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Cachalot

Cachalot

Titel: Cachalot
Autoren: Alan Dean Foster
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verborgen lag, dann würde es Cachalot sein.
    Obwohl sie immer noch das Gesicht gegen die Luke preßte und mit großen Augen das Bild absuchte, das sich ihr bot, konnte sie keine der weit verstreuten Inseln entdecken, die das einzige Land auf Cachalot darstellten. Diese isolierten Inseln waren auch nicht aus Fels oder Stein geformt. Auf Cachalot hatte sich der ewige Krieg zwischen Wellen und Klippen vor langen Zeiten zugunsten der Wellen entschieden. Winzige Geschöpfe, die Hexalate genannt wurden, hinterließen ihre harten Exo-Skelette und erbauten daraus Atolle und Riffe, ganz ähnlich den Korallen der Erde. Es gab nichts, das den Namen Kontinent verdiente, obwohl an manchen Stellen die Ozeane seicht waren, wenn auch nie über weite Strecken. Alles, was von Coras augenblicklichem Standort aus zu sehen war, waren die hellen, spiegelblanken Flecken an den gegenüberliegenden Polen, Packeisfelder, die auf dem Wasser trieben. Sie waren viel kleiner als jene der Erde.
    Cora zeigte sie Rachael, die darauf nur mit einem gleichgültigen Zupfen an den Saiten ihres Neurophons reagierte. »Hör auf damit!« meinte Cora mit gerunzelter Stirn. »Das macht man nicht.«
    Rachael runzelte die Stirn. »Ach Mutter… ich hab die Projektionsmatrix abgeschaltet und nur ganz wenig Energie. Das macht doch dem Shuttle nichts aus.«
    Aber Cora hatte ein verräterisches, wenn auch schwaches Prickeln verspürt. »Deine Axonen leuchten. Ich spüre es. Du könntest die anderen Passagiere belästigen.«
    »Ich habe keine Klagen gehört«, sagte Rachael leise. Aber sie berührte einige Kontaktpunkte an den Dendriten und schaltete die Energiezufuhr ab. Dann zupfte sie beleidigt an einer Saite. Sie erzeugte einen normalen musikalischen Ton, der durch die Kabine zog. Einige Passagiere drehten sich um und sahen sie an.
    Coras Nerven reagierten nicht. Befriedigt wandte sie den Blick wieder zur Luke.
    Rachael war intelligent genug, um nichtverbale Möglichkeiten zu finden, ihre Unzufriedenheit auszudrücken. Cora sagte sich, daß ihre Tochter genau wußte, daß es allen Flugregeln widersprach, ein Neurophon in einem nicht abgeschirmten Raum an Bord irgendeines Fahrzeugs zu spielen. Es wäre schlimm genug an Bord des Liners gewesen, den sie gerade verlassen hatten. In einem Shuttle, wo der ganze Flug von komplizierten, kritischen Gleichgewichtsvorgängen abhing, die von Pilot und Maschine gesteuert wurden, hätte es ihnen viel Ärger bereiten können. Rachael zupfte nur an ihrem verdammten Spielzeug herum, um ihre Mutter zu ärgern, das wußte Cora. Es wäre viel besser für sie, wenn sie das Instrument einfach aufgäbe. Es nahm einen viel zu großen Teil ihrer Studienzeit in Anspruch. Cora hatte sie zu überreden versucht, das Gerät aufzugeben. Sie hatte es nur einmal versucht. Für ihre Tochter war es gleichsam eine Sucht geworden, ja mehr als das, gleichsam ein Ersatzkehlkopf. Rachael wußte, daß sie ihrer Mutter mit Worten nicht gewachsen war, also reagierte sie manchmal durch Schmollen auf einen Streit und indem sie mit der Nervenmusik sprach. Ihre Tochter entwickelte sich zu einer Art Bauchrednerin.
    Eine höfliche, etwas angespannt wirkende Stimme hallte aus dem Kabinenlautsprecher. »Bitte, bereiten Sie sich auf den Eintritt in die dichte Atmosphäre vor, meine Damen und Herren. Wir erwarten einige Turbulenzen. – Danke.«
    Cora vergewisserte sich, daß sie angeschnallt war, hielt sich an den Armlehnen ihres Sessels fest und lehnte sich zurück. Ein paar Minuten lang war nichts zu bemerken, dann ein kräftiger Stoß, eine Sekunde lang das Gefühl abzustürzen, und dann trieben sie sanft durch klaren, blauen Himmel. Sie ließ die Armlehnen los und blickte zur Luke hinaus.
    Unter ihnen tauchte der Wirbel eines kleinen Zyklons auf, raste vorbei und verschwand hinter ihnen. Wolken aller möglichen Formen und Größen flogen vorbei, und einmal, ein einziges Mal, glaubte sie, etwas Helles aufblitzen zu sehen. Das hätte eine Insel sein können. Sie versuchte, sich Cachalots Topografie vorzustellen, die sie sich eingeprägt hatte, und kam zu dem Schluß, daß es sich bei dem hellen Blitz um eine Kumuluswolke und nicht um Land gehandelt hatte.
    Das Commonwealth-Hauptquartier befand sich auf Mou’anui, einer von einigen riesigen Lagunen, die von ausreichend stabilem Land umgeben waren, um die Einrichtung dauerhafter, nichtschwimmender Installationen zu gestatten. Cora suchte die Meeresfläche danach ab, als eine Stimme hinter ihnen erklang:
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