Mutter kommt zurück, da hast du also nochmal Glück gehabt.«
    Wir saßen an unserem gewohnten Tisch am Fenster, als Caroline in Begleitung einer auffallend schönen und elegant gekleideten Dame den Speisesaal betrat. Die Leute guckten und begannen zu flüstern. Die Hotelbesitzerin fiel beinahe auf die Knie und geleitete die Dame überaus zuvorkommend an den besten Platz mit Meerblick, ein paar Tische weiter in unserer Reihe. Caroline stand verloren daneben, warf uns aber einen ironischen Blick zu, während ihre Mutter sich auf den für sie zurückgezogenen Stuhl setzte und der Hotelbetreiberin mit einem kühlen Lächeln dankte.
    Nel schaute mit großen Augen zu und flüsterte: »Allmächtiger!«
    »Was denn?«
    »Das ist Valerie Romein!«
    »Wer?«
    Caroline setzte sich der Dame gegenüber und die Tochter des Hauses eilte mit Speisekarten herbei.
    Nel schnaufte. »Das Topmodel. Alle Welt kennt sie, außer Max Winter. Karen Mulder mit Extraklasse.«
    »Kenne ich auch nicht.«
    »Dann meinetwegen Claudia Schiffer oder Laetitia Casta.«
    »Warte mal, der Name Laetitia Casta sagt mir was, die hat doch für die französische Marianne Modell gestanden, von der habe ich Fotos gesehen, die einen Mann ziemlich aus der Ruhe bringen können. Aber diese Dame sieht nach Rolls-Royce aus, während Laetitia meiner Meinung nach mehr was fürs Schlafzimmer ist. Wenn man mich fragt. Wie hieß sie noch gleich?«
    »Valerie Romein. Genau das meine ich.«
    »Was?«
    »Dass man dich nicht mit Laetitia Casta alleine lassen dürfte. Du würdest sofort mit ihr ins Bett hüpfen.«
    Ich trank einen Schluck Wein und sagte erst einmal nichts. »Aber die Männer, die das nicht tun würden, kannst du doch an zehn Fingern abzählen, oder?«, fragte ich dann.
    Ihr Gesicht verdüsterte sich. »Vielleicht sollte ich die Suche nach einem von den zehn einfach aufgeben.«
    »Kein Mensch ist vollkommen, und dich würde Casanova auch mit seinen schönen Reden rumkriegen, oder wer immer momentan der aktuelle Frauenschwarm ist, Tom Cruise, Leonardo DiCaprio?«
    »Brrr.«
    »Wie dem auch sei, was wäre, wenn ich ziemlich betrunken wäre und sie wahnsinnig sexy und ich der Versuchung nicht widerstehen könnte?«
    »Du meinst, wenn sozusagen höhere Gewalt im Spiel wäre?« Nel kicherte. »Zu viel Alkohol setzt dich doch eher schachmatt, wenn ich mich recht erinnere.«
    Ich stimmte in ihr Lachen ein. Sie spielte auf die Polizeifeier
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