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BY703 - Der Boß schickt den Curare-Killer

BY703 - Der Boß schickt den Curare-Killer

Titel: BY703 - Der Boß schickt den Curare-Killer
Autoren: Horst Friedrichs
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33. Straße brauchte ich nur fünf Minuten. Ich stellte den Wagen an der Ecke Third Avenue ab und ging das letzte Stück an den Häuserblöcken entlang zu Fuß. Bei Nummer 159 und 158 suchte ich die Klingelschilder vergeblich ab. Der Japaner hatte sich um zwei Ziffern geirrt. Nummer 157 stimmte. ›M. Collins‹ stand ziemlich weit oben in der Reihe der leuchtenden Schildchen. Ich zählte nach. Zwölfter Stock.
    Das Apartment von Mandy Collins lag nicht weit vom Lift entfernt. Ich drückte auf die Klingel. Innen kamen Schritte näher. Die Tür wurde einen Spaltbreit geöffnet.
    »Wer sind Sie?« Ich sah sie nur zur Hälfte, stellte aber sofort fest, daß sie geweint hatte. Ihr langes blondes Haar hing zerzaust über dem dunklen Pullover.
    »Cotton, FBI«, sagte ich und hielt ihr meine Marke hin. »Kann ich Sie einen Moment sprechen?« Sie nickte. Mit verweinten Augen öffnete sie wortlos die Tür.
    »Bitte nehmen Sie Platz«, sagte sie leise und deutete auf eine Reihe von Sitzkissen.
    »Miß Collins«, begann ich. »Sie wissen, was heute in der Bank of Tokyo geschehen ist. Bitte erklären Sie mir…«
    Ich kam nicht weiter. Mandy Collins schluchzte laut auf und vergrub ihr Gesicht in den Händen. Wie ich es schaffte, sie zu beruhigen, weiß ich heute noch nicht. Das Mädchen mit den großen blauen Augen blickte mich an und sagte tonlos: »Ich habe gewußt, daß er ermordet werden würde!«
    ***
    William Hammond vollführte mit seinen manikürten Fingern ein rhythmisches Trommelsolo. Nur schwach erhellte eine Schreibtischlampe den luxuriösen Wohnraum der Villa am Victory Boulevard in Richmond. Hammond war ein rundlicher Mittvierziger. Auf den ersten Blick sah man ihm den wohlhabenden Geschäftsmann an. Eine Halbglatze schimmerte über seinem geröteten, aufgedunsenen Gesicht.
    Ihm gegenüber räkelte sich auf einem liegestuhlähnlichen Sessel ein dunkelhaariger schlanker Mann, der einen eleganten anthrazitfarbenen Anzug trug. Seine Kleidung erinnerte an einen Franzosen. Die sonnengebräunte, ledern wirkende Haut ließ jedoch eher auf einen Südamerikaner schließen, »Sie können mehr als zufrieden sein«, sagte der Dunkelhaarige mit übertriebener Arroganz. Er betrachtete gelangweilt seine Fingerspitzen. »Die New Yorker Superpolizei wird eine Ewigkeit brauchen, bis sie sich einen Vers auf die Sache machen kann. Wenn die Herren überhaupt so weit denken können.« Hammonds nächtlicher Gast lächelte selbstsicher. Der Dicke sog genießerisch an einer dunklen Zigarre.
    »Ob Ihr System perfekt ist, wird sich herausstellen, Garcia. Aber mit Sicherheit erst dann, wenn wir uns im sonnigen Süden wohl fühlen.«
    Hammond kicherte kindisch und richtete seinen beleibten Oberkörper auf. Aus der mittleren Schublade seines Schreibtisches zog er einen roten Schnellhefter. Seine Stimme wurde schlagartig um hundert Grad frostiger.
    »Kommen wir zur Sache, mein Freund. Die Hauptarbeit will noch getan werden.«
    Hammond reichte seinem Gegenüber den dunklen Aktendeckel.
    »Studieren Sie die Pläne gründlich. Wenn Sie mit den Örtlichkeiten vertraut sind, können wir den zeitlichen Ablauf besprechen.«
    Lopez Garcia, der Salongangster aus der chilenischen Hauptstadt Santiago, lehnte sich wortlos zurück und begann zu lesen.
    William Hammond versank in Gedanken. Seit fast zwanzig Jahren war er Manager und Teilhaber der Im- und Exportfirma mit der wohlklingenden Bezeichnung ›Jackson and Hammond Trading Company‹. Stolz verkündete der Briefkopf der Firma, daß der Laden schon 1812 gegründet worden war. Nicht erwähnt war allerdings, daß heute mit anderen Methoden gearbeitet wurde als vor gut 150 Jahren. Daran konnte auch Hammonds Teilhaber, Harold B. Jackson, nichts ändern. Er wollte es auch gar nicht. Jackson hatte sich zwar schon vor drei Jahren zur Ruhe gesetzt, zog aber um so bereitwilliger einen beträchtlichen Anteil aus Hammonds dunklen Überseegeschäften.
    »Die Sache dürfte einfacher sein als in der Bank«, durchbrach Garcia das Schweigen. »Der Bungalow steht allein. Und die nächsten Häuser zu beiden Seiten sind gut hundert Yards entfernt.«
    »Sicher«, brummte Hammond. »Aber gerade in solchen Gegenden hören die lieben Nachbarn die Flöhe husten. Eine Unvorsichtigkeit können wir uns dort ebensowenig leisten wie bei unseren Bankiersfreunden.«
    Hammond stand schwerfällig auf und beugte sich über den Schnellhefter. Sein Zeigefinger fuhr über das knisternde Transparentpapier.
    »Hier ist die Todt Hill Road.
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