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Cachalot

Cachalot

Titel: Cachalot
Autoren: Alan Dean Foster
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»Entschuldigen Sie.«
    Die Anschnallzeichen waren ausgeschaltet. Sie schnallte sich los und blickte über die Rückenlehne ihres zurückgeklappten Sessels. Der Mann, der gesprochen hatte, saß auf der anderen Seite des Mittelgangs, eine Reihe hinter ihnen. Ein kräftig gebauter Herr mit kaffeefarbener Haut, etwa in ihrem Alter. Sein Haar und seine Augen waren ebenso schwarz wie die ihren. Das Haar hing ihm bis zu den Schultern, war glatt nach hinten gekämmt und zeigte nicht einmal die Andeutung einer Locke oder Welle. Er hatte einen breiten Mund, der unter seiner scharfen Hakennase verschwand, die wie der Schnabel eines Raubvogels wirkte.
    »Das ist ein Neurophon, nicht wahr? Vor einer Weile war mir, als würde etwas an mir zupfen.« Er lächelte explosionsartig und verwandelte sich plötzlich von einem nichtssagenden Zeitgenossen in einen gut aussehenden, dunkelhäutigen Herrn.
    »Ja, das stimmt«, sagte Rachael kühl, und Cora dachte, gut für dich, Mädchen.
    »Chalcophyritbeschichtet, ein Zwölf-Schichten-Modell, nicht wahr? Auf Amropolus gemacht? Mit einem Yhu-Tuner?«
    »Stimmt.« Rachael wurde plötzlich munter und drehte sich in ihrem Sitz herum. »Spielen Sie?«
    »Nein.« Das klang, als wolle der Mann sich entschuldigen. »Ich würde gerne. Ich fürchte nur, daß ich überhaupt kein musikalisches Talent habe. Aber um einen geschickten Spieler zu erkennen, reicht es aus. Auch wenn es nur ein paar Töne sind.« Wieder das strahlende Lächeln.
    »Wirklich?« Rachaels Tonfall war jetzt nicht mehr so kühl.
    »Ich kann verstehen, wenn Sie sagen, Sie würden ein Talent dann erkennen, wenn Sie es hören. Aber mir scheint, Sie verlassen sich mehr auf Ihre Augen als Ihr Gehör?«
    »Sehen kann ich ein Talent nicht, nein«, erwiderte der Mann. Irgendwie schien ihm der Einwand peinlich. Er wirkte scheu, wollte sich aber offenbar nicht ins Schweigen zurückziehen. »Aber Sensitivität und gefühlsmäßige Beweglichkeit glaube ich sehen zu können.«
    »Wirklich?« antwortete Rachael geschmeichelt und erfreut. »Wollen Sie mir schmeicheln?«
    »Ich schmeichle Ihnen, nicht wahr?« sagte er mit entwaffnender Direktheit. Das war eine ehrliche Frage.
    Rachael hielt sich noch ein paar Sekunden lang zurück und brach dann in ein hohes, mädchenhaftes Kichern aus, das in auffälligem Kontrast zu ihrer sonst meist dunkel klingenden Stimme stand.
    »Ja, das tun Sie wahrscheinlich.« Sie musterte ihn interessiert. »Jetzt werden Sie mich gleich bitten, mich zu Ihnen zu setzen und Ihnen etwas vorzuspielen.«
    »Ja, das wäre nett«, erwiderte der Mann offen. Und dann fügte er noch rechtzeitig hinzu: »Aber ich fürchte, das geht nicht. Ich weiß noch nicht einmal, wo ich auf Cachalot wohnen werde.«
    Rachael starrte ihn an. »Ich glaube, Sie meinen es ernst. Daß Sie sich bloß die Musik anhören wollen.«
    »Das sagte ich doch, nicht wahr? Falls wir uns wieder begegnen sollten, mein Name ist Merced. Pucara Merced.«
    »Rachael Xamantina.«
    »Sagen Sie«, meinte er und rutschte auf seinem Sitz ein Stück zur Seite, als sie in ein kleines Luftloch gerieten, »können Sie bei Richtungsprojektionen gleichzeitig die Tasten und die Glieder wechseln?«
    »Manchmal.« Sie klang begeistert. Cora starrte resolut zur Luke hinaus. »Es ist schwierig genug, wenn man sich auf die Musik konzentriert und versucht, die entsprechenden neurologischen Reaktionen im Publikum hervorzurufen. Es ist so schwierig, sie richtig durchzuführen, ohne sich gleichzeitig über die physiologische Orientierung Sorgen zu machen. Man muß sich einfach auf zuviel konzentrieren.«
    »Ich weiß.«
    »Möchten Sie vielleicht, daß ich Ihnen jetzt etwas vorspiele?« Sie drehte das leierförmige Instrument in Spielposition, und ihre linke Hand liebkoste die Saiten, während die rechte über den Energieschaltern und Projektionssensoren schwebte. »Ich glaube nicht, daß es dem Piloten etwas ausmachen würde, obwohl meine Mutter da anderer Ansicht ist.«
    »Das ist keine Frage des Piloten«, sagte er nachdenklich. »Ich weiß, daß Sie das Niveau ziemlich tief halten können. Aber unseren Mitpassagieren gegenüber wäre es nicht höflich. Vielleicht mögen nicht alle Musik. Außerdem…« – dabei lächelte er wieder leicht – »könnten Sie versehentlich die Lichter ausschalten, oder die Temperatur um dreißig Grad senken.«
    »Also gut. Aber sobald wir gelandet sind, wenn Sie dann nicht zu schnell verschwinden, verspreche ich, daß ich etwas für Sie spielen werde.
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